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In memoriam: Schaden-Urgestein Robert Seyfferth ist tot

31.10.2017 13:43 Uhr
In memoriam: Schaden-Urgestein Robert Seyfferth ist tot
Er besaß in der gesamten Breite der deutschen Schadenbranche einen erstklassigen Ruf und höchste Anerkennung selbst bei Wettbewerbern: Robert Seyfferth. Er lebte seine "Passion" Allianz. Am Samstagmorgen ist er mit nur 54 Jahren nach einem langen, persönlichen Leidensweg in seinem Haus in Köfering bei Regensburg verstorben.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Robert Seyfferth, einer der ganz Großen in der deutschen Schadenwelt, verstarb am Samstagmorgen im Alter von nur 54 Jahren. Mehr als 30 Jahre gehörte er der Allianz an, war Urheber und geistiger Vater unzähliger Projekte und ein früher Pionier der Digitalisierung in der Unfallschadensabwicklung.

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Robert Seyfferth war ein Allianz-Mann "vom Scheitel bis zur Sohle", er repräsentierte das Unternehmen seines Arbeitgebers nicht nur, sondern er personifizierte es im besten Wortsinn in der gesamten Schadenbranche. Lange, bevor sich andere Versicherungsunternehmen in Deutschland neuen, innovativen Themen zuwandten, hatte er dafür nicht nur die entsprechende Inspiration, sondern oftmals bereits eine tragfähige Lösung parat. Immer unterstützt von seinen direkten Vorgesetzten, dem ehemaligen Kraftschadenchef Michael Wagner und Kraft-Vorstand Dr. Karl-Walter Gutberlet, der im Frühjahr 2015 (nach einem letzten Wechsel seines Vorstandsressorts) seinen Ruhestand angetreten hatte. Gutberlet und Wagner wussten, welche Perle sie mit Seyfferth besaßen – und welch einzigartige Reputation und Anerkennung ihm im gesamten Markt zuteil wurde!

Ein langer und tragischer Leidensweg

Robert Seyfferth wäre am 16. Dezember 55 Jahre alt geworden. Viel zu früh verstarb er am frühen Morgen des vergangenen Samstag an den Folgen seines schweren Krebsleidens, das ihn vor über einem Jahr ereilte. Seyfferths gesundheitlicher Leidensweg indes begann bereits 2011, als man bei der Allianz plötzlich glaubte, vor allem im Schadenbereich bewährte Pfade verlassen und auch Führungsleute einer "Rochade" zuführen zu müssen. Das traf die Vorstands- und auch direkte Leitungsebenen darunter. "Compliance" hieß fortan das geflügelte Wort, mit dem alle nur denkbaren Entscheidungen erklärungsarm zu begründen versucht wurden. Die Liste prominenter Abgänge aus München der letzten Jahre ist gut gefüllt, sie muss hier nicht nochmals explizit aufgeführt werden. Auch die Schadenregulierung, die Schadensteuerung und der Umgang mit Dienstleistern und Werkstätten wurden einem zum Teil gravierenden Wandel unterzogen.

Dreh- und Angelpunkt im Allianz-Kraftschaden

Der verstorbene Seyfferth war über viele Jahre hinweg bekannt dafür, dass er praktisch an sieben Tagen in der Woche für die Ziele seines Arbeitgebers im Einsatz war. "Roberts Leben war sein Job, er hat ihn mit voller Hingabe und Leidenschaft ausgeübt", sagen aktuelle wie ehemalige Mitarbeiter und Kollegen auch heute noch über ihn.

Er war Abteilungsdirektor Schaden, koordinierte das komplette Schadenmanagement der Allianz und führte ab dem Zeitpunkt, als Gerhard Hoop als Chef-Sachverständiger der Allianz ausschied und dieser Posten zunächst nicht neu besetzt wurde, als Chef-SV zusätzlich den gesamten Schadenaußendienst mit damals 420 hauseigenen Sachverständigen. In dieser Zeit stützte er nachhaltig auch die fachlichen Themen des Allianz-Zentrum für Technik (AZT) gemeinsam mit AZT-Geschäftsführer Dr. Christoph Lauterwasser und dem seinerzeitigen Ausbildungsleiter im AZT, Uwe Kollinger. Hohe SV-Standards waren ihm dabei genauso wichtig wie das Leitziel einer "Standardisierung und Industrialisierung der Schadenabwicklung", wie es die Allianz noch im Jahr 2007 selbstbewusst im AUTOHAUS-Jahresdossier KFZ-ASSEKURANZ zu Protokoll gegeben hatte.

Zusätzlich zu seinen bereits nicht zu knappen Aufgaben führte Seyfferth das Referat betriebswirtschaftliche Kennzahlen und war für das gesamte Dienstleister-Management verantwortlich, in dem beispielsweise die Prüfpartner mit angebunden sind. Auch die (inzwischen aufgelöste) Schadensteuerung zu den Partnerbetrieben der EUROGARANT AG fiel mit in die Verantwortung seiner Abteilung.

Ein Mann mit vorstandstauglicher Expertise

Es gab wohl kaum einen Bereich, den Robert Seyfferth nicht fachlich beherrschte. Er hätte fraglos bei anderen Gesellschaften einen erstklassigen Vorstand abgegeben! Seine eigene Loyalität zum langjährigen Arbeitgeber – bis zu seinem jetzigen Tod war er 33 Jahre und drei Monate für die Allianz sowie zuvor eine andere Gesellschaft des Konzerns tätig – stand wohl höheren Weihen außerhalb des Münchner Unternehmens entgegen.

