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GVA-Kongress 2019: Teilegroßhandel spürt Konjunkturdelle

29.11.2019 09:00 Uhr
GVA-Kongress 2019
GVA-Präsident Hartmut Röhl: "Wir können mit einer leichten Delle gut leben."
© Foto: GVA

Bei seinem Kongress in Hannover stellte der Gesamtverband Autoteile-Handel die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederbefragung vor. Wie der Teilegroßhandel vom Onlinegeschäft und digitalen Geschäftsmodellen profitieren kann, war thematischer Schwerpunkt der Veranstaltung.

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Von Dietmar Winkler/asp AUTO SERVICE PRAXIS

Die sich eintrübende Wirtschaftslage im Automobilsektor bekommen auch der Teilegroßhandel und der Reparaturmarkt zu spüren. Das belegt die aktuelle Mitgliederbefragung des Gesamtverbands Autoteile-Handel (GVA), der die Unternehmen des Teilegroßhandels sowie der Teilehersteller im IAM vertritt. Demnach rechnet gut ein Fünftel der GVA-Mitglieder zum Jahresende mit sinkenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. 38,8 Prozent der Unternehmen rechnen mit stagnierenden, gut 38 Prozent gehen von steigenden Umsätzen aus. Die Zahlen, die der GVA mit seinen Mitgliederbefragungen zur wirtschaftlichen Lage quartalsweise erhebt, wurden anlässlich des GVA Kongresses am Folgetag der Jahresmitgliederversammlung in Hannover vorgestellt.

"Wir können mit einer leichten Delle gut leben. Die Unternehmen des Teilegroßhandels und Teilehersteller, die den Aftermarket bedienen, sind bei weitem nicht so stark betroffen, wie die Erstausrüster", betonte GVA-Präsident Hartmut Röhl im Hinblick auf die Negativmeldungen aus den Reihen der Automobilzulieferer. "Der Stimmungstrend unter unseren Mitgliedern zeigte in diesem Jahr kontinuierlich nach unten, wenngleich die neuesten Daten dafürsprechen, dass die Abwärtsbewegung zumindest gestoppt werden konnte", so Röhl weiter. In der Jahresbilanz rechnet Röhl für die Mitglieder mit einer "hellroten Null".

Der Wettbewerbsdruck um Kunden aus dem Werkstattbereich sei aufgrund der Zurückhaltung vieler Fahrzeughalter bei Wartung und Reparatur noch einmal gestiegen, erklärte Röhl. Wettbewerbsdruck herrsche nicht nur innerhalb des freien Reparaturmarktes, sondern auch gegenüber den gebundenen Teilevertriebsnetzen der Fahrzeughersteller, die immer aggressiver um Kunden mit älteren Fahrzeugen kämpften.

Weitere Konsolidierung

Im Großhandel für Fahrzeugersatzteile werde es weiterhin zu Übernahmen und Zusammenschlüssen kommen, glaubt Hartmut Röhl. Finanzkräftige Großunternehmen und Investoren aus dem Ausland hätten in den letzten Jahren zahlreiche Unternehmen im IAM aufgekauft. "Dennoch ist es bisher nicht wie befürchtet zu einer 'LKQisierung' der Branche gekommen", sagte Röhl mit Blick auf den US-Konzern LKQ, der zuletzt den Großhändler Stahlgruber übernommen hatte. Viele mittelständische Teilegroßhändler würden sich Einkaufskooperationen anschließen. Allerdings, betonte Röhl, hätten diese Zusammenschlüsse, die gegenüber ihren Gesellschaftern nur Empfehlungen bei der Produktlistung aussprechen könnten, nicht die gleiche Einkaufsmacht wie Konzerne mit stringenter Einkaufspolitik. Das belastet den Wettbewerb: Der Einkaufsvorteil durch Mengenrabatte und Bonusregelungen liegt bei bis zu zwanzig Prozent.

