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Der Selbstzünder auf der IAA 2017: Diesel-Abgesang?

15.09.2017 10:28 Uhr
Porsche Cayenne
Porsche hat sich nach langem Ringen dazu entschlossen, auch den neuen, auf der IAA präsentierten Cayenne wieder mit Selbstzünder anzubieten.
© Foto: Porsche

Ist der Diesel tot? Und wer soll ihn beerben? Auch die IAA kann diese Fragen nicht beantworten.

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Von Holger Holzer/SP-X

In diesem Jahr wird die IAA zur "Internationalen SUV-Ausstellung". Ohne den Abgasbetrug von VW und die NOx-Diskussionen wäre sie wohl auch zur "Internationalen Diesel-Ausstellung" geworden. Denn Crossover und Selbstzünder – das gehört eigentlich zusammen, zumindest in Europa. Doch die Erfolgsgleichung droht nun, nicht mehr aufzugehen.

Es ist in Frankfurt nicht so, dass sich der Diesel verstecken würde. Autos mit Selbstzünder sind auf fast jedem Stand zu finden – wenn man genau hinschaut. Denn groß beworben wird die Technik im Gegensatz zu früheren Messen nicht. VW hat sogar verschämt die typischen TDI-Embleme von seinen Schaustücken entfernt. Auch, wenn es dafür wohl keinen technischen Grund mehr gibt: Was in Frankfurt als Neuheit präsentiert wird, dürfte bei der Markteinführung in den nächsten sechs Monaten mit sauberen Dieselmotoren nach neuester Abgasnorm ausgestattet sein. Bei VW und bei allen anderen Marken.

Ob der Kunde dem neuen Anlauf beim "Clean Diesel" dann noch traut, bleibt jedoch abzuwarten. Aktuell schrumpft der Anteil des Selbstzünders bei den Neuzulassungen rapide. Lag er kurz nach Beginn der Dieselkrise Anfang 2016 in Deutschland noch bei gut 47 Prozent, betrug er zuletzt nur noch knapp 38 Prozent. Unter den Privatkunden greift sogar nicht mal mehr jeder vierte Autokäufer zu TDI und Co. Man könnte das auch als sinnvolle Marktbereinigung sehen – wählten doch viele private Käufer den Diesel aus irrationalen Gründen, weil sie die günstige Tankstellenrechnung höher einschätzten als Aufpreis und hohe Nebenkosten. Gerade in Kleinwagen und Stadtautos hat sich der Diesel für private Halter kaum gelohnt. Jetzt, wo er durch die Abgasnachbehandlung noch teurer wird, gilt das erste recht. Viele Hersteller haben ihn daher bereits aus dem Programm genommen. In einigen Marktsegmenten wird es aber weiterhin kaum ohne den guten alten Ölbrenner gehen.

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Beispiel Opel: Die Rüsselsheimer präsentieren die Sportversion ihres Mittelklassekombis Insignia mit einem brandneuen Biturbo-Diesel, der mit seinem 154 kW / 210 PS vor allem auf der Langstrecke Souveränität und Sparsamkeit verbinden soll. Das Auto gibt es zwar auch mit einem 161 kW / 260 PS starken Benziner, doch der dürfte sich in der Praxis kaum mit einstelligem Spritverbrauch bewegen lassen. Einen Hybrid- oder Elektroantrieb als Alternative hat Opel aktuell nicht. Und auch dort, wo eine solche existiert, bleibt sie in der Nische. So hat sich Porsche nach langem Ringen dazu entschlossen, auch den neuen, auf der IAA präsentierten Cayenne wieder mit Selbstzünder anzubieten. Und dass, obwohl es einen ähnlich sparsamen Plug-in-Hybriden gäbe. Bei der Entscheidung spielte es wohl eine Rolle, dass man befürchtete, treue Kunden könnten bei einem Diesel-Verzicht auf den Selbstzünder im SUV einer anderen Marke zurückgreifen.

Auch wer sich die zahlreichen neuen Crossover anschaut, die in Frankfurt debütieren, wird in den Preislisten und technischen Daten durchaus keine Diesel-Lücke sehen. Auch, weil vielfach die Alternativen fehlen. Die Plug-in-Hybridtechnik ist vielleicht für einen Cayenne-Käufer bezahlbar, nicht aber für den Seat-Arona-Kunden. Und rein elektrische SUV gibt es aktuell nur bei Tesla, die deutschen Hersteller werden wohl erst zum neuen Jahrzehnt entsprechende Modelle im Programm haben. Die Flut der hoffnungsvoll erwartet Mild-Hybridautos mit 48-Volt-Bordnetz lässt ebenfalls noch auf sich warten.

Und auch, wenn die Elektrifizierung schon ins Rollen gekommen wäre: Die großen, über ganz Europa verteilten Verbrennungsmotorenwerke mit ihren Produktionskapazitäten für Dieselmotoren könnte man nicht von heute auf morgen schließen. Und nicht zuletzt droht ohne den Sparmotor auch noch das Scheitern an den EU-Grenzwerten für CO2.

Es ist also in Frankfurt eine Mischung aus Alternativlosigkeit und Hoffnung auf eine Renaissance des Kundenvertrauens, die den Diesel am Leben hält. Als strahlendes Beispiel europäischer Ingenieurskunst und saubere Effizienzmaschine geht er nicht mehr durch. Aber verzichten kann man auch noch nicht auf ihn. Sowohl auf Hersteller- als auch auf Kundenseite.  

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KOMMENTARE


UE

15.09.2017 - 17:20 Uhr

...der Diesel wäre nicht tot bzw. in der jetzigen Lage, wenn ihn die Politik zusammen mit der Journalie "getötet" hätten! Warum schreibt keiner, dass die Produktion EINES Tesla-Akkus 17t CO2 verursacht und man das Teil mit Strom tankt, welcher zu großen Teilen aus verbrannter Braunkohle entstanden ist? Warum lassen sich die Leute in diesem Land derart verar***en?


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