Ausgabe 09/2013: Nachlassverwalter

NachlassverwalterSaab Service – Auch nach der Saab Insolvenz sind noch viele Fahrzeuge der Kultmarke in Betrieb. Das neu gegründete Unternehmen Swedish Distribution Services Deutschland GmbH mit Sitz in Eschborn stellt Ersatzteilversorgung und Service sicher. von Peter DiehlKleine Marken haben oft große Fangemeinden, vor allem dann, wenn sie Nischen besetzen, also nur bestimmte Zielgruppen ansprechen. Saab war eine solche kleine Marke mit großer Fangemeinde. Dann kam GM. Erst 50, später 100 Prozent der Anteile von Saab Automobile AB in den Händen des amerikanischen Konzerns – das vorläufige Ende der Marke war ein Tod mit Ankündigung. Mit Modellen auf der Technik-basis von Großserienprodukten von Opel und GM konnte man so gut wie keine zusätzlichen Kunden anlocken, verprellte die Stammkundschaft aber nachhaltig.Viele technische BesonderheitenSeitenaufprallschutz, aktive Kopfstützen, Downsizing-Ottomotoren, als es diesen Anglizismus noch gar nicht gab, über den Zündkerzen verbaute Einzelzündspulen (Direktzündung), Innenraumluftfilter, Nightpanel-Schalter, Zündschloss in der Mittelkonsole – diese und weitere technische Neuerungen (und Skurrilitäten) sind Saab-Ingenieuren zuzuschreiben.Saab-Fahrer blieben der Marke in aller Regel treu. Was sollen Ingenieure, Architekten und andere Freiberufler nun fah-ren? Alternativen gibt es kaum. Immerhin sind Ersatzteilversorgung und Service für die Bestandsfahrzeuge sichergestellt. Hierfür ist in Deutschland und in Österreich die Swedish Distribution Services Deutschland GmbH mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt am Main zuständig. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um eine 100-prozentige Tochter der Saab Automobile Parts AB, die von der Insolvenz des Autobauers nicht betroffen war.Bis zur Insolvenz von Saab Automobile AB Ende Dezember 2011 bestand die Händlerorganisation aus so genannten Vollhändlern mit Händler- und Serviceverträgen sowie ausschließlichen Servicepartnern. Mit der Insolvenz erloschen sämtliche Verträge, weshalb Saab Automobile Parts AB den Partnern zunächst eine zeitlich befristete Ersatzteil-Liefervereinbarung anbot – zu diesem frühen Zeitpunkt war die Swedish Distribution Services Deutschland GmbH noch nicht gegründet. Diese Liefervereinbarung soll in den nächsten Monaten von einem neuen Servicevertrag abgelöst werden und dabei unveränderte Konditionen zum erloschenen Servicevertrag beinhalten. „Wir sind sehr stolz, dass wir durch die neue Liefervereinbarung mit rund 95 Prozent aller ehemaligen Partner wieder eine vertragliche Grundlage für die Fortführung des Servicegeschäfts geschaffen haben – ein deutliches Zeichen für die Loyalität bei Saab seitens der Händler, aber natürlich auch von Kunden“, erklärt Jan-Philipp Schuhmacher, Geschäftsführer von Swedish Distribution Services Deutschland.Das Motto des Teile- und Servicedienstleisters „Wir kümmern uns um Ihren Saab“ wird auch auf Anzeigenmotiven wiedergegeben. Zwar sind Gewährleis-tung und Garantie mit der Insolvenz des Herstellers erloschen, jedoch hat man im vergangenen Jahr ein Garantieunterstützungsprogramm – sprich Hilfe bei der Bildung von diesbezüglichen Rückstellungen durch die Partnerbetriebe – auf-gelegt. „Auch das Thema Kulanz ist mit der Insolvenz des Herstellers hinfällig geworden. Jedoch entscheiden wir Kulanz-anfragen nach Prüfung der Einzelfälle und versuchen gemeinsam mit unseren Partnern, eine für den jeweiligen Kunden befriedigende Lösung herbeizuführen“, so Jan-Philipp Schuhmacher.Teilekulanz nach EinzelfallprüfungDer Geschäftsführer weiter: „Für Saab Original Ersatzteile, die sich außerhalb der Teilegarantie befinden, haben wir ein Kulanzschema, welches unsere Vertragspartner über unsere Organisation beantragen können und auf Basis einer Einzelfallprüfung entschieden wird.