Vier-Säulenbühnen: Klassiker neu entdeckt

Mit zu den bekanntesten Bauformen der Hebetechnik für Autowerkstätten zählt die Vier-Säulenbühne. Dieser Bühnentyp lässt sich dank der Fahrschienen sehr leicht befahren und gilt als äußerst langlebig. Manche Exemplare wurden sogar im Freien aufgestellt. Im Bereich der Annahme, der Fahrzeugbewertung und für die Fahrwerksvermessung waren Vier-Säulenbühnen lange Zeit erste Wahl. Der erhebliche Platzbedarf, die zum Teil langen Hub- und Senkzeiten sowie die bei älteren Modellen umständliche Bedienung ließen die Attraktivität der Vier-Säulenbühne im Laufe der Zeit ein wenig verblassen. Auch für den Einsatz mit den Kamera-Fahrwerksvermessungssystemen waren sie anfangs nicht die ideale Wahl, weil die Säulen die Sicht der Kameras auf die Targets beeinträchtigten. Scherenbühnen und Unterflurbühnen mit Fahrbahnen nahmen daher immer öfter ihren Platz ein. Praktische Bühne für kleines Budget Das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis, die variablen Einsatzmöglichkeiten sowie die unproblematische Aufstellung der Vier-Säulenbühne in Verbindung mit dem anspruchslosen Betrieb sorgten trotzdem dafür, dass dieser Bühnentyp im Laufe der Jahre für viele Werkstätten und Autohäuser attraktiv blieb. Auch wurden die Vier-Säulenbühnen weiter entwickelt. Seit einer Weile feiert die Vier-Säulenbühne nun eine unerwartete Renaissance, denn der Bedarf an nivellierten Arbeitsplätzen in einer Werkstatt hat sich in kurzer Zeit stark erhöht. Ein Grund: die alle Fahrzeugklassen betreffende Einführung von Fahrerassistenzsystemen, zu deren Justage respektive Kalibrierung häufig als Verbundarbeit eine Fahrwerksvermessung erforderlich ist. Ein weiterer Grund für die gestiegene Attraktivität der Vier-Säulenbühne sind die Anforderungen der neuen HU-Scheinwerfer-Prüfrichtlinie an die Aufstellflächen eines Fahrzeugs während der Prüfung der Scheinwerfereinstellung. Letztlich ist es die Robustheit der Vier-Säulenbühne in Verbindung mit ihrer mechanischen Präzision, mit welcher sie sich als Lösung für die veränderten Anforderungen im Automobilservice empfiehlt. Präziser Problemlöser Ihre Präzision verdankt die elektrohydraulisch angetriebene Vier-Säulenbühne der Kombination von zwei soliden Konstruktionen. So bilden die beiden Fahrbahnen mit den sie tragenden Traversen einen stabilen Rahmen, der sich beim Absetzen mit den Gleitstücken gleichzeitig in die vier Klinkenschienen einhakt. Die Klinkenschienen sind in die Säulen eingebaut, verfügen über den gesamten Hubbereich über viele Rastpositionen und sind einzeln in der Höhe feinjustierbar. So lässt sich der Rahmen mit den Fahrbahnen mit großer Wiederholgenauigkeit in verschiedenen Arbeitshöhen absetzen. Ein weiterer Aspekt betrifft die Fahrbahnen. Bei den modernen Fahrwerksvermessungssystemen mit Kameratechnologie wird die rollende Kompensation eingesetzt. Ein Fahrzeug muss also während der Vermessung auf der Bühne hin und her geschoben werden können. Dafür sind längere Fahrbahnen als früher erforderlich. Gleichzeitig sind die Fahrzeuge heute oft sehr schwer, wenn man zum Beispiel an SUV denkt. Eine Fahrbahn muss daher besonders steif ausgelegt sein, um sich nicht unter der Last des hin- und herrollenden Fahrzeugs zu stark zu verbiegen. Weil bei Vier-Säulenbühnen die Auffahrhöhe nicht das entscheidende Kriterium ist, können die Fahrbahnen problemlos etwas dicker und damit biegesteifer ausgelegt sein als zum Beispiel bei großen Scherenbühnen. Obwohl die Grundkonstruktion der