Ausgabe 14-15/2014: Wege aus der Flaute

Ist der Autogas-Boom vorbei? Diese Frage stellen sich Fahrzeug- und Autogas-Hersteller ebenso wie Autohäuser und Autogas-Nachrüst-Werkstätten auf dem deutschen Markt. Die Neuzulassungs-Übersichten des KBA zeigen, dass neue LPG-Modelle seit 2009 stagnieren. Dass dennoch viele Autofahrer Interesse an dem preisgünstigen Kraftstoff haben, zeigen die Bestandszahlen, die weiterhin starke Steigerungen aufwiesen. Ursache dafür sind die nachträglichen Umrüstungen der als Benziner zugelassenen Fahrzeuge auf Autogas-Betrieb. Konkret: Den rund 70.000 bei Erstzulassung als Autogas-Fahrzeug registrierten Pkw (2004 bis 2013) standen zum Jahreswechsel 2013/14 mehr als 500.000 LPG-Pkw gegenüber (s. Tabelle). Auch die Hersteller haben sich aus dem LPG-Markt weitgehend zurückgezogen. Lediglich Dacia, Ford, Hyundai/Kia und Opel bieten noch Autogas-Modelle "ab Werk" an, wobei Hyundai und Kia nur die Kleinwagen i10 und Picanto als LPG-Variante ab Importeur offerieren. Für die anderen Modelle gibt es "Nachrüstungen" über die Handelspartner. VW hat noch den Caddy BiFuel im Programm. Dem gegenüber wollen Autogas-Anlagenanbieter wie z. B. INTEC den Markt mit neuen Ideen wiederbeleben (dazu mehr in der nächsten AUTOHAUS-Ausgabe). LPG-Umrüstung als Profit-Center Für Autohäuser und Kfz-Werkstätten kann die Autogas-Nachrüstung zu einem Profit-Center werden. Neben höherer Werkstatt-Auslastung durch Einbau und Wartung der Anlage und engerer Kundenbindung bietet die LPG-Nachrüstung weitere Chancen: Mit unterschiedlichen Kalkulationsmöglichkeiten wie z. B. der Berechnung des Einbaus zu internen Verrechnungssätzen können neue Autogas-Kunden gewonnen werden. Dies führt zu Folgegeschäften bei Wartung/Inspektion. Überzeugende Argumente in der Kundenansprache sind Umweltschutz und Kosten sowie die absehbare Verlängerung des niedrigeren Mineralölsteuersatzes über 2018 hinaus. Enge Kundenbindung schaffen Autohäuser auch durch eine eigene Autogas-Tankstelle auf ihrem Betriebsgelände. "Wellige" Nachfrage Dieter Langer, Inhaber und Betreiber einer Werkstatt und Tankstelle (Benzin, Diesel, LPG) im rheinischen Bad Honnef, bietet seit einigen Jahren LPG-Umrüstungen an, überwiegend mit Gas-Anlagen von Vialle und BRC. Und er hat ein klares Konzept: "Vor allem in jüngeren, modernen Fahrzeugen verbauen wir hochwertige moderne Anlagen, die auch OBD2-fähig sind. Besitzern älterer Fahrzeuge bieten wir eher billigere Anlagen an, denn diesen Kunden kann man keine Gasanlage für über 2.000 Euro verkaufen." Die Nachfrage bezeichnet er aktuell als "wellig". Und weiter: "Manchmal bauen wir fünf bis sechs Anlagen in kurzer Zeit ein, es gibt aber auch Monate ohne eine einzige Umrüstung." Gewonnen habe er dabei dennoch, denn seine Autogas-Kunden seien auch langfristig treue Tank- und Service-Kunden. Neueste Technologie für "Re-Start" Wie die Tabelle zeigt, haben bis 2012 die