“Um auch beim Gebrauchtwagenhandel Unterstützung zu bieten, kooperiert das Unternehmen seit Jahresbeginn mit der Internet-Gebrauchtwagenhandelsplattform webmobil24. Das Ergebnis der Kooperation ist ein Gebrauchtwagenhandels-Bereich auf der eigenen Internet-Seite www.saabparts.com/de-de/germany.Auch im Ersatzteilbereich tut sich so einiges. In Eschborn denkt man derzeit über eine zweite Teilelinie nach, die den Namen „Saab Recommended Parts“ tragen könnte. Zudem ist die Auflage eines Ersatzteilprogramms für historische Saab wahrscheinlich: „Classic Parts“. Um die Kunden weiter an das eigene Servicenetz zu binden, werden Sonderaktionen mit Sonderkonditionen für bestimmte Produktgruppen geboten. Dazu Jan-Philipp Schuhmacher: „Den somit erzielten Einkaufsvorteil können die Händler nutzen, den Kunden attraktive Hausangebote zu unterbreiten. Nicht zuletzt haben wir auch das Thema zentrales Servicemarketing wieder deutlich verstärkt – unser Marketingbudget haben wir im Vergleich zum letzten Jahr mehr als verdoppelt.“Bezüglich Weiterbildung von Mitarbeitern der Partnerbetriebe befindet sich derzeit ein neues Trainingsprogramm in der Testphase. Es legt die Schwerpunkte auf technisches Training sowie Produkt- und Markentraining. Sogar eine hauseigene Technik-Hotline für die Vertragspartner wird in Eschborn betrieben.Befragt nach Zukunftsplänen – Stichwort Neuwagenhandelskonzept, falls der chinesische Besitzer der Marke tatsächlich den 9-3 nochmals auflegt –, antwortete der Geschäftsführer: „Zunächst haben wir uns so aufgestellt, dass wir das Aftersales-Geschäft professionell abbilden können. Hier sind wir schon weit fortgeschritten, und ich wage zu behaupten, dass bei Saab in Deutschland und Österreich schon lang keine so professionelle Aftersales-Struktur mehr existierte. Im Rahmen dieser Struktur verfügen wir über ein professionelles Händlernetz und eine Deutschland-/Österreich-Organisation, an die sich leicht auch wieder der Fahrzeugvertrieb ‚andocken‘ ließe. Schließlich haben unsere Partner auch in der Vergangenheit Fahrzeuge vermarktet.“ Gestiegen ist laut Jan-Philip Schuhmacher die Zahl der Bewerbungen um einen Saab-Servicevertrag. Bedarf gibt es noch in den Regionen Aschaffenburg, Bayreuth, Hochsauerlandkreis/Siegen, Koblenz, Köln, Rosenheim, Tübingen/Reutlingen und Vordertaunus. ■Lesen SIe hier...... wie es für die derzeit 105 Saab-Partner in Deutschland weitergeht. Ersatzteilversorgung und Service für Bestandsfahrzeuge sind sichergestellt, ein GW-Handelsbereich ist installiert.Daten und Fakten■ Fahrzeugbestand in Deutschland zum 1. Januar 2013: 60.296■ Servicepartner derzeit: 105 (mit 110 Standorten)■ Betreuung der Servicepartner (in Deutschland und Österreich): Swedish Distribution Services Deutschland GmbH, Mergenthalerallee 73 bis 75, 65760 Eschborn, Telefon 06196/9994-190, Telefax 06196/9994-194■ Internet (für Saab-Betriebe): www.saabparts.com/de-de/germany■ Internet (für Nicht-Saab-Betriebe): www.saabtechinfo.com■ Geschäftsführer: Jan-Philipp Schuhmacher

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