Weltweit stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konzern um 310 und erreichte einen neuen Höchststand von 19.630 Beschäftigten. Das Jahresergebnis (EBIT) betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 101,4 Millionen Euro nach 110 Millionen Euro im Jahr 2014. Die Umsatzrendite lag im vergangenen Jahr bei 5,4 Prozent (6,4 Prozent 2014).
"Wir blicken zurück auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2015 und haben unser traditionsreiches Unternehmen vor allem strategisch weiterentwickelt. Gleichzeitig konnten wir den Umsatz in allen Geschäftsbereichen steigern und unsere internationale Ausrichtung vorantreiben. Wir haben neue Prüfverfahren im Markt etabliert. Und wir konnten die Zahl der Menschen, die bei TÜV Rheinland arbeiten, erneut steigern", so Dr.-Ing. Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG, bei der Vorstellung der Bilanz.
Positive Entwicklung des weltweiten Geschäfts
Wie in den Vorjahren ist das Unternehmen auch 2015 fast ausschließlich aus eigener Kraft und ohne größere Zukäufe organisch gewachsen. In Deutschland hat es 2015 mit 929 Millionen erstmals einen Umsatz von über 900 Millionen Euro erwirtschaftet. Dies entspricht einem Zuwachs um 41 Millionen Euro oder 4,6 Prozent, obwohl das Wettbewerbsumfeld in Deutschland unverändert herausfordernd ist. Gemessen am Gesamtumsatz beträgt der Inlandsanteil 49,6 Prozent.
Außerhalb des deutschen Heimatmarktes erzielte TÜV Rheinland einen Umsatz von 952 Millionen Euro nach 843 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Dies entspricht einem Plus von 12,9 Prozent, wobei sich das Geschäft in den einzelnen Regionen weltweit sehr unterschiedlich entwickelt hat. Die Volkswirtschaft Brasiliens, wo der Kölner Konzern traditionell sehr stark in Industrie- und Infrastrukturprojekten engagiert ist, schrumpfte 2015 um 3,8 Prozent – die härteste Rezession der letzten hundert Jahre.
Vom Verfall der Rohölpreise und des Erzmarktes ist TÜV Rheinland mit 1.850 Beschäftigten dort unmittelbar betroffen. So sank der Umsatz in Brasilien um 40 Prozent. Ohne diesen singulären Markteinbruch wären Umsatz und Ergebnis von TÜV Rheinland 2015 deutlich höher ausgefallen, ist man überzeugt.
Sehr positiv sei die Entwicklung des Geschäfts von TÜV Rheinland in der Region India, Middle East, Africa mit einer Steigerung von gut 46 Prozent. In den Golfstaaten hat TÜV Rheinland zwei neue Gesellschaften gegründet. Hier stehen das Geschäft mit Qualitätsaudits, in der Industrieprüfung, in Verkehrs- und Infrastrukturprojekten im Zentrum. Auch die Prüftätigkeit in China, Hong Kong und Taiwan (plus 12,1 Prozent), Nordamerika (plus 10,2 Prozent) und Asia-Pacific mit Japan (plus 10,1 Prozent) konnte TÜV Rheinland ausweiten. In Westeuropa außerhalb Deutschlands erzielte TÜV Rheinland ein Wachstum von 8,2 Prozent, in Mittel- und Osteuropa legte der Prüfdienstleister moderat um 2,9 Prozent zu.
Insgesamt bleibt außerhalb Deutschlands Asien der größte Markt für den TÜV Rheinland. Dort beschäftigt das Unternehmen inzwischen knapp 6.000 Menschen; davon – mit dem Schwerpunkt der Produktprüfung – fast 2.500 in China und inzwischen über 900 in Indien.
