Autohaus Hengge: "Der Name muss für Qualität stehen"

Größe ist bekanntlich nicht das wichtigste Kriterium, um im Autobusiness erfolgreich zu sein. Auch als Einzelkämpfer mit wenig Kapital und Beziehungen kann man sich behaupten. Die Karriere von Adolph Hengge (51) begann mit 18 Jahren in Form einer Ausbildung zum Mechatroniker bei BMW Kern in Geretsried als Alternative zum unvollendeten Abitur. "Ich hatte schon immer Spaß beim Schrauben, ob beim VW meiner Oma in ihrer von mir umgebauten Garage oder beim Montieren am Porsche meines Vaters", erklärt der Unternehmer zum Start seiner Karriere. Der Vater hätte ihm deshalb einfach eine Lehrstelle besorgt - und das war anscheinend die richtige Entscheidung. Nach 2,5 Jahren beendete der von jetzt an aufstrebende Techniker seine Ausbildung als Landkreisbester. Dann ging es konsequent weiter. Nach dem Abschluss kamen unter anderem dazu ein einjähriger Aufenthalt in Chicago bei einem BMW-Händler, eine Ausbildung zum Juniorverkäufer, der Kfz-Betriebswirt an der BFC in Calw (jetzt ausschließlich Nordheim) und 1997 die Meisterprüfung. Konsequent bis zur Firmengründung Der Marke BMW blieb Hengge seit seiner Lehre treu. Auch sein Ziel, ein eigenes Autohaus zu verwirklichen, verfolgte er konsequent. "Ich wollte aber unbedingt weiter in einer Werkstatt arbeiten. Das Verkaufen hat mir zwar auch Spaß gemacht. Im Vertrieb arbeitest du für zehn Leute und machst nur einen glücklich, im Service machst du zehn glücklich. Das gefällt mir besser", sagt Hengge. 2006 war es dann soweit. Ursprünglich wäre er gerne durch die Übernahme von BMW Boos in Oberhaching zum offiziellen Servicebetrieb geworden. "Den Zuschlag bekam allerdings Buchner und Linse (Automag)", erzählt der Kfz-Meister. Dennoch ging der frischgebackene Gründer in die Offensive. Der Start des Autohauses Hengge als freie Werkstatt mit GW-Handel erfolgte mit fünf Mitarbeitern durch Anmietung der halben Werkstatt bei einem Volkswagen-Händler in Oberhaching. 2007 erteilte BMW die Servicerechte. Mit der Insolvenz der Automag im darauffolgenden Jahr konnte der Markteinstieg beschleunigt werden. "Wir konnten jetzt durch unsere Konzentration auf Servicequalität kontinuierlich wachsen und unser Leistungsspektrum als BMW-Servicepartner mit Mini und BMWi sowie der Unfallinstandsetzung mit eigener Lackiererei weiter ausbauen", erklärt der Unternehmer. Kunden wollen zum Testsieger Ein Meilenstein für den Betrieb sei der Sieg beim ADAC Werkstatttest 2011 mit 99 Punkten gewesen. "Viele BMW-Kunden wollten jetzt schlagartig zum Testsieger. Wir konnten die Mitarbeiterzahl aufgrund der Nachfrage innerhalb von einem Jahr von zehn auf 20 verdoppeln." Aktuell beschäftigt das Autohaus an den beiden Betriebsteilen an der Raiffeisenallee insgesamt 33 Mitarbeiter. "Unsere Marktpräsenz sorgt seit 13 Jahren für einen jährlichen Betriebsgewinn in Höhe von 250.000 bis 300.000 Euro nach Steuern", sagt Adolph Hengge. Deshalb konnte man auch den Gebrauchtwagenhandel weiter ausbauen. 2018 eröffnete das Autohaus auf 2.300 Quadratmetern ein neues attraktives GW-Zentrum mit großzügiger Tiefgarage und anspruchsvollem Kundenbistro für 4,2 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen dort rund 300 gebrauchte BMW verkauft werden. Wohin der Wachstumskurs letztlich führt, ist derzeit aber noch offen. "Wir setzen allerdings weiter auf BMW", betont der Unternehmer. Erfolg mit motivierten Mitarbeitern Stellt sich die Frage nach den Erfolgsfaktoren im umkämpften Münchner Markt, an dem schon andere Händler gescheitert sind. Für Adolph Hengge ist klar, dass man nur mit motivierten Mitarbeitern erfolgreich sein kann. "Du brauchst einen Draht zu den Leuten und dafür musst du dich auf derselben Ebene bewegen. Wenn es Probleme gibt, darf man sich nicht wegducken. Die müssen unbürokratisch gelöst werden. So kommt es vor, dass ich, wenn nötig, auch in der Werkstatt mithelfe. Wer motiviert ist, ist bereit, bis zu 20 Prozent mehr zu leisten, und genau das macht den Gewinn im Service aus", erklärt der Inhaber. Das gute Betriebsergebnis kommt aber auch der Belegschaft teilweise wieder zu Gute, so schüttet das Autohaus nach eigenen Angaben jährlich 15 Prozent des Gewinns an die Mitarbeiter aus. Es werden p. a. die Löhne um zwei bis drei Prozent automatisch erhöht. Außerdem gibt es Urlaubsgeld und 150 Euro Kindergartengeld als freiwillige Zugaben. Dazu kommen noch individuell vereinbarte Leistungen. Hengge setzt auch weiterhin - neben dem Internetauftritt - auf das klassische Marketing. So gebe es neben gut besuchten Pannenkursen weiterhin ein Kundenmagazin, das oft das Konterfei des Chefs ziere, sagt der Inhaber und weiter: "Ich gehe davon aus, dass man sich als Unternehmer ständig im direkten Kundenkontakt bewähren muss." Das bedeute für ihn beispielsweise, dass man bei Reklamationen großzügig mit den Beschwerden umgehe. Probleme könne es bei komplizierten Autos immer mal geben. "Wenn dich die Leute mögen, dann ist der Preis allerdings auch nicht so entscheidend. Es geht für den Kunden doch darum, einen zuverlässigen Ansprechpartner zu haben. Der Name muss für Qualität stehen", sagt Adolph Hengge.

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