Der wichtigste Wettbewerber Shell legte am Dienstag den Preis für Normalbenzin um einen halben Cent je Liter unter den von Aral, Esso einen ganzen Cent und Jet zwei Cent. Bei Total ist das Bild uneinheitlich. "Wir wollen unseren Kunden weiterhin einen günstigen Preis für Normalbenzin bieten", sagte Jet-Sprecher Nikolai Lassen in Hamburg. Dafür gebe es "strategische Gründe". Da Jet ohnehin einen Cent günstiger ist als die so genannten A-Gesellschaften Aral, Shell, Esso und Total, vergrößert sich der Abstand zu Aral bei Normalbenzin auf zwei Cent je Liter. Am Mittwoch setzte sich der Preisrutsch für Benzin fort. Gegenüber dem Vortag verbilligte sich Ottokraftstoff nach Angaben von Aral im bundesweiten Durchschnitt um rund zwei Cent je Liter auf 1,36 Euro. Der Dieselpreis ging hingegen nur um einen Cent auf 1,30 Euro zurück. Bislang sind die heftigsten Preiskämpfe auf einige Regionen beschränkt, so den Raum Karlsruhe, aber auch Chemnitz und Frankfurt. Dort sank der Benzinpreis zeitweise noch unter den Dieselpreis, der keine ungewöhnlichen Schwankungen zeigte. Nach Darstellung der Mineralölunternehmen profitieren die Verbraucher von den regionalen Preiskämpfen, während die Unternehmen an den betroffenen Tankstellen beim Benzinverkauf Verluste machten. Insbesondere im Rheinland und im Ruhrgebiet nutzten die Autofahrer die Gunst der Stunde und tankten am Wochenende so manche Station leer. Nach Informationen der "Rheinischen Post" konnten 110 Tankstellen keinen Kraftstoff mehr liefern. Einige Mineralölkonzerne waren auf den großen Ansturm nicht vorbereitet – die Engpässe sind laut Aral aber seit Montag wieder behoben. Ausgangspunkt für die Turbulenzen am Benzinmarkt war eine Initiative der Aral, die in der vergangenen Woche den Preisabstand zwischen Super und Normal an der Tankstelle einebnete. Grund: Am europäischen Großmarkt für Ölprodukte in Rotterdam haben sich die Preise für Normal- und Superbenzin stark angeglichen. Am Dienstag kosteten sie mit 775 US-Dollar je Tonne exakt das gleiche. Normale Verhältnisse wieder im neuen Jahr Der Mineralölwirtschaftsverband rechnet damit, dass sich bereits im Winter der Preisabstand zwischen Benzin und Diesel wieder normalisiert, wenn die Verbraucher genug Heizöl getankt haben und die starke Nachfrage abnimmt. "Das vierte Quartal ist immer das verbrauchsstärkste, das war in den vergangenen Jahren auch immer so", sagte Verbandssprecherin Barbara Meyer-Buckow der "Autogazette". Bislang weist die Branche Vermutungen zurück, nach denen sie Normalbenzin in Deutschland vom Markt nehmen will. Rund ein Viertel des verkauften Otto-Kraftstoffs entfällt auf diese Benzinsorte. Nach Angaben von Aral-Sprecher Ulrich Winkler ist eine leichte Tendenz zu Superbenzin zu erkennen, seitdem es bei Aral nicht mehr teurer ist als Normal. Für weitergehende Aussagen über das Kundenverhalten sei es noch zu früh. Dieselpreis seit 1991 verdoppelt Verglichen mit den Spritpreisen kurz nach der Wiedervereinigung müssen Autofahrer aber heute deutlich tiefer in die Tasche greifen. Derzeit zahlen sie 75 Prozent mehr für Benzin und gut doppelt so viel für Diesel an der Zapfsäule. Das teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch in Köln mit. Inflationsbereinigt lag die Preiserhöhung bei Super bei 30 Prozent; Diesel wurde um gut 50 Prozent teurer. Zudem müsse bei der Kostenberechnung berücksichtigt werden, dass die Autos heute deutlich sparsamer im Verbrauch seien als Anfang der 1990er Jahre. Eine Fahrt von 100 Kilometern kostete laut Institut im Jahr 2006 mit einem Benziner 10,70 Euro und damit real 14 Prozent mehr als 1991. Dieselfahrer zahlten 7,72 Euro pro 100 Kilometer-Strecke und damit ein Drittel mehr als vor 15 Jahren. (dpa/rp)
Thema: Preiskrieg an der Zapfsäule
In einigen Regionen ist Benzin bereits billiger als Diesel – "Verbraucher profitieren, Konzerne verlieren"