Vier-Säulenbühnen schon einige Jahrzehnte alt ist, bietet sie den Werkstätten eine Möglichkeit einen nivellierten Arbeitsplatz bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu realisieren. Die Kameraträger der aktuellen Fahrwerksvermessungssysteme mit Kameratechnologie können näher am Fahrzeug und bei manchen Modellen auch seitlich positioniert werden. So stören die Säulen nicht mehr bei der Vermessung. Die bereits erwähnte Auffahrthöhe wird heute gerne dadurch eliminiert, dass die Vier-Säulenbühnen bodeneben eingebaut werden. Dies erleichtert das Handling beim Auffahren, beim Vermessen und beim Einstellen der Scheinwerfer. Viele Unterschiede im Detail Auf den ersten Blick ähneln sich die Vier-Säulenbühnen der verschiedenen Hebetechnik-Marken sehr, doch es gibt eine Fülle an Unterschieden. Der überwiegende Teil wird elektrohydraulisch angetrieben. Dabei befindet sich an einer Säule oder separat in einem Bedienterminal das Hydraulikaggregat und unter einer der Fahrbahnen ein Hydraulikzylinder, der beim Ausfahren vier Drahtseile spannt. Über Rollen wird das Seil mehrfach umgelenkt und der Rahmen mit den beiden Fahrbahnen so angehoben. Während des Hubvorgangs ist das Einrasten der Gleitstücke in den Klinkenschienen zu hören. Weniger verbreitet als der klassische elektrohydraulische Antrieb ist der elektromechanische Antrieb mit vier Spindeln. Diese Technologie wird für Traglasten jenseits von 6,0 Tonnen eingesetzt. Auch der elektrohydraulische Antrieb mit vier Hydraulikzylindern in den Säulen wird nur selten angeboten. Diese Variante bietet allerdings den Vorteil extrem kurzer Hub- und Senkzeiten, ist also ideal für die Annahme oder HU-Prüfstützpunkte geeignet. Die Seilumlenkung bei den normalen elektrohydraulischen Vier-Säulenbühnen setzt der Hubzeit Grenzen. Zubehör für alle Fälle Vier-Säulenbühnen, welche für die Fahrwerksvermessung eingesetzt werden, können bereits ab Werk mit Aussparungen für die Drehteller und Schiebeplatten geliefert werden. Für Bühnen, welche im Annahmebereich eingesetzt werden, gibt es optional an der Innenseite der Fahrbahnen integrierte Beleuchtungselemente zur Ausleuchtung des Fahrzeugunterbodens. Auch zwischen den Fahrbahnen verfahrbare Achslifte werden von vielen Herstellern angeboten. Eine beliebte Option sind außerdem die Radfreiheber, bei denen es sich meist um kleine Kurzhub-Scherenbühnen handelt. Man sollte allerdings darauf achten, dass die Traglasten der Hebebühne und des Radfreihebers übereinstimmen. Angesichts der Anforderungen an die Präzision der Hebebühne für Fahrwerksvermessung und Scheinwerfereinstellung empfiehlt es sich, die dafür eingesetzte Bühne nicht zugleich auch als Reparaturbühne zu verwenden. Als gängige Variante einer Vier-Säulenbühne für Pkw-Werkstätten gelten aktuell die 4,0-Tonnen-Varianten mit einer Fahrbahnlänge von 4,0 bis 5,0 Metern. Sollten auch kleine Nutzfahrzeuge betreut werden, so sollte die Bühne eine höhere Traglast von 5,0 oder 6,0 Tonnen haben und Fahrbahnen mit einer Länge von mehr als 5,5 Metern bieten. Bei der Qualität der Vier-Säulenbühnen bietet der Markt ein breites Angebotsspektrum. Hier gilt es wie bei allen Investitionen individuell abzuwägen, wie stark die Bühne genutzt wird und welche Preiskategorie angemessen erscheint. Kurzfassung Seit einiger Zeit feiert die Vier-Säulenbühne in den heimischen Werkstätten eine unerwartete Renaissance. Denn dort ist der Bedarf an nivellierten Arbeitsplätzen stark gestiegen.

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