Bereits heute sind 75 Prozent des Pkw-Bestandes mit Parkassistenten auf Ultraschallbasis ausgestattet, immerhin jedes sechste Modell verfügt zusätzlich über radarbasierte Fahrerassistenzsysteme. Durch Initiativen von EU und EuroNCAP dürfte diese Quote künftig deutlich ansteigen, was auch Auswirkungen auf die Unfallreparatur haben wird: Viele der verbauten Sensoren liegen im Anstoßbereich, etwa hinter Stoßfängern und Kotflügeln. Hinzu kommt, dass mit Einführung von automatisierten Fahrfunktionen gemäß Level 3 die Anforderungen an diese Technik weiter zunehmen werden: Der Mensch muss die Maschine nicht mehr in allen Fahrsituationen dauerhaft überwachen, was Haftungsfragen aufwirft und eine einwandfreie Funktion der Assistenten noch wichtiger macht.
Umfangreiche Reparaturversuche
Tatsache ist laut Helge Kiebach, dass das Überlackieren, Folieren oder Ab- und Anbauen von Stoßfängern ohne anschließende Justage negative Folgen haben kann: "Umfangreiche Reparatur- und Fahrversuche im Rahmen unseres noch laufenden Projektes Fair Repair II haben gezeigt, dass Hindernisse später und teilweise gar nicht mehr erkannt wurden. Fahrzeuge haben zudem zunächst erkannte Objekte aus dem Blick verloren oder Scheinhindernisse geortet, wo keine waren." Um diesen Störungen auf den Grund zu gehen, hat das KTI aufwendige Versuche durchgeführt: Insgesamt sieben Reparaturszenarien wurden untersucht. Originale Stoßfänger wurden mit einer Aufklebefolie versehen, nachlackiert, gespachtelt und lackiert, mit Metallgewebe und Faserkunststoff repariert, mittels Kunststoffschweißen mit Metallklammern instandgesetzt sowie mit Kunststoffreparatur-Pflastern repariert. Als letzte Variante wurden die Stoßfänger einfach ab- und wieder angebaut, ohne jedoch eine Kalibrierung bzw. Justierung der Technik vorzunehmen.
Herausgefunden hat man, dass die Effekte je nach Hersteller und sogar modellspezifisch unterschiedlich sein können. Dies hat eine ganze Reihe von Gründen, so Kiebach: "Schon bei der Vorbereitung des Stoßfängers, etwa beim Spachteln und Schleifen, sind die Vorgaben in Bezug auf Material und Applikation genau zu beachten. Jeder Hersteller beschreibt, ob und in welcher Dicke Sensoren überlackiert werden dürfen." Zudem wird die empfindliche Sensorik an unterschiedlichen Stellen verbaut und auch die Wahl des jeweiligen Zulieferers hat Auswirkungen auf die Reparaturvorgaben von der Notwendigkeit des Justierens bis zu den Möglichkeiten der nachträglichen Lackierung. Die KTI-Empfehlung lautet deswegen ganz klar: "Werkstätten sollten bei jeder Reparatur im Stoßfängerbereich die Herstellervorgaben akribisch beachten und zwar modellspezifisch und tagesaktuell."
Wie die unterschiedlichen Systeme von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden lesen Sie in der kommenden Ausgabe von SchadenBusiness, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 16. Dezember erscheinen wird. (kt)