HB ohne Filter vom 1. Juni 2012
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Datum:
01.06.2012Heute mit den Themen: Professionelles Teile- und Zubehör-Management, Rabattkönig Dudenhöffer, RRM: Die neue Kautschuk-Ampel und AMI 2012
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29. Mai – Dienstag
Professionelles Teile- und Zubehör-Management
Die AUTOHAUS akademie führte heute in Oberursel-Frankfurt unter Leitung von Christian Vilmar (TGM) das Seminar "Professionelles Teile- und Zubehörmanagement" durch. Da kam eine bunte Besetzung zusammen: Vom Geschäftsführer, der taffen Teileleiterin aus Lübeck, dem Mehrmarken-Logistiker aus Karlsruhe bis zum IG Metall-Verantwortlichen für die Kfz-Wirtschaft, Herbert Weber. Was interessiert sich die IG Metall in Sachen Teile und Zubehör? Weber zeigte mir das im direkten Gespräch auf. Über die Betriebsratsarbeit sitzt die IG Metall bei verschiedenen Herstellern direkt im Boot, z.B. im Aufsichtsrat bei VW in Kassel-Baunatal. Weber: "Wir wollen aus erster Hand Informationen unter anderem aus dem Teile und Zubehörbereich zusammentragen, um fachlich fundiert mitreden zu können." Nachstehend die wichtigsten Thesen des Tages:
=> Die Schnittstelle zwischen Verkauf und Service läuft vielfach nicht optimal. Selbst zwischen Service- und Teilebereich zeigen sich immer wieder markante Lücken. Schnittstellenmanagement!
=> Das einzelne Autohaus sollte in seinem Marktverantwortungsgebiet 60 Prozent Service-Marktanteil generieren.
=> Ein Mechaniker betreut heute p.a. 430 Werkstattkunden. Es werden morgen 500 und mehr sein. Die Herausforderung: Ablauforganisation pro Durchgang optimieren.
=> Der eine und andere Teilebedarf wird erst während der Reparatur sichtbar. Damit geht Produktivität verloren.
=> Die Qualifikation des Teile- und Zubehörverkäufers bestimmt sich über folgende Qualifikationsgrößen: Einkauf, Verkauf, hohe Affinität zum Automobil, Technik und Buchhaltung (Inventur)
=> Der Teile-Verkauf an Wiederverkäufer ist wettbewerblich einem überzogenen Wettbewerb ausgesetzt.
=> Aktiver Zubehörverkauf steht und fällt mit der Leidenschaft des agierenden Zubehörverkäufers.
=> Freistehendes Zubehör unterliegt der hohen Wahrscheinlichkeit, still zu verschwinden. Was nicht festgebunden ist, kriegt Füße!
=> Aktiver Mineralölverkauf gelingt durch Prämienzahlungen an den Serviceberater. Ein Liter Mineralöl = ein Gutschein für ein Liter Benzin!
=> Mit 40 Teilepositionen werden 40 Prozent des gesamten Teileumsatzes generiert.
=> 45 Prozent des Teilebestandes sind vielfach ungängige Teile, mit denen ein Prozent des Teileumsatzes generiert wird.
=> Der Anteil ungängiger Teile sollte nur zwei Prozent des Teilebestandes sein.
=> Die durchschnittliche Lagerdauer sollte kleiner als 45 Tage betragen.
=> Die Umschlagshäufigkeit im Teilebereich sollte zwischen acht und zehn Mal sein.
=> Es bringt mehr, die Sortimentstiefe zurückzufahren als die Sortimentsbreite einzugrenzen.
=> Überbestände können – je nach Hersteller/Importeure – innerhalb bestimmter Fristen an die Hersteller zurückgegeben werden oder in die Teilebörse Hotas (www.hotas.de) eingestellt werden.
=> Für bestellte Teile eines Kunden ist ein Auftrag zu erstellen und vom Kunden zu unterschreiben.
Susanne Beckmann, Geschäftsführerin von CC CarConsult, stellte die neue Software OTP vor, mit dem Kunden einen Teile-Auftrag elektronisch verfolgen können – von der Bestellung bis zum Eintreffen im Autohaus. Hier im Bild mit Seminarleiter Christian Vilmar (TGM).
=> Der Großteil an Bestandsdifferenzen geht nicht auf Diebstahl zurück, sondern auf Nachlässigkeiten.
=> Das teuerste Teil ist das, das möglicherweise der Mechaniker während der laufenden Reparatur irgendwo anders besorgen muss.
=> Ordnung ist die Voraussetzung für genaue Abläufe.
=> Schnurlose Barcode-Leser im Teilebereich haben sich bewährt.
=> Zehn Prozent Teilepreisaufschlag auf die UPE gelten in der Branche als gesetzte Norm. Die Hersteller laufen in ihrer Handelsorganisation mit warnendem Zeigefinger davor rum, praktizieren die Aufschläge aber in ihren Retail-Betrieben gleichermaßen.
30. Mai – Mittwoch
Rabattkönig Dudenhöffer
Der beamtete Wirtschaftsprofessor Ferdinand Dudenhöffer hat wieder eine Rabattstudie veröffentlicht. Damit legt er sich öffentlich mit dem Volkswagen-Konzern an, nachdem er Daimler hinter sich gelassen hat. Volkswagen wehrt sich gegen die Dudenhöffer-Aussage, wonach VW mit deutlichen Neuwagen-Nachlässen die Rabattschlacht in Deutschland anheize. Es gibt – so Dudenhöffer – im Mai einige VW-Modelle mit Nachlässen von bis zu 23 Prozent. VW: "Aus diesen regionalen, voneinander unabhängigen Angeboten auf eine von Volkswagen getriebene Verschärfung der Rabattsituation zu schließen, ist nicht seriös und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage." Laut Dudenhöffer treffe aber genau das nicht zu: Bundesweit werde beispielsweise der VW Golf über Internetvermittler im Schnitt mit 21 Prozent Nachlass angeboten.
