Wenn man manch veröffentlichter Meinung Glauben schenken wollte, dann könnte man den Eindruck gewinnen, die Autofahrer hierzulande würden von panischem Schrecken vor den "Datenkraken" im Mobilitätsbereich umgetrieben. Dass dem nicht so ist, macht eine aktuelle Studie des Goslar Instituts für verbrauchergerechtes Versichern zum Thema "Big Data in der Mobilität" deutlich.
Denn aus dem ersten Teil der von der HUK-Coburg geförderten Untersuchung geht klar hervor, dass die Autofahrer in Deutschland wissen, welche Mobilitätsdatenspuren sie hinterlassen. Andererseits wägen sie differenziert Nutzen und Chancen von Big Data in der Mobilität für sich ab.
"Weder Panik, noch pure Euphorie"
Tatsächlich bewerten die meisten Autofahrer bei der Verarbeitung ihrer Mobilitätsdaten den Nutzen für sich selbst als sehr hoch. Viele schätzen aber auch die damit verbundenen Gefahren als hoch bzw. sehr hoch ein. Die Mehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Risiken, die mit Big Data in der Mobilität verbunden sind, sowohl für den einzelnen Bürger als auch für die Gesellschaft als eher gering anzusehen sind. Nutzer von modernen Fahrzeugen "urteilen differenziert und sind von purer Euphorie wie auch purer Panik weit entfernt".
Bequemlichkeit und Schuldklärung hoch im Kurs...
Die wichtigsten Vorteile durch die Auswertung von Mobilitätsdaten erwarten die Befragten in den Bereichen Navigation, Zeitersparnis sowie in Form von besserer Verkehrslenkung mit dadurch vermiedenen Staus. Beim Thema Navigation soll insbesondere auch der Echtzeitzugang zu entsprechenden Informationen die Planung und Durchführung von Mobilität erleichtern und verbessern. Zeitersparnis versprechen sich die Befragten zum Beispiel durch die Möglichkeit, Erledigungen von unterwegs durchführen zu können sowie in Form von kürzeren Reisezeiten. Zudem gehen die Autofahrer davon aus, Kosten einsparen zu können durch Nutzung günstiger Offerten und genauerer Verbrauchskontrolle. Als weitere Benefits werden mehr Bequemlichkeit und Vorteile bei der Klärung der Schuldfrage bei Verkehrsunfällen genannt.
...aber Sorge vor Hackern und Datenmissbrauch
Demgegenüber stehen Bedenken bezüglich des Verlusts an Autonomie und Kontrolle gegenüber (Tech-)Konzernen, an Privacy sowie an Kompetenzen. Weiter fürchten die Befragten Hackerangriffe, Fehlfunktionen und Ausfälle der elektronischen Systeme, Unfälle durch autonome Fahrzeuge sowie Datenmissbrauch. Als Top-Risiko von Big Data wird die Nutzung der Daten zu eigenen Ungunsten und in Form von möglichen Einbußen an Sicherheit wahrgenommen. Zudem äußern die Befragten den dringenden Wunsch, selbst über die Freigabe ihrer Daten zur Nutzung durch Dritte entscheiden zu können.
Mehrteilige Studie
Die Studie des Goslar Instituts zu "Big Data in der Mobilität" wird aus Aktualitätsgründen in zwei Teilen veröffentlicht. Bereits erschienen ist das sogenannte "Grünbuch", das sich auf die „Datenspuren der Verkehrsteilnehmer und Ansprüche der Stakeholder“ konzentriert. Mit dem "Grünbuch" wurde zudem ein "Raum Mobiler Daten (RMD)" geschaffen, in dem die Untersuchung sowie andere Forschungsergebnisse und interessante Informationen zur Einsicht sowie zum Download bereitstehen. Der zweite Teil und damit die gesamte Studie, die sich dann auch mit neuen Angeboten und den Nutzenpotenzialen auf Basis von "Big Data in der Mobilität" (für die Welt von morgen) auseinandersetzt, wird zum Goslar Diskurs Anfang 2023 als "Weißbuch" veröffentlicht.