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Magisches Kürzel "3.5": Legendäre Mercedes-V8 feierten auf der IAA 1969 Premiere

16.09.2019 06:02 Uhr
Magisches Kürzel "3.5": Legendäre Mercedes-V8 feierten auf der IAA 1969 Premiere
Premierenfahrzeuge der IAA 1969: Mercedes-Benz C 111-I mit Dreischeiben-Wankelmotor und 280 SE 3.5 Cabriolet (W 111), 300 SEL 3.5 (W 109) und 280 SE 3.5 Coupé (W 111) mit V8-Motor M 116. Das Foto stammt aus dem Jahr 1969 und wurde auf der Einfahrbahn in Untertürkheim aufgenommen.
© Foto: Daimler

Mercedes-Benz präsentierte vor genau 50 Jahren zur IAA 1969 gleich drei Oberklassefahrzeuge mit dem damals neuen V8-Motor M 116, der aus 3,5 Liter Hubraum 147 kW (200 PS) entwickelte: den 300 SEL 3.5 (W 109) sowie das 280 SE 3.5 Cabriolet und Coupé (W 111).

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Neben dem legendären Experimentalfahrzeug C 111 mit Wankelmotor standen die Typen mit dem Ziffernkürzel "3.5" im Rampenlicht der Messe. Heute gehören sie zu den gesuchtesten Varianten dieser Vorgängermodelle der Mercedes-Benz S-Klasse.

Ein Motor für drei Jahrzehnte

Diese Fahrzeuge mit 3,5-Liter-Motor sind heute sehr begehrte Klassiker der Marke. Insbesondere Cabriolet und Coupé erfreuen sich dabei seit einigen Jahren einer außerordentlich guten Wertentwicklung. M 116 hieß der vollständig neu entwickelte 3,5-Liter-Motor intern. Er war sehr erfolgreich und wurde in mehreren Entwicklungsstufen fast 30 Jahre lang produziert.

280 SE 3.5 Cabriolet und Coupé (W 111) waren – als elegante Zweitürer – besonders faszinierende Modelle. Das Werk Sindelfingen baute von August 1969 bis Juli 1971 3.270 Coupés und 1.232 Cabriolets. Parallel dazu gab es weiterhin die Typen 280 SE Cabriolet und Coupé, die auch mit Viergang-Schaltgetriebe anstelle des Automatikgetriebes angeboten wurden. Das entsprach dem Wunsch mancher Fahrer nach einer sportlicheren Gangart.

Die Limousinen: Im Mercedes-Benz 300 SEL 3.5 (W 109) löste der M 116 den seit 1968 verwendeten 2,8-Liter-Motor M 130 ab. Der lange Radstand sowie serienmäßig Luftfederung und Automatikgetriebe unterstrichen den Oberklasse-Charakter. Bis 1972 wurden 9.583 Fahrzeuge gebaut. Ab März 1971 erhielten auch die Limousinen des Typs 280 SE (W 108) den 3,5-Liter-Motor. Bis September 1972 entstanden vom 280 SE 3.5 insgesamt 11.309 Stück, vom 280 SEL 3.5 hingegen nur 951 Stück.

Ab 1971 ergänzte der Schwestermotor M 117 mit 4,5 Liter Hubraum das Angebot. Die mit ihm ausgestatteten Fahrzeuge wurden zunächst ausschließlich in die USA ausgeliefert. In den Limousinen der Baureihen W 108/109 entwickelte der M 117 146 kW (198 PS). Im SL und SLC (R/C 107) waren es 165 kW (225 PS).

Wankel-Rotation oder weiter "nur" Hubkolben?

In den 1960er-Jahren war zunächst unklar, ob sich der neue Rotationskolbenmotor nach Felix Wankel gegen klassische Hubkolbenmotoren durchsetzen würde. Mercedes-Benz entschied sich für eine Parallelentwicklung. Die Hubkolbenmotoren M 116 und M 117 gingen zurück auf den Motorenkonstrukteur Adolf Wente. Von ihm stammte bereits der erste V8-Einspritzmotor der Marke, der M 100 des Mercedes-Benz 600 (W 100) mit 6,3 Liter Hubraum.

M 116 und M 117 hatten eine obenliegende Nockenwelle, und die Zylinder standen im Winkel von 90 Grad zueinander. Beim M 116 betrug das Verhältnis von Bohrung zu Hub 92 × 65,8 Millimeter, was ihn als extremen Kurzhubmotor auswies. Neben einem fantastischen Drehvermögen bot er einen seidenweichen Lauf. Der M 116 war der zweite Motor von Mercedes-Benz mit der elektronischen Benzineinspritzung D-Jetronic von Bosch. Der M 117 hatte ein Verhältnis von Bohrung zu Hub von 92 × 85 Millimeter und war damit ein höchst angenehmes „Cruiser“-Aggregat.

M 116 und M 117 waren vergleichsweise leichte Motoren. So wog beispielsweise der 4,5-Liter-Motor mit Graugussblock 250 Kilogramm. Der damalige Sechszylindermotor M 110 kam auf 240 Kilogramm.

Für den Marktstart waren beide Aggregate vorgesehen. Sie waren bestimmt für den neuen SL (R 107) und den SLC (C 107), die 1971 vorgestellt werden, sowie die S-Klasse (Baureihe 116). Doch die Premiere der S-Klasse verschob sich, sie folgte schließlich 1972. Da die vorherigen Sechszylindermotoren nach einer langen Bauzeit mittlerweile technisch überholt waren, entschied sich das Unternehmen für die Verwendung der neuen Motoren bereits ab 1969 in den Baureihen W 109 und W 111 sowie später auch im W 108. Sie alle waren Vorgänger der heutigen S-Klasse.

Nachfolge-Aggregate

Die zukunftsweisende Konstruktion aber ermöglichte es, dass sich beide Motoren mit vergleichsweise geringen Überarbeitungen für Jahrzehnte stets auf aktuellem Stand halten ließen. M 116 und M 117 kamen in der S-Klasse, in den SLC- und S-Klasse Coupés, den SL-Sportwagen und der G-Klasse zum Einsatz.

Als umfassende Weiterentwicklung erschien 1989 der V8-Motor M 119 mit zwei obenliegenden Nockenwellen – er ging maßgeblich auf Wentes Mitarbeiter Ralf Ohlendorf zurück. Ihn gab es zunächst mit den zwei Motorblockhöhen des M 116 für 4,2 Liter und des M 117 für 5 Liter Hubraum. Mit der Einführung der LH-Jetronic im Jahr 1991 folgte der Einheitsdeckmotor auf Basis des niedrigeren M-116-Motorblocks. (wkp)

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