Umrüster und Werkstätten vom Nachrüstgeschäft profitiert, seit 2013 bewegt sich der Bestandszuwachs jedoch nur noch auf dem Niveau der Neuzulassungen. Anlagen-Hersteller und Umrüst-Servicebetriebe wollen daher den Markt neu beleben. Neben neuester Technik wie OBD2-Schnittstelle und lebenslanger Garantie auf die Anlage soll die "Wende" in Angriff genommen werden. Aktuell sind knapp 30 Hersteller von Anlagen (siehe Übersicht) auf dem Markt, die Zahl der Umrüstbetriebe wird vom Deutschen Verband Flüssiggas e.V. (DVFG), Berlin, auf rund 3.000 geschätzt, der ZDK geht von 6.000 bis 7.000 Kfz-Meisterbetrieben in Deutschland aus. Qualifiziertes Personal Fast alle Hersteller von Autogas-Anlagen schulen Mitarbeiter von Werkstätten inhouse. Bevor die Hersteller an die Werkstätten liefern, stellen sie laut DVFG sicher, dass Mitarbeiter mit den Anlagen umgehen, diese einbauen und warten können. Auch die TAK bietet laufend Qualifizierungen zu Gasanlageneinbau und zur -prüfung (GAP / GSP) an. Der Deutsche Verband Flüssiggas e.V. (DVFG) hat Zertifizierungskriterien zur Überprüfung der Ausrüsterwerkstätten ausgearbeitet. Der DVFG bietet allen akkreditierten Zertifizierungsgesellschaften, die im Bereich Werkstattzertifizierung/ Automobile tätig sind, die Unterstützung bei der Entwicklung eines Zertifikats an (Info unter: www.autogastanken.de). Auch drei TÜVs (TÜV Saarland automobil GmbH, TÜV Rheinland, TÜV Thüringen e.V.), zertifizieren die Werkstätten. Grundlage ist eine umfangreiche Überprüfung der Werkstatt und nicht nur die Befähigung beziehungsweise Qualifizierung einzelner Mitarbeiter (Kontaktdaten siehe Kasten oben). Tüv-Zertifizierung Die folgenden Prüforganisationen bieten den Ausrüstern bereits ein Zertifizierungsprogramm an:- TÜV Saarland automobil GmbH: Dr. -Ing. Stefan Behrning, Am TÜV 1, 66280 Sulzbach, Tel. 0 68 97 / 50 06-0; Internet: www.tuv.com/saarland- TÜV Rheinland: Dipl.-Ing. Decker, Technischer Leiter Verkehrstechnik, Hartmanns Au, 66119 Saarbrücken, Tel: 06 81 / 98 54 00- TÜV Thüringen e.V.: Fachabteilung Alternative Antriebe, Service-Center Mittelthüringen, Ichterhäuser Straße 32, 99310 Arnstadt, Tel: 0 36 28 / 59 84 54 HERSTELLER AUTOGAS-ANLAGEN - AC Autogaz (PL)- AG Autogas Systeme (NL)- Aldes (Türkei)- Autogas/Easyjet Italia (I)- Bigas (I)- BRC (I)- D.T. Gas (PL)- e-G@s (Import: Zeicom Regensburg)- Emmegas (I)- Eurogas (Landi-Renzo-Gruppe, I)- Femitec, Mannheim- Frontgas, Brilon- Icom (I)- INTEC, Uslar- Irmscher, Koop Landi Renzo (Remshalden)- King (PL, Import: Becker Automobile, HH)- KME (Lodz, PL)- Landi (I)- Landi-Renzo (I)- Lovato (I, in D: ecoengines)- OMVL (I)- Prins (NL, Eindhoven)- Solaris, ex Car-Gas (PL) auch Diesel-LPG- Stargas (Tallin), D: GAAS osaühing, Dresden- Tartarini (I)- Teleflex GFI (NL)- TwinTec, Königswinter- Vialle (NL, Eindhoven)- Zavoli (Import: Becker Automobile, HH)

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