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Nachruf: In memoriam Richard Wolfrum

13.09.2020 21:00 Uhr
Nachruf: In memoriam Richard Wolfrum
Eine große, gerahmte Tafel mit dem Bild des Verstorbenen, umgeben von weißen Kerzen, erinnerte bei der Trauerfeier am 4. September vor dem Altar der Breitenbrunner Pfarrkirche nochmals an den großen Handwerksmeister Richard Wolfrum, der mit nur 63 Jahren viel zu früh verstarb.
© Foto: Michael Pfauntsch

Einer der besten Könner seines Fachs in ganz Deutschland ist von uns gegangen: Richard Wolfrum, ausgestattet mit drei Meistertiteln im Karosseriebauer-, Kraftfahrzeug- und Landmaschinentechniker-Handwerk. Er verstarb kürzlich völlig unerwartet mit nur 63 Jahren.

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In wenigen Tagen hätte er am 18. September seinen 64. Ehrentag begehen können, doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Gut drei Wochen zuvor erlag Richard Wolfrum einer heimtückischen Krankheit, von der kaum jemand wusste und gegen die er am 26. August einen langen, persönlichen Kampf verloren hat.

Trauer deutschlandweit

Wie sehr er überall geschätzt war, wurde am 4. September nochmals bei dem für ihn angesetzten Requiem deutlich. Die Pfarrkirche zu Breitenbrunn reichte bei weitem nicht für alle Trauergäste, so dass die Totenmesse zusätzlich über Lautsprecher ins Freie übertragen wurde, wo dem Verstotbenen eine Vielzahl weiterer Menschen die letzte Ehre erwies. Neben unzähligen Freunden und Bekannten aus dem gesamten Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, in dem der 1982 gegründete K&L Fachbetrieb von Richard Wolfrum in der kleinen Gemeinde Dürn (bei Breitenbrunn) liegt, kamen auch bundesweite und internationale Geschäftspartner.

Begnadeter Handwerker

Richard Wolfrum war ohne Zweifel ein Handwerker und Praktiker, der mit Werkzeugen und Maschinen nicht nur professionell umzugehen verstand, sondern sie auch weiterentwickelte oder völlig neue, spezifische Werkzeuge erschuf. Von 1981 bis 1983 legte er die Meisterprüfungen sowohl im Karosseriebauer-, als auch im Kraftfahrzeug- und im Landmaschinenmechaniker-Handwerk ab. Seine besondere Zuneigung aber galt von Anfang an der Unfallinstandsetzung, weshalb er sich 1982 zum Bau eines eigenen K&L-Fachbetriebes in Dürn entschloss, der auch Mitgliedsbetrieb des Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) ist.

Referenzen weit über die Landesgrenzen hinaus

Wie sehr der am 18. September 1956 geborene Oberpfälzer in der Instandsetzung aufgegangen ist, zeigt sich schon beim Blick auf die Unternehmens-Website seines Betriebes, der auch exklusiver Vertriebspartner für die Richt- und Messwerkzeuge des italienischen Herstellers Spanesi für Deutschland und Österreich ist: Seitenweise finden sich Referenzlisten von namhaften Kollegenbetrieben, Autohäusern jeglicher Fabrikate, Porsche-Zentren und vielen Sachverständigen-Büros. Lehrgänge und Schulungen hat er zuletzt vor allem für das innovative Spanesi Mess-System "Touch" durchgeführt. Dieses mobile Messsystem hatte früh eine offizielle Freigabe von Porsche. Bereits im Jahr 2015, als wir redaktionsseitig bei einer Einweisung im Münchner K&L Betrieb Ostermeier mit dabei waren, lagen die Wolfrum-Verkaufszahlen des "Touch" bereits weltweit nach den USA auf Platz zwei – noch vor China und Japan! Ostermeier-Chef Ulli Becker lobte seinerzeit das Spanesi-System bereits in höchsten Tönen: "Es ermöglicht uns die notwendige Dokumentation unserer Arbeit. Wir können damit lückenlos nachweisen, welche Tätigkeiten wir am Fahrzeug ausgeführt haben und warum."

Fachlich instandsetzen statt schneiden und schweißen

Richard Wolfrum wußte auch über moderne Werkstoffe, Material-Mix-Strukturen und unterschiedlichste Karosserie-Bauweisen besten Bescheid. Und vor allem, wie Fahrzeuge fachlich und wirtschaftlich sinnvoll selbst nach schwersten Schäden wieder neu aufgebaut werden können. Er war mitnichten der klassische Teiletauscher, der Türschweller, Seitenwände "schnell mal" aus ihrem Karosseriegefüge heraus sägte, um dann großflächig Neuteile einzuschweißen und so die Gefahr von Knarrgeräuschen, vorzeitiger Korrosionsbildung und den damit einhergehenden Wertverlust des Reparaturfahrzeuges einfach billigend mit in Kauf genommen hätte. Nein, er baute seine Fähigkeiten gar zu einer hohen Handwerks-Kunst weiter aus. Stets suchte er dabei die für das Fahrzeug "verträglichste" Lösung. "Instandsetzen vor Erneuern" lautete sein unmissverständliches Credo.