Wachstum über alle Branchen und Leistungsfelder
Seit seiner Gründung im Jahr 1872 hat sich die Arbeit von TÜV Rheinland schrittweise mit der Entwicklung neuer Technologien und der weltweiten Industrialisierung entwickelt. Heute ist der Prüfdienstleister in nahezu allen Branchen engagiert. Das Geschäft ist in sechs Bereichen organisiert: Industrie Service, Mobilität, Produkte, Academy & Life Care, Systeme sowie ICT & Business Solutions. ICT steht für Information and Communication Technology. Die drei großen Geschäftsbereiche der Industrieprüfung, Mobilität und Produktprüfung machen dabei drei Viertel des Gesamtumsatzes aus.
Obwohl der Industrie Service von der Schwäche des brasilianischen Marktes besonders betroffen ist, konnte TÜV Rheinland in diesem traditionellen Kerngeschäft über alles um 1,3 Prozent auf 543 Millionen Euro zulegen. Zweitgrößter Geschäftsbereich – zugleich der internationalste – ist die Produktprüfung, in der TÜV Rheinland den Umsatz um 20 Prozent auf 485 Millionen Euro steigern konnte. Sehr großes Potenzial hat die Prüfung elektrischer Produkte. Hier werde die Vielfalt der Produkte, der technischen Anwendungen, der Vernetzung und Kommunikationsfähigkeit, dramatisch steigen und neue Prüfanforderungen mit sich bringen.
Mit Dienstleistungen im Mobilitätssektor einschließlich der klassischen Fahrzeugprüfung und der Bahntechnik erzielte TÜV Rheinland 471 Millionen Euro (plus 8,8 Prozent). Wachstumsfelder sind hier zudem Gutachten und Auto-Services sowie perspektivisch die zunehmende Vernetzung, autonomes Fahren und die Verlässlichkeit intelligenter Verkehrssysteme. Weltweit führt TÜV Rheinland inzwischen 8,6 Millionen Fahrzeugprüfungen pro Jahr durch, davon fast zwei Drittel außerhalb Deutschlands. Die wichtigsten Märkte sind Frankreich, Spanien und Chile.
Der noch junge Geschäftsbereich Academy & Life Care mit Leistungen für den Menschen in seinem Arbeitsumfeld erwirtschaftete ein Plus von 6,8 Prozent und einen Umsatz von 205 Millionen Euro. Im Bereich Systeme legte TÜV Rheinland beim Umsatz stark um 19,1 Prozent zu und erwirtschaftete 162 Millionen Euro. Das kräftige Umsatzwachstum bei der Auditierung und Zertifizierung von Managementsystemen zeige, dass solche Prüfleistungen entlang globaler Wertschöpfungsketten an Bedeutung gewinnen werden. Der Geschäftsbereich ICT & Business Solutions umfasst die Felder IT-Services, Cyber Security, Business Consulting und Telco Solutions mit Leistungen in der Telekommunikationsinfrastruktur. Hier erwirtschaftete TÜV Rheinland 2015 mit den Schwerpunkten des Geschäfts in den USA, Großbritannien und Deutschland 133 Millionen Euro (plus 8,1 Prozent).
Das Eigenkapital von TÜV Rheinland stieg 2015 erheblich von 295,2 auf 337,9 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote von TÜV Rheinland entwickelte sich von 16,8 auf 18,5 Prozent positiv. Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit stieg ebenfalls von 103,8 auf 155 Millionen Euro.
Die meisten neuen Arbeitsplätze entstanden in Deutschland
Das Wachstum von TÜV Rheinland spiegelte sich 2015 in der positiven Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze wider. Weltweit beschäftigte TÜV Rheinland im Jahresdurchschnitt 19.630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies sind 310 mehr als im Jahr 2014. Ein Großteil der neuen Stellen wurde in Deutschland geschaffen, wo TÜV Rheinland die Zahl der Beschäftigten von 7.774 auf 8.043 gesteigert hat – ein Plus von 269. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb Deutschlands stieg leicht auf jetzt 11.587 (plus 41).
Bedeutsam bleibt für TÜV Rheinland nach eigenem Bekunden die große Attraktivität als Arbeitgeber, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Wichtige Themen seien zudem die Internationalisierung und die Erhöhung des Anteils von Frauen bei Führungskräften. Derzeit sind 36 Prozent der Gesamtbelegschaft weiblich, von den Führungspositionen sind knapp 10 Prozent mit Frauen besetzt.
