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HB ohne Filter: CO2-Flottenziele +++ ADAC - Auto- oder Mobilitätsclub? +++ Bodenlose Boden-Dimensionen

Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
22.11.2019

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Konjunkturfalle: CO2-Flottenziele 2020/2021 +++ ADAC - Auto- oder Mobilitätsclub? +++ Automobile Transformation +++ Elektronischer Frachtbrief - Mosolf +++ Bodenlose Boden-Dimensionen

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© Foto: RealGarant

Konjunkturfalle: CO2-Flottenziele 2020/2021

Erstaunlich, wie flach der Ball zur anstehenden Veränderung der CO2-Flottenemissionen ab 2020 immer noch gespielt wird. Derweil wird diese Veränderung den Markt wie den Handel 2020 gehörig beeinflussen. Je nach Marke! Die Verordnung, die das Ganze regelt, wurde 2009 getroffen (EU Nr. 443/2009). Sie wurde 2014 novelliert und sieht bis Ende 2020 95 g CO2/km für neue Pkw und für leichte Nutzfahrzeuge 147 Gramm vor. Wichtig: Es wird dabei 2020 ff. für jeden Hersteller offiziell ein spezifischer Grenzwert errechnet, der auf dem durchschnittlichen Fahrzeuggewicht der Herstellerflotten beruht. Bei Nichteinhaltung der Grenzwerte werden je nach Zielverfehlung Strafzahlungen fällig. Die Regelung sieht umgekehrt auch Supercredits vor. Diese ermöglichen die Mehrfach-Anrechnung von besonders verbrauchsgünstigen Fahrzeugen. Gerade für Pkw unter 50 g CO2/km. Dann gibt es Ökoinnovationen, welche im realen Fahrbetrieb eine Senkung der CO2-Flottenemissionen bewirken, deren Wirksamkeit sich aber nicht bei der Verbrauchsmessung im offiziellen Messverfahren (NEFZ bzw. WLTP) darstellen lassen. Diese Technologien müssen vorab genehmigt werden und können dann mit bis zu sieben g CO2/km angerechnet werden. Das große Ziel für Pkw von 95 Gramm im Jahr 2021 ist weltweit das schärfste. Wer weitere regulatorische Details lesen möchte, dem sei die VDA-Ausführung empfohlen. Feststellung: Wer sich mit der Gesamtflottenberechnung für einen Hersteller/Importeurhersteller beschäftigt, wird einer Komplexität begegnen, die die Frage aufwirft, weshalb sich das alles nicht viel einfacher regulieren lässt? Wer blickt da noch durch? Only: EU-Beamte!

Und das ist auch der Grund, weshalb man darüber so gut wie nichts liest, hört und nahezu bislang nur Spekulatives erfährt. Es wird der Handel auch seitens der Hersteller/Importeurhersteller nicht offen und transparent informiert. Oder anders, es wird Wettbewerbspolitik 2020 gemacht. Da tun sich Marken wie Toyota, Nissan oder Mitsubishi leichter, die ohne Manko die Flottengrenzwertvorgaben schaffen werden.