Nachdem Dudenhöffer im Auftrag von "Meinauto.de" Marktstudien erstellt, muss er in deren Kölner Zentrale ja unmittelbaren Einblick in die Online-Angebote diverser Händler haben. Nun weiß man aber, dass bei Meinauto relativ wenige VW-Händler – gemessen an der Gesamtzahl der VW-Partner –aktiv im Boot sitzen. Ergo: Entweder fährt Volkswagen in der Tat gegenwärtig markante Verkaufsförderungsaktionen oder es werden bestimmte "Börsenhändler" gezielt von Volkswagen bedacht. Was stimmt jetzt? Wer hat die zutreffende Sicht der Dinge? Wer sagt in Zeiten der Überproduktion schon die Wahrheit?
31. Mai – Donnerstag
RRM – Die neue Kautschuk-Ampel
Noch eine Besonderheit. AUTOHAUS führt aktuell den zweiten Reifen-Wettbewerb der Branche durch. Gesucht ist der "Beste Reifenspezialist 2012". Dazu gab es bereits im Vorjahr hervorragende Einsendungen. Die besten Ideen dazu haben wir u.a. in einem Buch "RRM-Management", erschienen bei AUTOHAUS ,vorgestellt. Für den Reifenwettbewerb 2012 läuft die Bewerbungsfrist bis zum 15. Juni 2012. Dieses Jahr stehen zwei Schwerpunkte im Vordergrund. Zum einen ist es das Thema Reifeneinlagerung. Hierzu gehören Regalsysteme, Reifen-Hotel-Bauten, die gesamte Software für die Reifeneinlagerung u.a. Zum anderen geht es um die Ganzjahresvermarktung von Wnterkompletträdern. Wer schafft es auf welche Art auch immer, quer über das Jahr Winterkompletträder zu verkaufen, sei es im Verbund mit dem Neuwagen- oder Gebrauchtwagenverkauf, sei es über gezieltes Direktmarketing oder gar über Internetofferten? Größter Handlungsbedarf hat die Branche in der Optimierung der Reifen-Prozesskette, also von der Kundenanmeldung zum Reifenwechsel bis zur Endlagerung der Räder im Reifen-Hotel. Ich freue mich schon auf den neuen Input und die damit verbundenen Innovationen.
1. Juni – Freitag
AMI 2012
Die "Auto Mobil International" in Leipzig eröffnet morgen ihre Pforten. 450 Aussteller aus 23 Ländern gestalten bis zum 10. Juni die große Auto-Party 2012. Die AMI findet künftig alle zwei Jahre im Wechsel mit der IAA in Frankfurt statt. Ihr ursprünglicher Termin wurde von April auf Juni verlegt, um mehr Atem zum Genfer Salon zu haben.
Für Mercedes steht die neue A-Klasse, die im August startet, im Mittelpunkt. Das neue Design ist der Bruch mit jeglichen "Rentner-Image". Man wird sehen, ob die neue Zielgruppe kurzfristig erreicht wird. Immer wieder ist in der Statistik zu lesen, dass der MB-Neuwagenkäufer 55 Jahre alt sei. Und der von BMW und Audi? Bitte 52 bzw. 51 Jahre alt. Was für ein Unterschied! Die statistische Aussage wird noch durch die Fragwürdigkeit unterstrichen, dass das Käuferalter für Mercedes in anderen Ländern ganz anders aussieht.
Das Offroader-Segment erhält neue Fahrwinde. Der neue Opel Mokka gibt es dabei mit einem herausziehbarem Fahrradträger. Das Opel-Vorbild sollte Schule machen! Toyota setzt ganz dominant auf Deutschlands bekannteste und beliebteste Hybridflotte. Bei Skoda sollte man sich das neue Kommunikations-Tool namens "Citigo" ansehen. Der Autofahrer wird auf dem kürzesten, sichersten und komfortabelsten Weg direkt zu seinem Wunschort gesteuert. Was Dacia als Raumriese präsentiert, den "Lodgy" und den ab 9.999 Euro, ist mehr als auffällig. Es ist bekannt sehr schwer, mit Billigpreisen dauerhaft Geld zu verdienen. Dacia macht das vor. Hyundai arbeitet im Marketing massiv mit der Fünf-Jahres-Neuwagengarantie. Auch das Elektroauto ist präsent, BMW mit dem i8 und dem, i3, der 2013 als erster Elektro-BMW auf die Straße soll, der Stadtflitzer von Renault, "Twizy", der gegen Aufpreis auf den Grundpreis von 6.990 Euro auch mit Türen zu haben ist. Opel bekennt sich mit dem Elektrofahrrad "RADe" zu seinen Anfängen als Fahrradhersteller. Peugeot wie Smart sind bereits mit eigenen E-Fahrrädern präsent. Ford wird Ende 2012 mit dem Ford Focus Electric kommen. Auch er wird in Leipzig gezeigt. Es möge von Leipzig für die kommenden Monate ein stabiles Marktgeschehen ausgehen.
Spruch der Woche:
"Wir wollen auch in der Zukunfts-Technologie Elektromobilität die Vorreiterrolle übernehmen." (Matthias Wissmann, VDA-Präsident)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Dieter M. Hölzel
Gerdi Hellmann
Derek Finke
FMausBO