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Zehn-Jahres-Plan: Opel setzt auf Modelle und Europa

06.09.2012 14:42 Uhr
Thomas Sedran
Thomas Sedran: "Wir werden Lücken in unserem Portfolio schließen und in Wachstumssegmente vorstoßen."
© Foto: Opel

Die Antwort auf die schwere Absatzkrise heißt vor allem: Wachstum durch neue Modelle. Auch die Kosten müssen runter. Besonders an den Fahrzeugen selbst wird Hand angelegt.

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Neue Modelle, aber billiger in der Herstellung: Mit diesem Rezept soll der verlustreiche Autobauer Opel seine schwere Krise überwinden. Opel-Interimschef Thomas Sedran will mit neuen Modellen in boomenden Segmenten wieder aufholen. "Wir werden eine ganze Reihe von neuen Fahrzeugen in den Markt bringen, mit denen wir Lücken in unserem Portfolio schließen und in Wachstumssegmente vorstoßen", sagte Sedran der Nachrichtenagentur dpa.

Zugleich will Opel bei den Kosten den Rotstift ansetzen: Beim Personal, aber vor allem bei der Fahrzeugproduktion. "Da geht es um weit mehr als bei den Lohnkosten, hier werden wir die wesentlichen Effekte erzielen", sagte Sedran. Opel habe seine Fahrzeuge jahrelang mit teuren Anforderungen gebaut, die andere Hersteller nicht hätten - auch nicht im deutschen Oberklasse-Bereich. Zudem werde aktuell mit dem Betriebsrat über den Abbau von Bürokratie und die Verschlankung von Strukturen auch im Management diskutiert.

"Wir werden eine ganze Reihe von neuen Fahrzeugen in den Markt bringen, mit denen wir Lücken in unserem Portfolio schließen und in Wachstumssegmente vorstoßen", sagte Sedran. Dass das nicht über Nacht geht, weiß der Strategievorstand der Adam Opel AG: der neue Unternehmensplan trägt den Titel "Drive Opel 2022".

Vom lange befürchteten Kahlschlag beim Personal spricht Sedran derzeit nicht: Die Gespräche mit den Arbeitnehmern zum Deutschlandplan, der Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 ausschließen soll, laufen. Und zwar ohne Zeitdruck, wie Sedran betonte: "Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen. Wir werden mit der IG Metall und dem Betriebsrat eine bestmögliche Einigung finden, die uns so schnell wie möglich wieder nachhaltig profitabel macht. Das ist die beste Zukunftssicherung."

Modell-Lücken schließen

Zu den zuletzt vernachlässigten Segmenten gehören etwa die Bereiche Kleinwagen und Sport-Geländewagen (SUV). Diese Lücken werden schon sehr bald geschlossen: "Mit Mokka und Adam bringen wir zwei Fahrzeuge in zwei sehr schnell wachsenden Segmenten, die auch in dieser Konjunkturlage noch wachsen", sagte Sedran. Zudem sei unter dem Adam noch ein Kleinstwagen (Citycar) geplant. Und im März 2013 will Opel wieder ein Cabrio namens Cascada in den Verkauf bringen. Große Limousinen plant Opel hingegen nicht: "Das Segment oberhalb des Insignia schrumpft eher. Ein weiteres Angebot in einem schrumpfenden Segment auf den Markt zu bringen, macht im Moment wenig Sinn."

Der Zehn-Jahres-Plan sei vom neuen Managementteam ausgearbeitet worden zusammen mit GM-Vize Steve Girsky, der dem Aufsichtsrat der Adam Opel AG vorsitzt. Darin sind milliardenschwere Investitionen in neue Fahrzeuge vorgesehen. Auch der finanzielle Rahmen sei mit GM abgestimmt. Zahlen nannte Sedran nicht, sagte aber: "Mit diesem Portfolio an neuen Fahrzeugen und Motoren werden wir wieder auf die Erfolgsspur kommen."

Synergien durch Kooperationen

Darüber hinaus verhandelt das Management mit dem Partner PSA Peugeot-Citroën über Synergien durch Kooperationen bei Einkauf, Logistik und Entwicklung. Spekulationen über Pläne, französische Autos in Rüsselsheim zu bauen, wies Sedran zurück: "Es ist faktisch falsch. Wir haben hierzu keine Entscheidungen. Wir reden über die Themen Einkauf und Entwicklung." Erst wenn man sich sicher sei, dass man Autos gemeinsam entwickelt, müsse man sich Gedanken machen, wo man die am besten baut: "Es gibt jede Menge Gerüchte, aber die sind meist falsch."