Die Kunst, einen Schaden "lesen" zu können

Warum auch sollte ein Porsche, ein Lamborghini, ein Ferrari – oder was sonst alles nach Wochenenden mit "Feindkontakt" auf dem Nürburgring oder sonstigen Rennstrecken von den Besitzern in Wolfrum‘s Karosseriewerkstatt nach Dürn zur schnellen Gesundung verbracht wurde – bei einem reinen Seitenwandschaden zusätzlich an der B- und C-Säule, im Dach- und Schwellerbereich sowie im Heckanschluss mit aufgeschnitten werden? Vielfach zeigte er mit seiner "unblutigen" Methode, dass Rückverformung der Originalstruktur der weitaus bessere Weg ist. Richard Wolfrum konnte selbst schwere Unfallschäden "lesen". Gleichwohl, welches Fabrikat den Weg in seinen Betrieb fand: Er kannte die richtigen Reparaturkonzepte. Dass nicht zuletzt das Außenhaut-Reparatursystem Miracle von Carbon zu seinem Repertoire gehörte, das er im Schlaf beherrschte, sei nur der Vollständigkeit halber mit erwähnt.

Kompromisslos fair und ehrlich

Wofür er nachhaltig geschätzt wurde, waren seine Bescheidenheit und seine große Fairness: Zweifelsfrei hätte er bei vielen Unfallinstandsetzungen kraft seiner Fähigkeiten und Routine für sich einen "guten Schnitt" machen können – gerade bei kapitalen Schäden an den Sport- und Luxuswagen der betuchteren Klientel. "Übervorteilen" aber wollte Richard Wolfrum niemanden. Er richtete Fahranfängern oder dem jungen Studenten, der seinen ersten selbst verschuldeten Eigenschaden mangels Kaskodeckung aus eigener Tasche bezahlen musste, das Auto genauso preiswert wie er sich an Luxuswagenkunden nicht schadlos halten wollte. Bei Fahrzeugen aus dem Hochpreissegment haben bekanntermaßen meist auch die unfallbedingt erforderlichen Ersatzteile hohe Preise; hier sparte Wolfrum durch das Instandsetzen teurer Stoßfänger oder Aluminium-Anbauteilen seinen Kunden nicht selten mehrere tausend Euro ein – von den Kostenminimierungen noch gar nicht gesprochen, wenn er auf die großen Struktureingriffe verzichtete. Richard Wolfrum war einfach die rundherum "ehrliche Haut", wie man ihn in seiner Heimat vielfach anerkennend bezeichnet.

Karosseriecenter Wolfrum bleibt Spanesi-Vertriebspartner

Wie wir von der Familie am Rande der Trauerfeier erfuhren, wird es das Karosseriecenter Wolfrum weiterhin in seiner Eigenschaft als Exklusiv-Vertriebspartner für die Mess- und Richtsysteme der Marke Spanesi in Deutschland und Österreich geben. Die Leitung dafür haben Sohn Richard Wolfrum jun., ein diplomierter Betriebswirtschaftler und Ina Wolfrum, ihres Zeichens gelernte Karosseriebauerin sowie Cornelia Hermann, die älteste Tochter von Richard Wolfrum, die sich auch bisher schon um administrative und finanzbuchhalterische Belange kümmerte. Vermutlich aufgeben wird die Familie künftig die klassische Unfallinstandsetzung.

Sein Wirken und er selbst bleiben unvergessen!

Die gesamte Schadenwelt ist durch den viel zu frühen Tod von Richard Wolfrum um einen großartigen Menschen und Fachmann ärmer geworden. Seine herzliche Art, sein Könnertum, seine Expertisen – all das wird auch uns in der Schadenredaktion von AUTOHAUS künftig fehlen. Richard war uns über Jahrzehnte hinweg ein geschätzter Wegbegleiter und hoch verlässlicher Freund, den wir sehr vermissen, aber niemals vergessen werden! Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gehören in dieser schweren Zeit vor allem seiner Frau Betty, seinen Töchtern Cornelia, Elena und Ina, seinem Sohn Richard jun. sowie allen weiteren Verwandten der Familie Wolfrum.   W.K. Pfauntsch

Richard Wolfrum liebte seinen Beruf, in dem er immer hoch engagiert zu Werke ging. Die Vorzüge von Werkzeugen wie hier des Mess-Systems "Touch" konnte er nicht nur fachlich verständlich erklären, sondern aufgrund seiner verbindlichen Art auch Anwenderprofis davon überzeugen. Das Bild entstand 2015 beim AUTOHAUS-Schadenforum, das er gerne und regelmäßig besuchte.
© Foto: Udo Geisler
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