Das Phänomen selbst wird aber die nächsten Monate ein nebulöses Stochern auslösen, zumal jede Marke anders betroffen sein wird. Erste Feststellung, die Zahl der Tageszulassungen nimmt aktuell schon markant zu. Siehe Hyundai. 46,5 Prozent im Monat Oktober. Je nach Marke will man die "Dreckschleudern" im alten Jahr noch zulassen. Man will schließlich 2020 Technologien mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis in den Markt überführen. Und dazu werden unter anderem - je nach Marke - die Endkundenlistenpreise erhöht. Beispiel Mazda. Man holt sich das Geld, was möglicherweise 2020 als Strafzahlung fällig wird, jetzt schon vom Kunden ab. Und wer setzt die Überpreisigkeit am Markt durch? Das wird die Rendite im Handel drücken. Was da bei Peugeot und damit bei Opel in der Pipeline ist, sprich das Kombipaket mit Grenzwertrechner: Du bekommst ein bestimmtes Modell X nur unter der Vorgabe, wenn du gleichzeitig ein Modell Y abnimmst. Zwangsdisposition! Der Köder wird so gelegt: Wenn du die CO2-orientierten Vorgaben erfüllst, die Elektromobilität erfolgreich nach vorne bringst und die CO2-Emisssionen unter den Zielvorgaben hältst, kannst du sogar höhere Margen als bislang abgreifen. Entscheidende Frage: Sind diese Vorgaben realistisch machbar? Oder wird da nicht ein maßgebliches Stück Risiko auf den Handel abgeladen? Wie will beispielsweise Audi anders seinen "e-tron" am Markt unterbringen? Er läuft doch nicht. Weiter: Die Tendenz 2020 wird Richtung kleinerer Motorvarianten gehen. Ob der Diesel dabei eine Renaissance erfährt, nachdem er in Sachen CO2 freundlichere Werte ausspuckt? Es sind also noch zu viele verdeckte Karten im Spiel. Wer da wohl das beste Blatt in Händen hält? Die frei importierenden Händler. Sie können sich die "Rosinen" holen.

2020 sollte der Durchbruch der E-Autos auf dem deutschen Markt gelingen. Die E-Fahrzeuge tragen am effektivsten dazu bei, die CO2-Flottenwerte zu verbessern. Sie bilanzieren mit dem Faktor zwei. Es zählt für die Berechnung aber immer stets die Anzahl der tatsächlichen Neuzulassungen. Sprich, die Stromer müssen sichtbar auf die Straße. 30 neue E-Modelle sollen 2020 dem Durchbruch verhelfen. Die Ankündigung gekürzter E-Margen für den Handel schafft weiteren Verhandlungsbedarf. Hinzu kommen die Wandlungen aus den neuen Handelsverträgen, und sorgen für weitere Unsicherheit. Zumal da einiges seitens der Händlerschaft unterschrieben, was aber im Detail noch gar nicht geklärt ist. Die Opel-Händler erhalten zum 1. Januar 2020 neue Verträge, zum 1. April VW/Audi, Seat/Toyota zum 1. Oktober und Skoda zum 1. November 2020. Die Hersteller/Importeure wollen weniger Händler haben und pro Händler mit seinen angeschlossenen Filialen sollten 3.000 Einheiten vermarktet werden. So das vermeintliche Idealbild. Ich kenne aus zahlreichen Hersteller- und Importeursorganisationen einige leitende Mitarbeiter, die seit Jahren dort aktiv im Boot sitzen. Sie sehen mir nach, dass ich die Marken nicht vorführen möchte. Es geht da aber zurzeit vielfach drunter und drüber. Vor lauter (personalgetriebenem) Kostenreduzierungswahn. Es weiß die rechte Hand nicht, was die linke bisher getan hat. Es ist so! Und für die Händler ist das alles andere als motivierend. Die Folge: Wir werden 2020 in der Branche noch in manches Erstaunen versetzt werden. Auch hinsichtlich großer Handelsgruppen!

ADAC - Auto- oder Mobilitätsclub?

Der ADAC hat jüngst auf seiner Hauptversammlung seine Vereins-Beiträge erhöht, von 49 Euro auf 54 Euro, für Plus-Mitglieder von 84 Euro auf 94 Euro. Bei 20,7 Millionen Mitgliedern fließen da pro Jahr über 743 Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen ein. Und sie reichen nicht. Es ist schon erstaunlich, die meisten Mitglieder sehen im ADAC eine reine Pannenversicherung. Diese gibt es aber schon auf dem freien Markt für 28 Euro pro Jahr. Selbst Dacia bietet den Pannenschutz für den Garantiezeitraum von drei Jahren inklusive.

