Löko Autohandel: "Anja managt hier alles"

Frauen in der Branche sind immer noch eine Seltenheit. Besonders an der Spitze und ohne familiären Autohaus-Hintergrund. Eine dieser seltenen Frauen ist Anja Zickler. Die heute 43-jährige Automobilkauffrau kam 2006 aus Sachsen ins Rheinland. Eigentlich wollte sie Bauzeichnerin werden. Weil es in ihrer Heimat aber dafür keine Lehrstelle gab, entschloss sie sich zum befreundeten Autohaus Kühne in Schwarzheide in die Lehre zu gehen - und hat damit ihr Ding gefunden. "Die Autobranche ist sehr vielfältig. Es macht mir großen Spaß", sagt sie heute. Der Liebe wegen trennte sie sich 2006 schweren Herzens von dem Brandenburger Autohaus und bewarb sich beim Autohaus Löko für eine Stelle im Service in dessen damaligem Autohaus in Bonn. Start im Vertrieb Chef Caspar A. Löfken erkannte aber sofort ihr Potenzial und setzte sie von Anfang an im Vertrieb ein, zuerst im Backoffice. Im Autohaus Löko kümmert er sich mit der Firma Löko Automobilhandel um die Handelsseite, sein Partner Jürgen Jacob ist mit der Firma Auto Top für den Service zuständig. Seit 1993 betreiben sie ein Autohaus im Kölner Stadtteil Bilderstöckchen. Begonnen wurde mit EU-Fahrzeugen, dann kam 1995 Daihatsu. Im Laufe der Jahre kamen Kia und Chevrolet hinzu und einige Filialen im Umland. Durch glückliche Umstände konnte der Kernbetrieb in Bilderstöckchen immer wieder erweitert werden, die Bahn gab zusätzliche Grundstücke ab. Hyundai und Peugeot Heute bilden auf rund 12.000 Quadratmetern zwei 2015 gebaute Autohäuser für die Marken Hyundai und Peugeot eine eindrucksvolle Kulisse. In der Nähe stehen noch 6.000 Quadratmeter Lager zur Verfügung. Auf der anderen Rheinseite, in Köln-Porz, gibt es noch einen 1.000 Quadratmeter Ausstellungsraum. "Aufgrund des Erfolges haben wir uns entschlossen, auch hier eine Präsenz für Peugeot aufzubauen", erläutert Löfken. Wegen Corona gab es noch keine offizielle Eröffnungsfeier. Die beiden hoffen, das im Sommer nachholen zu können. Zuversicht für 2022 Alle anderen Betriebe sind mittlerweile geschlossen. Zuletzt ging im Februar 2021 der in Bonn vom Netz. "Das Schöne ist: Wir verkaufen deswegen nicht weniger Autos", freut sich Löfken. Für 2022 ist er sehr zuversichtlich. "Die Hälfte der Jahresziele haben wir schon drin." Im Gebrauchtwagengeschäft werden über 400 Leasingrückläufer erwartet. Da die Restwerte festgeschrieben sind und die Gebrauchtwagenpreise derzeit wegen der Knappheit ständig steigen, verdient Löko an jedem einzelnen Fahrzeug, das dann vermarktet werden kann, gutes Geld. Geschäftsleitung und Prokura Und hier kommt wieder Anja Zickler ins Spiel. Seit zwei Jahren ist sie in der Geschäftsleitung, seit einem halben Jahr hat sie auch Prokura. Gemeinsam mit Vertriebsleiter Rainer Born kümmert sie sich um die Vermarktung. "Anja managt hier alles", sagt Löfken. Vertrieb, Digitalisierung, Online-Angebot, auch Social Media liegt in ihrer Verantwortung. Natürlich kann aber auch die Frau, die sich selbst als Workaholic beschreibt, nicht alles alleine bewerkstelligen. Social Media hat sie outgesourct. Bei der Abdeckung der verschiedenen Online-Portale hilft der Dienstleister Cargate, eine Spezialanwendung für Fahrzeugverwaltung, Leadmanagement und Fotoservice. Locosoft plus eigenes System Als Dealer Management System nutzt das Autohaus Locosoft. Schon vor einigen Jahren hat Löko aber noch ein eigenes System entwickelt, das online auf jedem Handy läuft. "Hier passiert unsere Lagerverwaltung, Planung und Koordination", erläutert Zickler. Mit einem Softwareentwickler wird das hauseigene System ständig auf die neuen Anforderungen angepasst. 3.000 Neu- und Gebrauchtwagen 3.000 Neu- und Gebrauchtwagen vermarktet das Autohaus im Durchschnitt. Und Anja Zickler ist in ihrem Element: "Ich fühle mich angekommen." Sie will nicht mehr weg und hat bei Löko auch gute Chancen, sich noch weiter zu entwickeln. Die fünf Kinder von Caspar A. Löfken zeigen bisher kein Interesse, das Autohaus zu übernehmen. Sie haben andere Berufe. "Ein bisschen was lernen muss ich noch", meint Zickler. Sie hat zwar nach ihrer Ausbildung mal ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen begonnen, dieses aber nicht abgeschlossen, weil in der Praxis doch zu viel zu tun war. Gute Chancen in der Branche Im Bereich Finanzen will sie ihr Wissen noch erweitern. Um Dinge wie Controlling und Jahresabschluss kümmert sich bisher noch Caspar Löfken. Er hat Betriebswirtschaft und Sozialpsychologie studiert und mit 59 Jahren immer noch Spaß an der Sache - auch wenn er heute vieles gerne Anja Zickler überlässt. Und die sieht gute Chancen in der Branche: "Das wird immer gehen. Ich würde nie was anderes machen wollen." Lockerer Führungsstil Auftragseingänge, Prämiensysteme, Zielzahlen, Forecast - jeder Tag ist anders, sagt sie. Sie verkauft zwar nicht mehr selbst, redet aber dennoch jeden Tag mit Kunden. Ihre Tür steht immer offen. Ihren Führungsstil beschreibt sie als "locker". "Sie arbeitet sehr strukturiert", lobt Löfken, und sie kann gut motivieren. Die besten Voraussetzungen für eine Führungskraft. Dazu noch Engagement. So können die Herausforderungen der Zukunft kommen. Kurzfassung Eigentlich wollte sie Bauzeichnerin werden. Jetzt ist Anja Zickler schon seit vielen Jahren in der Autobranche. Die gelernte Automobilkauffrau hat mittlerweile Prokura.

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