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ZKF-Branchenbericht: Stabilisierung trotz Krieg und Krisen

18.03.2024 05:30 Uhr | Lesezeit: 10 min
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Wie steht es um die Situation in den Unfallreparaturbetrieben? Auf welche Parameter sollten Werkstätten künftig z.B. bei gelenkten Schäden achten? Auf diese Fragen und noch viele weitere Punkte u.a. auch zum herstellenden Karosserie- und Fahrzeugbau geht der aktuell vorgestellte ZKF-Branchenbericht auf Basis der ausgewerteten Betriebsdaten von 2022 ein.
© Foto: Walter K. Pfauntsch, ZKF

Der aktuelle Branchenbericht des Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) mit den Kennzahlen des Geschäftsjahres 2022 liegt jetzt vor. Das ausgewertete Jahr wurde geprägt von hoher Produktivität und steigendem Umsatz bei der Betriebsleistung Handwerk, aber auch von erhöhten betrieblichen Kosten der reparierenden K&L-Fachbetriebe nach der Corona-Pandemie.

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Aufgrund eines durchschnittlichen steigenden Gesamtumsatzes von 1.828.238 Euro auf 2.370.042 Euro stieg das operative Ergebnis (EBITDA) um 3,6 Prozentpunkte von 30.077 Euro auf 122.824 Euro gegenüber dem Vorjahr an.

Haltestrategie beim Personal zahlte sich aus

Die Unternehmen beschäftigten durchschnittlich 17,7 Mitarbeiter je Betrieb und damit 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Durch die höhere Beschäftigung stieg der Anteil der produktiv Beschäftigten um 1,2 Mitarbeiter auf durchschnittlich 10,9.

Aufgrund der höheren Mitarbeiterzahl und steigender Bürokratie, insbesondere in der Verwaltung, stieg der Anteil der übrigen Beschäftigten um 0,7 auf 6,8 Mitarbeiter. Dass trotz des Fachkräftemangels die Mitarbeiterzahlen gestiegen sind, wird darauf zurückgeführt, dass nicht ausgelastete Mitarbeiter in der Coronakrise durch den Einsatz von Kurzarbeitergeld gehalten wurden.

Investment in den Berufsnachwuchs

Im Jahr 2022 bildete jeder Betrieb durchschnittlich 0,8 Auszubildende mehr gegenüber dem Vorjahr aus. Dies unterstreicht das Ausbildungs-Engagement in der Branche. Die Betriebe investieren in die Ausbildung von Fachkräften und die Zukunft des Berufes.

EBITDA zurück auf Vorpandemieniveau

Das operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich von 1,6 auf 5,2 Prozent der Gesamtbetriebsleistung und näherte sich damit wieder dem Ergebnis des Krisen-Vorjahres 2020 an. Bisher allerdings noch nicht wieder erreicht wurden die Ergebnisse der Jahre davor. EBITDA bezeichnet das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte. Es beschreibt die operative Leistungsfähigkeit, jedoch nicht den betriebswirtschaftlichen Gewinn für das Unternehmen.

Inflation, Teile-, Lack- und Energiepreise

Der Materialeinsatz stieg um fast 27 Prozent und sank aufgrund des stark steigenden Gesamtumsatzes auf 38,8 Prozent an der Gesamtbetriebsleistung. Dies entspricht dem Trend, dass sich die Ersatzteilpreise seit dem Jahr 2013 signifikant um bis zu 70 Prozent erhöht haben, wie dies auch mehrfach bereits der GDV in entsprechenden Studien festgestellt hat. Den Trend befeuerten zudem gestiegene Kosten bei den Lackmaterialien.