Der Idealverein ADAC hat 2.800 Mitarbeiter. In den Regionalclubs kommen nochmals über 2.900 hinzu. Insgesamt unterhält der ADAC in Deutschland 180 Geschäftsstellen. Es sind ferner 1.849 Straßenwachtfahrzeuge im Einsatz, die jährlich 3,9 Millionen Mal Pannenhilfe leisten. Das muss alles gesteuert werden.

Nun hat der ADAC aktuell das Thema Klimaschutz in seine Satzung aufgenommen. Das Wort "Automobilklub" hat inzwischen im ADAC ächtende Charakterzüge. "Freie Fahrt dem freien Bürger", es ist beim ADAC so nicht mehr. Wenn der ADAC wie angekündigt künftig "Mobilitätsdienstleister" sein möchte, würde man dazu schon gerne weniger Schwamm, als konkrete Gestaltung erfahren. Und gerade das Thema Klimaschutz macht den Spagat des ADAC deutlich. Da steckt doch der ADAC Millionenbeträge in den Motorsport. Dazu finden pro Jahr sage und schreibe 2.500 Motorsport-Veranstaltungen statt. Dann kommen nochmal 800 Klassikveranstaltungen hinzu. Wie passt das zum Klimaschutz? Man muss also den ADAC sehr weiträumig sehen.

Der ADAC ist ferner über ein weiteres Bein auch wirtschaftlich aktiv unterwegs. Er vermarktet Versicherungen, ist aktiv im Autovermietgeschäft und in der Fahrzeugfinanzierung u.a. unterwegs. Der ADAC schaffte seit 2007 bei der Kfz-Versicherung mit der Zurich-Versicherung zusammen. Künftig legt man sich mit der Allianz ins Bett. Die kann es nicht ertragen, dass sie vor wenigen Jahren durch die HUK Coburg vom ersten Platz verdrängt wurde. Die HUK steht heute bei 12 Millionen Verträgen, die Allianz bei 8,5 Mllionen. Durch den neuen ADAC-Verbund kommen 650.000 Verträge aus einem Guss für die Allianz hinzu. Was wohl den Abschied von der Zurich ausgemacht hat? Die ADAC-Mitglieder erhalten auf die Versicherung zehn Prozent Rabatt. Nach außen tritt der ADAC natürlich als Versicherungsgeber auf. Da ist nichts von der Allianz zu sehen (siehe Abbildung).

Zehn Prozent Nachlass erhalten die ADAC-Mitglieder auch, wenn sie bei Sixt ein Auto mieten. Und Sixt bietet über den ADAC auch sein Auto-Abo an (siehe Abbildung). Der ADAC betätigt sich also auch über Sixt als Neuwagenvermittler. Und bei der Autofinanzierung arbeitet der ADAC mit der Bank11 zusammen. Die aktuelle Finanzierungsofferte liegt dort bei 2,99 Prozent. Und das alles bei digitaler Abwicklung.

Will man also als Schwabe die Empfehlung für den ADAC auf den Punkt bringen, dann ist der ADAC eigentlich nur für die interessant, die ein älteres Auto fahren und dabei im Jahr deutlich mehr als 14.000 km unterwegs sind. Seiner politischen Aufgabe wird der ADAC als Autoclub nicht gerecht. Es geht ja nicht darum, dass man sich laut artikulieren muss, aber fundiert. Der ADAC sollte Orientierung geben. Und da ist der ADAC allenfalls ein Fragezeichen, aber bei Gott kein politischer Bewirker.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Der ADAC als Versicherungsgeber, Sixt & Bank 11 