Breit angelegtes Investitionsprogramm
Die Investitionen von TÜV Rheinland betrugen im letzten Geschäftsjahr 90,1 Millionen Euro. Damit lagen sie unter dem Rekordwert von 2014 (150 Millionen Euro), der jedoch durch eine Reihe von Unternehmensübernahmen und den erheblichen Ausbau der Konzernzentrale in Köln bedingt war. Im Frühjahr 2017 werden rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 113 Meter hohen TÜV Rheinland-Tower einziehen, der dann nach einer zweijährigen Bauphase vollständig saniert sein wird.
TÜV Rheinland plant in den kommenden fünf Jahren ein breit angelegtes Investitionsprogramm von rund 500 Millionen Euro. Dabei setzt der Konzern folgende wichtige Investitionsschwerpunkte für die kommenden Jahre:
1. Digitalisierung: IT-Security, Industrie 4.0 und intelligente Verkehrssysteme sind drei Themen, die weiter an Bedeutung gewinnen. Die Vernetzung von Systemen, Anlagen und Produkten bis hin in den Alltag der Menschen ist ein sehr großes Wachstumsfeld. Dabei geht es um Verlässlichkeit der Systeme ebenso wie um Sicherheit.
2. Supply Chain Services: Hinter diesem Begriff steckt der zunehmende Bedarf zur Qualitätssicherung entlang globaler Lieferketten und Warenströme. Die Zertifizierung von Managementsystemen, Lieferantenaudits, Produktprüfungen und die Überwachung von Fertigungsstätten sind Kernkompetenzen von TÜV Rheinland.
3. Energie und Infrastruktur: Neben dem wachsenden Geschäft in der Bahntechnik, dem Energiemarkt und der Windenergie wird das Asset Integrity Management ausgebaut, zu Deutsch Anlagenintegritätsmanagement. AIM ist eine technische Beratungsleistung und zielt auf die umfassende Steuerung und Überwachung komplexer technischer Anlagen. Solche Systeme werden derzeit vorrangig für Anlagen in der Öl- und Gaswirtschaft, in der Chemieproduktion und in Kraftwerken eingesetzt. Dabei geht es um optimale Sicherheit ebenso wie um Erhalt der Funktion und maximale Verfügbarkeit der Anlagen.
Vorstandschef Fübi: "Wir wollen das beste nachhaltige und unabhängige Unternehmen in unserer Branche sein. Das beste Unternehmen bedeutet für uns sehr konkret, dass unsere Marke für höchste Integrität und Solidität steht und dass wir unseren Kunden höchste Qualität mit exzellenten Prozessen liefern. Es bedeutet, dass wir Innovationen entwickeln und die Rendite wieder steigern." Konkret plane TÜV Rheinland für das Jahr 2020 eine Rendite von mehr als 9 Prozent bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. "Unsere Aufgabe ist seit 1872 gleich geblieben: als Motor einer modernen Gesellschaft, als Garant technischer Innovation und als Prüfdienstleister, der für viele Menschen zu mehr Lebensqualität beitragen kann. Genau in diesem Sinne sehen wir unser Geschäft und unsere Verantwortung: Wir bei TÜV Rheinland stehen für Qualität und Sicherheit von Mensch, Technik und Umwelt. Mit unserem Wissen, unserer Kompetenz, unseren Lösungen." (wkp)
Bilanz: TÜV Rheinland wächst in allen Bereichen

Der TÜV Rheinland hat im Geschäftsjahr 2015 einen neuen Umsatzrekord erzielt und konnte weltweit wachsen: Der Umsatz des international tätigen Prüfdienstleisters für Qualität und Sicherheit stieg um 8,7 Prozent auf 1,88 Milliarden Euro (2014: 1,73 Milliarden Euro). Damit ist das Wachstum stärker ausgefallen als im Vorjahr.