Onlinegeschäft wächst weiter

Eines der zentralen Themen beim GVA-Kongress, der am Folgetag der Mitgliederversammlung stattfindet, war die Frage nach der richtigen Onlinestrategie für den Teilegroßhandel. „Die Zeiten der großen Zuwächse in den Onlineshops sind vorbei“, erklärte Röhl, dennoch sei es für den Handel wichtig, das Internet als Absatzplattform zu nutzen. Röhl: "Die erfolgreichen Händler nutzen das Internet als Absatzplattform. Die Unternehmen verstehen zunehmend, die eigenen Prozesse zu digitalisieren und sind in der Lage, den Omni-Channel-Ansatz beim Teileverkauf auch wirklich abzubilden.“

Bill Dickman, Leiter International Business beim Marktforschungsunternehmen 2HMforum, stellte Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit AAMPACT (International Independent Aftermarket Association) vor. Untersucht wurde der europäischen Autoteile-Onlinehandel. "Teilegroßhändler müssen bei ihren Onlineaktivitäten beide Kundengruppen B2B und B2C im Auge behalten", schlussfolgerte Dickman. Denn die schnelle Bestellung im Onlineshop sei zunehmend auch für Werkstätten interessant. Es habe sich gezeigt, dass die Preise im Internet aufgrund der hohen Transparenz und des sehr hohen Wettbewerbs tendenziell nach unten gingen. Zudem sei zu erwarten, dass auch die Big Player wie Amazon und Ebay noch stärker in den Handel mit Kfz-Teilen einsteigen. Das sei aber für die Teilehesteller und für den Teilegroßhandel ein zweischneidiges Schwert: "Ich kenne viele, die mit Amazon zusammenarbeiten wollen, es wird daher auch so kommen, und zwar im großen Stil." Allerdings stünden bislang die restriktiven Vertragsbedingungen der Onlineriesen im Weg. Viele Hersteller sähen darin keine Partnerschaft, sondern fürchteten eine ungesunde Abhängigkeit.

Gero Becker, Teamleiter am Kölner Institut für Handelsforschung, stellte Ergebnisse einer aktuellen Befragung unter GVA-Mitgliedern zur digitalen Zukunft der Branche vor. Demnach gehen 81 Prozent der GVA Mitglieder davon aus, dass sich das Wettbewerbsumfeld im Autoteile-Handel durch Digitalisierung grundlegend verändert. Fast Drei Viertel (73 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass sich der Umsatz des Autoteile-Handels immer mehr in digitale Kanäle verlagern wird.

Einsatz für offene Telematik-Plattform

Ob es den Akteuren des IAM gelingen wird, sich in die digitale Wertschöpfungskette einzubinden, hängt nach Auffassung des GVA nicht zuletzt davon ab, wie offen der Zugang zu den digitalen Fahrzeugdaten gestaltet wird. Der GVA setzt sich auch auf europäischer Ebene über den Dachverband FIGIEFA für eine standardisierte offene Telematik-Plattform im Fahrzeug ein, die auf Wunsch des Autofahrers auch unabhängigen Marktteilnehmern einen direkten Zugang zu den Daten im Auto ermöglicht. Laut Sylvia Gotzen, Chief Executive der FIGIEFA, wolle die neue EU-Kommission den Datenzugang regeln und voraussichtlich im kommende Jahr einen Entwurf vorlegen, wie der Zugang konkret aussehen könnte. Das Gesetzgebungsverfahren dauert dann aber erfahrungsgemäß noch einmal zwei bis drei Jahre. Dem GVA geht das zu langsam: "Jeder Tag, der verstreicht, ohne dass die Kommission in dieser Frage entschlossen tätig wird, wird von den Fahrzeugherstellern genutzt, um bei der Fahrzeugvernetzung Fakten zu schaffen."

Die ordentlichen GVA-Mitglieder bestätigten im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung Jörg Neimcke, Geschäftsführer der Neimcke GmbH & Co. KG, und Bastian Müller, Mitglied des Aufsichtsrats der WM SE, als neue Mitglieder des GVA-Präsidiums. Beide waren im Oktober in das Spitzengremium des Verbands kooptiert worden. Aus dem GVA-Präsidium ausgeschieden sind unterdessen Bernhard Strauch (Stahlgruber Otto Gruber AG) und Michael Katschmanowski (vormals Johannes J. Matthies GmbH & Co).

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