Ausgabe 10/2007: von Alexander Vogler

Motoröl / Zinkfreie Motorenöle findet man bis dato nur bei Fuchs. Vorteile und Besonderheiten der aktuellen AdditivtechnologieÖl-Fuchsvon Alexander VoglerKaum war die Nachricht von der steuerlichen Förderung des Dieselpartikelfilters publik, starteten Autohäuser und Werkstattketten entsprechende Verkaufsaktionen. Die Nachfrage nach derartigen Abgasnachbehandlungssystemen steigt seither deutlich. Doch was kaum einer weiß: Fahrzeuge mit modernen Abgasnachbehandlungssystemen benötigen zum störungsfreien Betrieb neben schwefelarmem Kraftstoff auch besonders schadstoffarme Motorenöle. Seit einiger Zeit geistert in diesem Zusammenhang der Begriff Low Ash-Öle durch die Gazetten. Damit sind vor allem Schmierstoffe gemeint, die sich durch wenig Sulfat-Asche, Phosphor und Schwefel auszeichen. Die Firma Fuchs geht noch einen Schritt weiter. Hier sind die Motoröle auch frei von Zink. Ohne ZinkDie Besonderheiten und Vorteile der zinkfreien Additivtechnologie erläuterte uns Gerd Martin, Leiter European Product Management Automotive Schmierstoffe bei Fuchs.AH: Herr Martin, was können zinkfreie Motoröle besser als herkömmliche Öle?G. Martin: Sie harmonieren optimal mit Dieselpartikelfiltern und Oxidationskatalysatoren. Dazu muss man Folgendes wissen: Die Verbrennung der Partikel im Abgas-Nachbehandlungssystem erfolgt nicht rückstandsfrei. Die im Motorenöl und im Kraftstoff enthaltenen Additive führen zu Ascheablagerungen im Partikelfilter oder Kat, die nicht verbrannt werden können. Früher oder später – je nach Laufleistung und Beanspruchung – setzt sich das System zu und muss ausgetauscht werden. Schon herkömmliche "LOW SAPS"-Motorenöle sorgen verglichen mit Standardprodukten für weniger Ablagerungen und somit für eine längere Standzeit des Abgasnachbehandlungssystems. Eine ideale Lösung sind sie nach dem Stand der Technik allerdings nicht. Denn sie enthalten als Verschleißschutzadditiv den Aschebildner Zink (Zn), der sich besonders hartnäckig ablagert. Dadurch, dass wir eine Rezeptur entwickelt haben, die ganz ohne Zink auskommt, fällt eine Komponente weg, die den Filter zusetzt. Die anderen Haupt-Aschebildner aus dem Motorenöl können wir nicht eliminieren, sie sind nicht ersetzbar. Es handelt sich zum Beispiel um Magnesiumsulfat und Kalziumsulfat. AH: Warum sind Sie der einzige Schmierstoffhersteller mit zinkfreien Motorenölen? G. Martin: Ich vermute, unsere Wettbewerber scheuen den Entwicklungsaufwand. Denn anders als bei herkömmlichen Motorenölen kann man für die Formulierung zinkfreier Motorenöle nicht auf Standardtechnologie, also auf die Additivpakete der Additivhersteller, zurückgreifen.Factory Fill MarktführerAH: Was machen Sie stattdessen?G. Martin: Man muss die Technologie selbst erforschen. Denn es handelt sich um so genannte Komponentenlösungen. Das heißt unsere zinkfreien Motorenöle bestehen nicht aus drei oder vier Additiven plus Grundölen, sondern aus fast zwei Dutzend verschiedenen chemischen Komponenten plus Grundölen. Forschung und Entwicklung für die Realisierung solcher Spezial-Öle setzen fundiertes Know-how, intensive F&E-Arbeit, überdurchschnittliche Manpower sowie einen hohen finanziellen Aufwand voraus. Einen Aufwand, den wir uns als weltweit größter konzernunabhängiger Schmierstoffspezialist und Nischenanbieter leisten. AH: Aus welchen Gründen bieten andere Hersteller solche Produkte nicht an?G. Martin: Ich denke, sie sehen die Vermarktungschancen nicht. Doch es gibt schon heute einen Markt dafür. So beliefern wir beispielsweise einen großen deutschen Automobilhersteller, der die zinkfreien Titan GT1-Motorenöle exklusiv in der Erstausrüstung einsetzt. Mittel- bis langfristig wird sich diese Additivtechnologie auf breiter Front durchsetzen.AH: Welcher Hersteller ist das?G. Martin: Wie Sie wissen, sind Automobilhersteller vertraglich exklusiv an bestimmte Motorenölmarken gebunden, was in der Praxis so viel heißt, dass im Neufahrzeug ein Pappschildchen baumelt, auf dem der Name eines Motorenölproduzenten steht. Eingefüllt wurde aber oft ein Öl vom Factory-Fill-Marktführer. Zum Beispiel uns. So läuft das Spiel eben.AH: Wie steht es um die Nachfrage zinkfreier Motorenöle? G. Martin: Dafür wird die Einführung immer strengerer Abgasnormen, Motorenölnormen sowie Motorenölfreigaben sorgen. Ein Beispiel: Derzeit ist der Sulfat-Ascheanteil bei "LOW SAPS"-Motorenölen nach ACEA auf 0,8 Prozent begrenzt. Je strenger die Limitierung wird, desto weiter stößt die herkömmliche Additivtechnologie an ihre Grenzen. Die nächste Generation von "LOW SAPS"-Motorenölen wird deshalb zinkfrei sein und wir sind froh, diese Technologie schon heute zu haben.AH: Herr Martin, vielen Dank für das Gespräch!Am RandeDas erste zinkfreie Motorenöl hat Fuchs vor sieben Jahren vorgestellt: Titan GT1 SAE 0W-20. Mit TITAN GT1 5W-30 kam vor etwa vier Jahren das erste zinkfreie Motorenöl mit Herstellerfreigabe auf den Markt. Das Flaggschiff im Fuchs-Motorenölprogramm ist Titan GT1 SAE 0W-20. Dieses Motorenöl wurde speziell für Sportwagen bzw. sportliche Fahrweise entwickelt. So vertrauen unter anderem die Fahrer des Porsche Carrera Cups in Australien auf das Öl. Gegenwärtig wieder heiß diskutiert sind Möglichkeiten zu Kraftstoffersparnis. Bei Benzinmotoren sind beim Einsatz von Titan GT1 SAE 0W-20 im Vergleich zu einem herkömmlichen SAE 15W-40-Motorenöl bis zu 6,4 Prozent und bei turbogeladenen Dieselmotoren bis zu 3,2 Prozent Spritersparnis drin. Der sehr niedrige Verdampfungsverlust sorgt laut Fuchs zudem für einen bis zu 23 Prozent geringeren Ölverbrauch im Vergleich zu anderen synthetischen Ölen. Die neue Additivtechnologie findet sich übrigens auch im Nutzfahrzeugbereich im Fuchs Titan CargoMaxx SAE 5W-30.

Ausgabe 10/2007: von Alexander Vogler

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