Die Ölpreise haben sich am Mittwoch auf einem hohen Niveau gehalten. Grund ist die Sorge um die Versorgungslage insbesondere in Europa nach den Unruhen in Nordafrika. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur April-Lieferung kostete im frühen Handel 106,47 US-Dollar. Das waren 69 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 16 Cent auf 95,58 Dollar zu.
Deutlich gestiegen ist auch der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), der stets den aktuellen Markdaten hinterherhinkt. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel (159 Liter) zum Wochenbeginn 100,59 US-Dollar. Das waren 1,51 Dollar mehr als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells.
Inflation könnte steigen
Mit den Unruhen in Libyen stellen immer mehr internationale Öl- und Gaskonzerne ihre Förderung in diesem Land ein. Am Markt herrscht zudem die Sorge, dass die Konflikte auf weitere Förderländer übergreifen könnten. Deutschland verfügt laut Wirtschaftsminister Rainer Brüderle über Ölreserven für 90 Tage. Ein Problem sei eher, dass es "Preisauftriebstendenzen" gebe. Der Ölpreisanstieg drückte die Stimmung an den Aktienmärkten und schürte die Inflationssorgen.
Libyen habe mit rund 7 Prozent einen eher geringen Anteil am deutschen Ölimport, erklärte Brüderle. "Dass man aber generell in der Region Sorgen haben muss, das muss man schon fairerweise sagen", betonte er. Positiv sei aber, dass sich dort eine Freiheitsbewegung auf den Weg gemacht habe, die deutsche und europäische Demokratie-Ideale vertrete.
Weiterer Anstieg der Preise erwartet
Claudia Kemfert, Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), rechnet mit einem weiter steigenden Ölpreis. "Die Nervosität an den Märkten ist groß", sagte sie "Focus Online". "Wegen des Wirtschaftsaufschwungs ist die Öl-Nachfrage stark gestiegen. Die Lage ist angespannt. Jeder Ölproduzent ist wichtig", sagte sie. Zwar könnten die Opec-Staaten einen kurzfristigen Lieferausfall Libyens ausgleichen. "Die Sorge vor Engpässen ist trotzdem da - vor allem wenn die Proteste noch auf andere Länder wie Saudi-Arabien oder den Iran übergreifen sollten." Etwa zwei Prozent der weltweiten Ölproduktion entfällt auf Libyen. Saudi-Arabien steuert rund zwölf Prozent bei, der Iran über fünf Prozent. (dpa)