Die Rückkehr zum Erfolg strebt Sedran vor allem in Europa an. Einen massiven Markteintritt der Marke Opel auf dem boomenden chinesischen Automarkt schließt er aus: "Autos in Preissegmenten, in denen wir zu Hause sind, lassen sich nur sehr schwer in diese weit entfernten Märkte exportieren." Zwar werde Opel künftig auch in China mehr Autos verkaufen als heute. Der Hersteller setzt auf dem Riesenmarkt gerade einmal 5.000 Wagen ab. Auf breiter Front werde die Marke Opel in China aber nicht eingeführt: "Dann müsste Opel aus meiner Sicht ein neues Werk dort installieren und zusätzlich Hunderte von Millionen in Werbung investieren", sagte Sedran der dpa.

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KOMMENTARE


K. Wempe

06.09.2012 - 13:26 Uhr

Den China Markt überlässt OPEL doch heute schon GM. Unter opel.com.cn findet man außer den Antara eigentlich nur den Astra H Stufenheck und den Zafira B. Warum, das ist sonnenklar. OPEL Insignia und demnächst Astra J Stufenheck werden dort Buick gebrandet vermarktet. Wenn man auf 2 Schienen fährt ist man noch lange nicht im selben Zug unterwegs. Die Öffnung für OPEL z. B. in den chinesischen Markt könnte man auch über Synergien im Händernetz steuern, d. h. Cadillac, Buick und OPEL nebeneinander über alle Händler dort vermarkten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass VW für jede Marke in China ein eigenes Netz unterhält. Aber was soll Herr Sedran auch anderes erzählen? Letztlich kann er doch nicht den Erfolg der Marke ausschließlich im aufstrebenden russischen Markt suchen wollen. Leider immer noch nichts Halbes und nichts Ganzes.


Michael Kühn

06.09.2012 - 18:40 Uhr

@ Herr Wempe, Hallo Herr Wempe, ich bin in einigen Dingen (Chinaexport) leider nicht so firm, hatte aber sehr oft einen, für GM, "bösen" Gedankengang: Was wäre z. B. wenn, Opel nicht direkt als Exporteur auftreten würde? Sondern über einen großen Zwischenhändler in China viele Einheiten dort absetzen könnte/würde? Tageszulassungen sind eigentlich GW und für GM nicht so einfach in Schranken zu weisen... (Auch eine 6 - Mon. - Haltedauer müßte sich doch mit der deutschen Zulassung im fernen China erklären lassen...) Tageszulassungen würden vielleicht sogar die Neuwagenpreise von GM unterbieten können, oder sehe ich hier etwas zu "rosarot"?. Mit dem Export nach China habe ich mich bisher noch nicht befasst, aber mit verschiedenen Chinesinnen 2-4 sprachig schon einmal dieses Thema angesprochen. (Alle haben hier in Deutschland studiert u. kennen beide Menthalitäten). Aus "irren Ideen" wurden schon öfter interessante Perspektiven geschaffen. Ich glaube auch nicht dass ich der Einzigste bin, der diese Gedanken hat. - Synergien will GM scheinbar nicht haben (so denke ich), - analog der 1. Strophe von der Deutschland-Hymne: "GM, über alles in der Welt"... Wenn ich total daneben denken sollte, als Traumtänzer sozusagen, würde ich gern trotzdem Ihre Gedanken zum Thema erhalten. Grüßle vom Querdenker.


K. Wempe

10.09.2012 - 17:29 Uhr

@ Michael Kühn: Meist is das ja alles nicht so einfach wie es sich denkt. Für die eine oder andere "Frontsau" in der Branche wäre die Idee sicherlich nicht uninteressant. Nachdenkenswert wäre natürlich die Sache mit der Garantie/Kulanz. Das müsste ein Grauer selber handeln. Außerdem: OPEL weiß anhand der VIN ganz genau um was für ein Fahrzeug es sich handelt und müsste evtl. irgendwann dafür sorgen dass dieser Fluss trocken gelegt wird. Wenn GM es dann so will. Anders herum: Bei Erfolg würde GM sich diese "Geschäftsidee" sicherlich zu Eigen machen. So gesehen käme es auf den Versuch an. Ich kenne aber keinen der so "bescheuert" ist :-). In diesem Sinne...


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