Trotz der höheren Mitarbeiteranzahl sank der Personalaufwand in den Betrieben um 2,2 Prozentpunkte. Das war laut dem ZKF-Branchenbericht ausschließlich auf den höheren Gesamtumsatz zurückzuführen. Der sonstige Aufwand stieg um 27 Prozent, insbesondere durch höhere Energiekosten und einen höheren Gesamtumsatz. Während die Fixkosten im Betrieb in der Regel konstant bleiben (z. B. Miete), stiegen die variablen Kosten auch aufgrund der hohen Inflation.

Pkw-Reparatur nach wie vor höchster Umsatzbringer

Bei der Betrachtung, wie sich die Umsätze in den Betrieben verteilen, stieg die "Betriebsleistung Handwerk" um 31 Prozent, der Handelsumsatz sank 2022 jedoch um 1,3 Prozentpunkte auf 0,4 Prozent an der Gesamtbetriebsleistung gegenüber dem Vorjahr.

Autohäuser sind in der gegenständlichen Auswertung nicht enthalten, weshalb das Verhältnis von Handwerk und Handel differenziert betrachtet werden müsse: "Bei Autohäusern und Kfz-Betrieben sind die Umsatzanteile durch den Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen völlig anders gelagert als in den reparierenden K&L-Betrieben. Hier spielt der Handelsumsatz wie bisher nur eine untergeordnete Rolle. Bei den Umsatzanteilen dominiert weiterhin die Pkw-Reparatur einschließlich der eingebauten Ersatzteile", so die Analyse des aktuellen ZKF-Branchenberichts.

Der Anteil Pkw-Kundendienst fiel von 5,6 Prozent des Gesamtumsatzes gegenüber dem Vorjahr auf 4,8 Prozent. Umsatz je produktiv Beschäftigten: Die Betriebsleistung Handwerk stieg je produktiv Beschäftigten um 17 Prozent von 185.309 Euro auf 216.677 Euro.

Einfluss auf die Rendite der Betriebe haben neben den betrieblichen Kosten (z. B. Material), auch die Höhe der Stundenverrechnungssätze der Versicherer, die durch die Schadenslenkung Umsatzversprechen abgeben, die aber mit Preiszugeständnissen der Betriebe verbunden sind.

"Investitionen in die Zukunft notwendig"

Mit Blick auf künftige Herausforderungen sieht der ZKF-Bericht das Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerk "in Zeiten des Umbruchs, der veränderten Mobilität und des demografischen Wandels" befindlich. Aus der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine resultierten demzufolge massive Preissteigerungen, z. B. bei den Material- und Energiekosten.

Die Automobiltechnik und die Gesetzgebung verändere sich in immer schnelleren Zyklen und erfordere modernste Elektronik in zukünftigen Fahrzeugen. Investitionen in neue Mess- und Diagnosegeräte mit aktueller Software, der Umgang mit neuen Materialkombinationen und modernen Fügeverfahren, die Einrichtung eines Aluminiumarbeitsplatzes oder die regelmäßige Schulung der Fachkräfte im Umgang mit den neuen Techniken – wie z. B. Hochvolttechnik oder Multi-Marken-Diagnosegeräte – werden als zwingend erachtet. Aber auch die stärker wachsende Zahl von Pkw und Lkw mit alternativen Antrieben beeinflusse Abläufe und Kosten in den Betrieben.

Der Fachkräfte- und Azubimangel verschärfe sich auch im Karosserie-Handwerk und bleibe ein wichtiges Aufgabenfeld der Branche: "Betriebe müssen in Ausbildung und Personal investieren. Durch stark ansteigende Qualifizierung und modernste Reparaturverfahren sind höhere Vergütungen im Bereich des Personals notwendig", heißt es weiter.

Aktuelle Weiterbildungsangebote

Der ZKF bietet mit der Akademie Karosserie- und Fahrzeugtechnik www.zkf.de/lehrgaenge/kurse den Betrieben umfassende Weiterbildungsangebote an. So werden die hohen Anforderungen der Fahrzeughersteller für eine fach- und sachgerechte Reparatur in den Betrieben gewährleistet.

