Die deutschen Versicherer verzeichneten im vergangenen Jahr ein Prämienvolumen von insgesamt 178,2 Milliarden Euro. Dies bedeutet einen leichten Rückgang der Prämieneinnahmen um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hierfür verantwortlich ist die erwartete Normalisierung des Einmalbeitragsgeschäfts in der Lebensversicherung, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kürzlich im Rahmen des Pressekolloquiums 2012 berichtete.
Während die laufenden Beiträge der Lebensversicherung (inkl. Pensionskassen und Pensionsfonds) 2011 um knapp 1 Prozent zulegen konnten, ist das Einmalbeitragsgeschäft nach zwei Ausnahmejahren wie erwartet zurückgegangen. Für die Kranken- und Pflegeversicherung ist ein Zuwachs von 4,3 Prozent zu verzeichnen. Die Schaden- und Unfallversicherung hat mit einer Zunahme von 2,7 Prozent laut GDV das beste Beitragsergebnis seit 2003 erreicht.
"Angesichts der positiven Beitragsentwicklung sind wir mit dem Geschäftsjahr 2011 zufrieden. Für 2012 erwarten wir insgesamt wieder ein Plus", erklärte GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen in Berlin.
Belebung der Beitragseinnahmen – gestiegene Leistungen
Für die Schaden- und Unfallversicherer war 2011 ein umsatzstarkes Jahr: Insgesamt erzielten sie laut Hochrechnung 56,7 Milliarden Euro Beitragseinnahmen, also 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr, berichtet der GDV. Damit sind die Kompositversicherer erstmals seit 2003 spürbar gewachsen. Entscheidend hierfür ist die Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung, die in 2011 einen Prämienzuwachs von 3,5 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro verzeichnen konnte.
Gestiegen sind allerdings auch die Leistungen der Schaden- und Unfallversicherung. Sie zahlten an ihre Kunden 2011 rund 44,4 Milliarden Euro, also 2,6 Prozent mehr als in 2010. Die Schadenbelastung erreichte damit nach Angaben der GDV einen historischen Höchststand. Vor allem sommerliche Unwetter und Hagelstürme sowie das Hochwasser im Januar in ganz Deutschland sorgten 2011 für umfangreiche Leistungen der Wohngebäude- und in der Kraftfahrtversicherung.
Versicherer fordern Wende in der Zinspolitik
Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat zur Folge, dass Renditen von Bundesanleihen sich nahe historischer Tiefststände bewegen, Zinsen künstlich niedrig gehalten werden und Liquidität zu attraktiven Refinanzierungskonditionen in einem bisher ungekannten Ausmaß zur Verfügung steht. Die Kosten dieser Strategie tragen die Altersvorsorgesparer. Deren Altersbezüge werden, so der GDV, geringer ausfallen, denn die Rendite sinkt und die Inflation steigt. Der Niedrigzins betrifft aber nicht nur die Versicherten, sondern jeden, der Geld zur Seite legt. Er erhält meist Zinsen, die unter der Inflationsrate liegen. Sein Geld wird entwertet.
Hoenen forderte: "Die Preisstabilität darf nicht zum zweitrangigen Ziel der EZB werden. Die Zentralbanken müssen ihre expansive Geldpolitik zurückfahren und monetäre Rahmenbedingungen für eine vernünftige Entwicklung langfristiger Zinsen schaffen. Dies muss bald angegangen werden." (wkp/sh)
Bilanz: Deutsche Versicherer bleiben trotz Zinssorgen optimistisch
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zog trotz leicht zurückgegangenem Prämienvolumen ein positives Fazit für das Jahr 2011. Die Schaden- und Unfallversicherung erzielte das beste Ergebnis seit 2003.