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Solera Holdings: Tony Aquila verlässt eigenes Unternehmen

13.05.2019 21:15 Uhr
Solera Holdings: Tony Aquila verlässt eigenes Unternehmen
Tony Aquila (vo. re.) und Renato Giger (ganz hi., mitte) verstanden es, weltweit die ganz große Klaviatur zu bespielen. Dieses bisher unveröffentlichte Foto entstand anlässlich der Ratifizierung einer globalen Partnerschaft mit der Allianz-Versicherung am 7. und 8. Februar 2008 in München-Unterföhring. Wie wichtig der Deal für Aquila war, zeigte auch die starke Präsenz seiner Führungsleute aus den damals acht wichtigsten Märkten, den von ihm so genannten "S8"-Staaten (S8 = Solera 8) sowie der entsprechenden "Influencer-Märkte", die in großen Sälen stets hinter den S8-Entscheidern saßen.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Der texanische Technologiekonzern Solera, zu dem auch das deutsche Gemeinschaftsunternehmen Audatex AUTOonline gehört, steht offenbar vor dem größten Umbruch seiner noch jungen Firmengeschichte. Gründer, Vorsitzender und CEO Tony Aquila (54) soll wohl bereits Ende Juni zusammen mit seiner rechten Hand, CFOO Renato Giger (59), das Unternehmen verlassen.

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Eine offizielle Stellungnahme steht zwar derzeit noch aus, jedoch berichteten übereinstimmend mehrere Repräsentanten aus der Versicherungswirtschaft und auch Solera-Mitarbeiter gegenüber AUTOHAUS-Schaden§manager davon, dass Aquila und Giger Ende Juni den in Westlake/Texas ansässigen Konzern verlassen werden. Unklar blieb, ob es dabei um einen vereinbarten Ausstieg geht oder eventuell andere, aktuelle Gründe für den Abgang des Führungsduos verantwortlich sind.

"Die Gerüchte stimmen!"

Ein hochrangiger Solera-Manager bestätigte auf telefonische Nachfrage unserer Redaktion, dass "die Gerüchte stimmen". Denkbar wäre nach seinem Dafürhalten auch, dass das Ausscheiden von Aquila und Giger Teil der Übernahme-Vereinbarung mit Vista Equity ist, das am 3. März 2016 den Kauf von Solera als abgeschlossen erklärt hatte. Üblich ist bei derartigen Übernahmen, dass das aktuelle Management noch für drei Jahre im Amt verbleibt, bis im Hintergrund ein neues Führungsteam aufgebaut ist und erst nach dieser Zeit aus dem Unternehmen scheidet. Das erkläre auch, dass Tony Aquila bis dato "eine sehr starke Präsenz zeigt" und "seine Prinzipien überall Geltung haben".

Solera begann 2005 als kleines Garagen-Start-up...

Aquila gründete Solera im Jahr 2005 "aus einer Garage heraus" wie er stets selbst sagte, kaufte ein Jahr danach für knapp eine Milliarde US-Dollar das Claimsgeschäft des ebenfalls amerikanischen Konzerns ADP. Die ADP-Claimssparte bestand seinerzeit fast ausschließlich aus Audatex (inklusive dessen Schwesterfirmen, die international teilweise unter anderem Namen firmieren). "Audatex war bei ADP in den falschen Händen", sagte Aquila 2006 anläßlich des 40-jährigen Jubiläums des 1966 offiziell in Minden gegründeten Datendienstleistungsunternehmens.

... und ist heute ein Global Player

Nach dem Deal ging Aquila mit Solera an die New York Stock Exchange (NYSE) und kam durch den erfolgreichen Börsengang zu frischem Kapital, mit dem er die Kernmarke Audatex (hatte bei ADP einen Anteil von 5 Prozent, bei Solera dagegen einen Unternehmensanteil von 95 Prozent) international weiter auf- und ausbaute. "Workflow und Schadenmanagement" standen bei Aquila von Anfang an im Mittelpunkt: Mit dieser Strategie verbreitete er im Laufe der Jahre seine Claims-Strategie mit Audatex in immer mehr internationalen Märkten. Heute sind es mehr als 85 Länder, in denen nach eigenen Angaben jährlich mehr als 300 Millionen Transaktionen mit rund 235.000 Kunden und Partnern abgewickelt werden.

Dienstleister für Top-Schlüsselbranchen

Ausgeweitet hatte Solera im Laufe von vergleichsweise wenigen Jahren zudem das eigene Firmen- und Dienstleistungs-Portfolio, das vorwiegend durch aggressive Zukäufe getrieben wurde. Solera ist heute ein weltweiter Anbieter von Risiko- und Asset-Management-Software und -Dienstleistungen für den Automobil- und Immobilienmarkt einschließlich der globalen P & C-Versicherungsbranche. Die aktuellen Produktlösungen von Solera umfassen Audatex AUTOonline, Autodata, AutoPoint, CAP / HPI, Colimbra, Digidentity, Enservio, Explore Data, Hollander, Identifix, Inpart, LYNX und TitleTec "sowie das Flaggschiff der Digital Garage-Anwendung des Unternehmens" (O-Ton Vista).

Reprivatisierung für 6,5 Mrd. US-Dollar nach nur 10 Jahren

Neben dem US-amerikanischen Private-Equity-Konzern Vista, der sich auf Investitionen in Software-, Daten- und Technologieunternehmen spezialisiert hat, zählten 2016 zu den Hauptinvestoren für den Kauf des Solera-Konzerns vor allem Koch Industries und Goldman Sachs. Die Transaktion im Wert von rund 6,5 Milliarden US-Dollar hatte von Anfang an auch eine Reprivatisierung von Solera zum Ziel. Von daher wäre ein aktuelles Ausscheiden von Tony Aquila nach der branchenweit nicht unüblichen 3-Jahres-Frist zum jetzigen Zeitpunkt eine durchaus logische Konsequenz.

Harte Zäsuren auch in Deutschland

In der Zeit seit 2006, als Solera neuer Mutterkonzern von Audatex wurde, gab es hierzulande einen ebenfalls knallharten Konzentrationsprozess. Im Hintergrund dürfte da stets auch die rechte und linke Hand Aquilas, der Chief Financial Operating Officer (CFOO) Renato Giger, mitgewirkt haben, der zeitweise für die Region Italien, Schweiz und Deutschland mit zuständig war und u.a. der italienischen Sprache mächtig ist.

Mit Audatex wurde beispielsweise die Restwertbörse AUTOonline zu einem Gemeinschaftsunternehmen verschmolzen und auch Carisma, exsoft sowie sachcontrol mit angedockt. Das ursprünglich in Schweinfurt ansässige Unternehmen Universal Consulting Software (UCS) hatte man zunächst an Audatex angegliedert, ehe der Markenname schließlich komplett vom Markt genommen wurde. Minden als Deutschlandzentrale ist ebenfalls bereits Vergangenheit und in die veräußerte Immobilie an der Kuhlenstraße inzwischen der EDEKA-Konzern eingezogen. Die Mitarbeiter aller Standorte (wie z.B. Neuss) sollen, soweit nicht schon abgeschlossen, noch in diesem Jahr an die neue Zentrale in Berlin umsiedeln bzw. werden arbeitsvertraglich abgefunden.   (wkp)

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