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50 Jahre Luftrettung: "Gegen die Zeit und für das Leben"

06.11.2020 03:11 Uhr
50 Jahre Luftrettung: "Gegen die Zeit und für das Leben"
1970 – Start mit dem ADAC Rettungshubschrauber "Christoph 1" in München, damals noch eine BO105.
© Foto: ADAC

Mit 20.000 Verkehrstoten und "Christoph 1" fing alles an: Am 1. November 1970 wurde die erste Luftrettungsstation Deutschlands in München-Harlaching in Betrieb genommen. Mehr als eine Million Einsätze flogen seither alleine die Gelben Engel des ADAC. Ein Segen für unzählige Menschen, die ohne schnelle Hilfe von oben keine Überlebenschance gehabt hätten.

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Die gemeinnützige ADAC Luftrettung kann ein besonderes Jubiläum feiern: Mit der Inbetriebnahme des Rettungshubschraubers "Christoph 1" in München-Harlaching begann in Deutschland am 1. November 1970 die Erfolgsgeschichte der schnellen Hilfe aus der Luft.

Weltweit einzigartiges Luftrettungs-Netz

In den folgenden fünf Jahrzehnten etablierten sich die Luftrettung bundesweit als wichtiger Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstsystems und die ADAC Luftrettung als einer der größten Betreiber in Europa. Mit dem ADAC e.V. als treibender Kraft und Initiator sowie weiteren starken Partnern wurde ein weltweit einmaliges und nahezu flächendeckendes Netz von Rettungshubschrauberstationen in ganz Deutschland aufgebaut.

"Unermüdlicher Einsatz für die Sache, Innovation und Fortschritt, das Bestreben nach bestmöglicher Patientenversorgung bei maximaler Flugsicherheit haben die Luftrettung zu dem gemacht, was sie heute ist: unverzichtbar", betont Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. "Dem Engagement der ADAC Luftrettung in den vergangenen 50 Jahren verdanken viele tausend Menschen ihr Leben. Jeden Tag profitieren hunderte Patienten von der hochprofessionellen Arbeit der Crews", würdigt auch Dr. Andrea David, Vorstand der gemeinnützigen ADAC Stiftung, zu der die ADAC Luftrettung seit 2017 gehört, die Arbeit der fliegenden Gelben Engel. Bis heute rückten die ADAC Rettungshubschrauber zu mehr als 1.000.000 Einsätzen aus.

Initiative gegen 20.000 Verkehrstote pro Jahr

Mit der boomenden Motorisierung in Deutschland in den 60er-Jahren kam es zu einem dramatischen Anstieg der Verkehrsunfälle. Allein 1967 starben 20.000 Menschen im Straßenverkehr. Unfallmediziner stellten fest, dass 15 bis 20 Prozent der tödlich Verunglückten bei einer schnelleren Notfallversorgung noch eine Überlebenschance gehabt hätten. Zeitverluste entstanden unter anderem durch die lückenhafte Stationierung von Rettungsfahrzeugen und die hohe Verkehrsdichte auf den Straßen, die ein rasches Durchkommen der Helfer erschwerte.

Erfolgversprechende Tests ab 1968

1968 startete der ADAC vor diesem Hintergrund erfolgreiche Feldversuche mit einem gecharterten Hubschrauber des Typs BELL Jet Ranger. Das neue Konzept erwies sich als erfolgreich: Der Notarzt erreichte nun auf dem schnellsten Weg die Patienten. Die Indienststellung von "Christoph 1" durch den ADAC an der heutigen München Klinik Harlaching bedeutete die Geburtsstunde der Luftrettung in Deutschland.

Wichtige Protagonisten und Politiker

Als einer der Pioniere der Luftrettung in Deutschland gilt Gerhard Kugler, erster Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Er war zusammen mit Dr. Hans Burghart (ehem. Vorsitzender des BRK Kreisverband München und erster Leitender Hubschrauberarzt von "Christoph 1") maßgeblich am Aufbau des Luftrettungssystems in Deutschland beteiligt. Mit seinem Engagement hat er nicht nur im ADAC e.V., sondern auch in Deutschland und im Ausland den Weg für den Auf- und Ausbau der Luftrettung geebnet. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Auch Dr. Erwin Stolpe, langjähriger Leitender Hubschrauberarzt von „Christoph 1“ und Medical Director der ADAC Luftrettung, prägte in den mehr als 30 Jahren seiner Tätigkeit die Entwicklung der Luftrettung nachhaltig. Politische Unterstützung leisteten damals Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher und Bundesverteidigungsminister Georg Leber sowie der spätere ADAC Präsident Franz Stadler.

Der Notarzt kommt mit 230 km/h

Heute gibt es mehr als 80 Luftrettungsstandorte in Deutschland. Alle Hubschrauber tragen den Namen "Christoph" nach dem Schutzpatron der Reisenden. An 37 Stationen mit mehr als 50 Rettungshubschraubern sind die Crews der ADAC Luftrettung rund 54.000 Mal im Jahr oder rund 150 Mal täglich im Einsatz. Die Crew besteht aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS - Technical Crew Member Helicopter Emergency Medical Services). Die ADAC Rettungshubschrauber sind überwiegend von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit und nach Eingang der Alarmierung innerhalb von rund zwei Minuten in der Luft, um den Notarzt mit rund 230 km/h zum Patienten zu bringen.

3,5 Mio. Einsatz-Kilometer in 2019

Bundesweit arbeiten für die gemeinnützige ADAC Luftrettung, die ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung ist, fast 1.300 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter (TC HEMS), 150 Techniker und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Bei ihrer Arbeit können die Crews auf die modernsten Rettungshubschrauber des Typs H145 und H135 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Mit ihnen wurden 2019 rund 3,45 Millionen Kilometer zurückgelegt. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz betrug rund 30 Minuten.

Virtueller Tag der offenen Tür

Da die geplanten Veranstaltungen zum Jubiläum wegen Corona nicht stattfinden konnten, haben die fliegenden Gelben Engel am vergangenen Samstag, 31. Oktober 2020, zu einem virtuellen Tag der offenen Tür eingeladen. Auf der Website luftrettung.adac.de sowie den neuen Social-Media-Kanälen der ADAC Luftrettung konnten Online-Besucher einen Einsatztag von "Christoph 1" miterleben. Außerdem gab es filmische Einblicke in das Stationsleben, den Crew-Alltag, das Innenleben eines Rettungshubschraubers, innovative Neuerungen wie das Multikopter-Projekt sowie eine Zeitreise durch die Ausstellung "50 Jahre Luftrettung – 50 Jahre Christoph".

Interviews mit Zeitzeugen – darunter der letzte lebende Notfallsanitäter der Anfangszeit – rundeten das Programm ab. Als Besonderheit wurde an diesem Tag auch der neue Imagefilm der ADAC Luftrettung präsentiert. Er zeigte in sehr bewegenden Bildern das Leistungsspektrum und das Knowhow der ADAC Luftrettung – komprimiert in einem Kurzfilm über 24 Stunden aus dem Leben der fliegenden Gelben Engel.

Kurz & knapp – ADAC Luftrettung gGmbH

Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern (RTH) und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Die ADAC RTH gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. "Gegen die Zeit und für das Leben" lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Seit 2017 ist die ADAC Luftrettung ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.   E. Frhr. von Kuntze

Vor dem legendären "Christoph 1" gab es noch den "RTH" (Rettungstransporthubschrauber) namens "Kolibri" – hier bei einem Probelauf 1969 für einen Einsatz zur Luftrettung von verunfallten Pkw-Insassen.
© Foto: ADAC
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