Elektronischer Frachtbrief - Mosolf

Mosolf hat 550 Lkw mit Telematik ausgestattet. Die Folge: Bei allen innerdeutschen Transporten ist der digitale Frachtbrief ab 2019 Realität. Welch ein Fortschritt. Papierlose Logistik. Ein echter Beitrag für die Umwelt. Zugleich wird echte Transparenz im automobilen Transportwesen geschaffen. Jetzt ist eine detaillierte und saubere Dokumentation der Transportdaten mit Pflichtfeldern und Fotofunktion möglich. Ebenso die direkte Weiterleitung an interne und externe Stellen. Auch die Bearbeitung kann im Detail nachverfolgt werden. Nachstehende Abbildung erklärt den Ablauf, von der Erstellung des Frachtbriefes, den Transportdaten, dem Beladevorgang, dem Transport und nun den Entladevorgang, der im Autohaus wesenhaft ist und mit dem digitalen Frachtbrief erheblich optimiert werden kann. Der Empfänger unterschreibt. Bei Nachtanlieferung hat der Fahrer zu protokollieren, dass kein Empfänger vor Ort ist. Es wird die Zeit festgehalten, ebenso die Geokoordinaten. Jetzt können Transportschäden mit Bildern aufgenommen werden. Final wird dann der Frachtbrief automatisch nach Fertigstellung in PDF-Format an die Prozessbeteiligten versendet. Ohne Frage, damit wird die Sicherheit und Effizienz von Prozessen innerhalb der Wertschöpfungskette der Automobillogistik optimiert. Interessenten wenden sich im Hause Mosolf in Kirchheim-Teck an Tobias Spannbauer, Tel. +497021809280, tobias.spannbauer@mosolf.de

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Ablauf des digitalen Frachtbriefes

Bodenlose Boden-Dimensionen

Die Branche investiert auch 2020 abermals eine Milliarde Euro in Neu-, An- und Umbauten. Explodierende Mietkosten sind privat wie gewerblich Realität. Es ist dringlich geboten, einmal die Baulandpreise genauer unter die Lupe zu nehmen. Deutschlandweit sind die Baulandpreise in den vergangenen 60 Jahren um rund 2.300 Prozent gestiegen. In München allein um 39.400 Prozent!! Wer da in München heute bauen möchte legt für die Baukosten 20 Prozent und 80 Prozent fürs Grundstück hin. Da liegt man dann in der sehr guten City-Lage Münchens zwischen 2.800 Euro und 4.500 Euro pro Quadratmeter. Der teuerste Quadratmeter in München-City soll bei 50.000 Euro liegen. Hat man also die Mahag, heute ein VW-Retailbetrieb in der Schleibinger Straße, also mitten in München gelegen vor sich, so liegt dort der Grundstückspreis pro Quadratmeter bei 5.000 Euro. Das ist sicher der Grund, weshalb man im Netz der Mahag keinerlei Preisangaben zu Serviceleistungen findet. Der Stundenverrechnungssatz liegt da sicher jenseits von 140 Euro zuzüglich MwSt. Da lohnt sich jegliche Schadensteuerung.

Hans-Jochen Vogel (94), der frühere Oberbürgermeister Münchens, Bundesminister a.D. und Ex-SPD-Vorsitzender, legt in seinem neuesten Buch "Mehr Gerechtigkeit" sein Konzept für eine neue Bodenordnung vor (siehe Abbildung). Danach sind die Regeln des Marktes dem Gemeinwohl unterzuordnen. "Leistungslose Bodengewinne" sind abzuschöpfen. Es sollte die Zehnjahresfrist gestrichen werden, nach deren Ablauf selbst spekulative Verkaufserlöse nicht mehr besteuert werden. Das Bundesverfassungsgericht hat bei der Grundsteuer die bisherige Einheitswertermittlung in Frage gestellt. Die neue Grundsteuer sollte zum 1.1.2020 in Kraft treten. Die verbindliche Klärung liegt noch nicht vor. Die Regierung hat außerdem eine Baulandkommission eingerichtet. Deren Bericht liegt vor. Wer aber nimmt nun die Jahrhundertreform in die Hand? Das wäre ein wichtiger Beitrag für die Demokratie!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Jochen Vogel, "Mehr Gerechtigkeit"

Spruch der Woche

"Es gibt viele Arten, eine bürgerliche Gesellschaft zu vergiften. Die vorsätzliche Bestrafung von Fleiß und Sparsamkeit ist eine der zuverlässigsten." (Gabor Steingart)

Mit meinen besten November-Grüßen

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 29. November 2019!


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