Peter Ramsauer macht Reformpläne gerne via Zeitung publik. In der "Bild" verkündet der Verkehrsminister nun, dass er das Flensburger Punkteregister für Verkehrssünder gründlich reformieren will. "Das Punktesystem soll einfacher, transparenter und verhältnismäßiger werden", sagt Ramsauer. Die Details der im Herbst 2009 im Koalitionsvertrag beschlossenen Reform müssen aber erst noch ausgearbeitet werden, sie soll bis 2012 in Kraft treten. Klar ist nur, dass Ramsauer Regeln entrümpeln will. Künftig könnten erst 20 statt bisher 18 Punkte den Führerscheinverlust zur Folge haben.
Besonders Bagatellvergehen und die Tilgungsfristen sollen nun auf den Prüfstand kommen, nachdem unter Ramsauers Vorgänger Wolfgang Tiefensee (SPD) der Punktekatalog verschärft worden war. Mittlerweile gibt es fast neun Millionen Einträge in der Kartei, mehr als 80 Prozent sind Männer. Vergehen wie Rasen, Drängeln und Alkohol oder Drogen am Steuer sollen wohl auch künftig mit fünf bis sieben Punkten bestraft werden.
Allerdings sollen Punkte womöglich getrennt erfasst werden und für sich verjähren – egal, ob ein Autofahrer weitere Punkte kassiert. Das würde zusammen mit dem höheren Punktekonto de facto auf eine Entschärfung der Regeln hinauslaufen. Bisher werden Punkte je nach Vergehen nach zwei bis zehn Jahren gelöscht – und das auch nur, wenn keine neuen Verstöße hinzukommen, sonst verlängert sich der Zeitraum automatisch.
Kabinettskreise: Regelungen hinterfragen
In Regierungskreisen verweist man darauf, einige Regeln müssten hinterfragt werden. Wenn zum Beispiel ein Polizist sieht, dass ein Autofahrer vor einem grünen Pfeil beim Abbiegen nicht abbremst, drohen drei Punkte. Passiert dies zwei Mal, wird das praktisch so streng mit Punkten bestraft wie eine Fahrerflucht oder wenn sich ein Autofahrer betrunken an das Steuer setzt.
Die Grünen warnen davor, an der Punkteschraube zu drehen, da so Verkehrssünder nicht mehr genug abgeschreckt würden. Der Leiter Verkehrsrecht beim Auto Club Europa, Volker Lempp, betont, unter Verkehrssicherheitsaspekten seien Erleichterungen nicht akzeptabel. Schon jetzt könne das Punktekonto durch eigene Anstrengungen abgebaut werden, etwa durch die Teilnahme an Sicherheitstrainings.