Wettbewerbssituation im Fahrzeugbau

Im herstellenden Karosserie- und Fahrzeugbau ist der Wettbewerb durch industrielle Anbieter und werkseitige Aufbauten der Lkw-Industrie groß. Jedoch punkten Unternehmen, die sich in Nischen bewegen und individuelle Kundenlösungen fertigen. Viele Unternehmen sind ebenfalls in der Nutzfahrzeugreparatur und dem Service tätig, womit sie in der Lage sind, kurzfristig auf äußere Veränderungen reagieren zu können.

Wettbewerbssituation in der Pkw-Instandsetzung

Die Pkw-Karosserie-Fachbetriebe besitzen laut dem aktuellen ZLF-Branchenbericht "ein erhebliches Absatz- und Kundenpotenzial mit gleichzeitigem Wettbewerb der Betriebe" untereinander.

Schadenlenkung, SVS und Rechnungskürzungen

Der Trend zur Schadenlenkung unter den Versicherern, Flottenbetreibern und Leasinggesellschaften in Partnerwerkstätten setze sich nur leicht fort, stellt der Verband fest.  Gleichzeitig müssten die Versicherer aufgrund der Auslastungsengpässe in den Betrieben ihre Stundenverrechnungssätze weiter anpassen, um auch künftig ihr Potential in die Werkstätten einsteuern zu können. Konflikte entstünden dagegen nach wie vor durch Kürzungen von Versicherern vor allem in den Positionen der Rechnungen.

Renditen für Wachstum und Investments

Angesichts der sich immer weiter entwickelnden Fahrzeugtechnik sei es für die reparierenden K&L-Fachbetriebe "existenziell", dass sie in Zukunft über alle fahrzeugtechnischen Reparaturvorgaben der Hersteller verfügen. "Wirtschaftlich betrachtet sollten Betriebe der Instandsetzung wie auch des Fahrzeugbaus auf schlanke Prozesse mit ausgehandelten Stundenverrechnungssätzen achten, die Renditen erzielen, um wachstumsorientiert investieren zu können."

Optionale Geschäftsfelder

Strategien für Tätigkeitsfelder, die außerhalb der Schadenlenkung Zusatzrenditen versprechen, seien in die Angebotspalette einzubeziehen, so z. B. das Management kleinerer Flotten, empfiehlt der Branchenbericht den Betrieben.

Optionen werden auch für kleinere Betriebseinheiten entstehen, um sich zukünftig mehr auf Privatkunden und zusätzliche Sondersegmente, wie z. B. die Oldtimerrestaurierung, die Reparatur von Caravans oder die Reparatur von elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu spezialisieren. Für die Zukunft müssen Pkw- und Lkw-Fachbetriebe bestmöglich in technischen und organisatorischen Bereichen sowie mit liquiden Mitteln ausgestattet sein.

Verbands-Empfehlungen

In seinem Branchenbericht zum aktuell ausgewerteten Geschäftsjahr 2022 gibt der ZKF seinen Mitgliedsbetrieben auch eine wichtige Empfehlung mit, um mit Banken, Partnern und Auftraggebern faktenbasierte Gespräche führen zu können.

Wörtlich heißt es hierzu: "Nutzen Sie rückblickend mit dem ZKF-Branchenbericht Argumentationen als Vergleichsgrundlage und gegebenenfalls als Nachweis. Sie können nicht nur eine Gegenüberstellung mit ihren Daten durchführen, sondern auch Dritten, wie z. B. Banken und Gesprächspartnern mit den Ergebnissen des Branchendurchschnitts im Vergleich gegenüber den Vorjahren aufzeigen, dass – z. B. ausgelöst durch Krisen oder anderen Faktoren – Umsatz- oder Renditeeinbrüche erfolgten. Oder Sie können auch aufzeigen, dass Ihr Betrieb besser als der Durchschnitt der Branche abschneidet."

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