Früher Pionier des digitalen Schadens

Unzählige Projekte, die Seyfferth im Entscheidungs-Dreiklang mit Dr. Gutberlet und Michael Wagner angestoßen und zur Umsetzung gebracht hatte, sind heute Standard beinahe in der gesamten Versicherungsbranche. Dass die Allianz als jahrzehntelanger Marktführer in der Autoversicherung auch in Kraftschaden Vorreiter sein müsse, war für Robert Seyfferth ein stets gelebtes Credo. Computergestützte Rechnung und Rechnungsprüfung waren zwei solcher Beispiele, die er frühzeitig mit seinem Team auf die Onlineschiene gebracht hatte.

Auch Schadenverantwortliche von Wettbewerbern attestieren ihm heute ohne Wenn und Aber, ein Pionier des digitalisierten Schadens gewesen zu sein – und das bereits zu einer Zeit, wo Digitalisierung als Begriff in der Schadenwelt noch gar nicht präsent war!

Überall Aushängeschild für das blaue "A"

Man erinnere sich an seine frühen Auftritte auf den einstigen UCS-Schadengipfeln im schweizerischen Davos, wo seinerzeit eigentlich nur Thomas Geck von der HUK-Coburg noch prozesstechnisch auf Augenhöhe mithalten konnte. Man erinnere sich an seine Vorträge vor Chefsachverständigen und Schadenchefs anderer Häuser auf den Jahrestagungen der Benutzergemeinschaft Audatex (BGA), wo es ihm nicht um Ausgrenzung von Konkurrenten ging, sondern vielmehr darum, dass sich der gesamte Markt gemeinsam nach vorne bewegt und dadurch Innovationen marktweit getrieben werden konnten. Es wäre ein Leichtes, hier noch unzählige weitere Beispiele mit anzuführen.

Projekte, Partnerschaften und branchenweite Kooperationen

Blicken wir nochmals auf seine Aufgaben innerhalb der Allianz: Hier waren auch Glasschaden, Schleppen und Bergen zentrale Themen, die er vorangebracht hatte und entsprechende Partnerschaften initiierte. Selbst in das Konzept "Fairplay", für das Ralf Hertel projektverantwortlich zeichnete, war er aktiv mit eingebunden. Ihm, Hertel sowie seinen früheren Vorgesetzten Wagner und Dr. Gutberlet ging es hier um tragfähige Lösungen für alle Beteiligten – und gerade eben nicht um ein allzu forsches Drücken von Kosten zu Lasten vor allem der Reparaturbetriebe. Eine Vielzahl von Kooperationen mit allen wichtigen Herstellern und Händlerverbänden, mit Werkstattnetzen und sogar Berufsverbänden wie dem ZKF war dafür mehr als nur ein beredtes Zeugnis.

Integration und Kooperation statt Ausgrenzung

Wer keinen "historischen" und keinen Blick für das "Ganze" besitzt, wird die Leistungen eines Robert Seyfferth und seiner Mannschaft, die stets mit gleicher Leidenschaft für ihn gearbeitet hatte, nicht in der gebotenen Weise beurteilen können. Seyfferth hielt in der gesamten Branche die Fahne der Allianz hoch, war überall als Experte gefragt und hoch geschätzt. Auch, weil er menschlich und politisch einen geradlinigen Weg verfolgte, die Menschen mitnahm statt sie auszugrenzen, und sich keiner fachlichen und sachlichen Diskussion verwehrte! Es gibt in der Schadenwelt kaum ein Thema, das Robert Seyfferth nicht beherrschte. Auch das machte ihn zu einem Solitär im Schadenmarkt, dem in der jüngeren Vergangenheit zuweilen Maß und Ziel, vor allem aber Menschlichkeit, Empathie und Verlässlichkeit abhanden gekommen sind.

Eine ganze Branche trauert

Die Nachricht von Robert Seyfferths viel zu frühem Tod hat sich bundesweit in kürzester Zeit herumgesprochen. Er hatte eine Vielzahl von Freunden, die selbst während der letzten sechs Jahre aktiv Anteil an seinem Leidensweg genommen und den Kontakt zu ihm nicht haben abbrechen lassen. Auch ich bekenne mich offen und gerne zu dem gemeinsamen Branchenweg, den ich mit Robert Seyfferth über mehr als 20 Jahre gehen durfte! Die Begegnungen mit ihm waren zu jeder Zeit geprägt von hohem, beiderseitigen Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Bei ihm wusste man immer, woran man war. Solche Freundschaften sind heute beileibe nicht (mehr) selbstverständlich!

Beisetzung am 1. Dezember

Mein aufrichtiges Beileid und Mitgefühl gilt an dieser Stelle Robert Seyfferths Ehefrau Eva, mit der ich seit Sonntag mehrfach in telefonischem Kontakt stand und die mir ausdrücklich zugestanden hat, Termin und Ort seiner Beisetzung nennen zu dürfen. Es wird Freitag, der 1. Dezember um 13 Uhr auf dem Friedhof von Köfering (bei Regensburg) sein. Auf seinem letzten Gang werden Robert Seyfferth ohne Zweifel all seine wirklichen Freunde begleiten, die er nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt hatte!   Walter K. Pfauntsch

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