Chinesische Automarken gewinnen an Sichtbarkeit – auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Eine aktuelle Analyse von Autoscout24 zeigt: Noch bewegt sich das Angebot mit rund 6.200 Fahrzeugen deutlich unter der Ein-Prozent-Marke, doch Marken wie MG haben bereits spürbare Marktanteile erobert. Innerhalb von drei Jahren hat sich deren Angebot verzehnfacht. Andere Marken wie BYD, NIO oder Ora sind bisher kaum vertreten.
MG dominiert – Nio kaum sichtbar
Mit rund 1.400 Fahrzeugen entfällt mehr als die Hälfte der chinesischen Gebrauchtwageninserate auf MG. Erst mit deutlichem Abstand folgen Polestar (10 Prozent), DFSK (9 Prozent) und Maxus (6 Prozent). BYD, Ora oder Nio sind bisher nur punktuell sichtbar. Besonders bei Nio fällt die Diskrepanz zwischen Markeninszenierung und Fahrzeugbestand auf.
Hoher Elektroanteil, attraktives Preisniveau
Im Unterschied zum Gesamtmarkt mit einem Elektroanteil von sieben Prozent, sind bei chinesischen Marken fast die Hälfte der Inserate batterieelektrisch. Chinesische Hersteller besetzen damit gezielt das Einstiegssegment – ein Bereich, den deutsche Marken bislang kaum abdecken. Gebrauchte MG4, Ora Funky Cat oder Polestar 2 gehören zu den meistinserierten Modellen.
Preislich liegen viele Fahrzeuge deutlich unter dem Marktdurchschnitt: Der MG4 kostet im Schnitt 24.900 Euro, die Ora Funky Cat 25.900 Euro. Mit durchschnittlich 26.782 Euro bleiben die Modelle aus Fernost sogar unter dem allgemeinen GW-Niveau (27.753 Euro).

Wertverlust und Standzeiten bleiben kritisch
Die günstigen Preise gehen jedoch mit dem typischen Wertverlust elektrischer Gebrauchtwagen einher: So verloren MG4, BYD Atto3 und MG5 zwischen 13 und 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Trotz hoher Nachfragewerte pro Inserat – teilweise dreifach über dem Durchschnitt – stehen chinesische Fahrzeuge im Mittel rund 127 Tage, länger als der ohnehin hohe Schnitt bei gebrauchten E-Fahrzeugen (122 Tage).
Fazit: Beobachten, aber nicht ignorieren
"Noch sind chinesische Modelle ein Randthema im Gebrauchtwagenhandel", sagt Autoscout24-Experte Stefan Schneck. "Aber es ist ein Thema mit Dynamik. Händler sollten die Entwicklung genau beobachten – insbesondere, wenn junge Modelle aus Flotten oder Leasing in größerer Zahl auf den Markt kommen." Vertrauen, Markenbekanntheit und Servicenetzwerke bleiben aus Sicht des Handels entscheidende Hürden.
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