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Berlin-Köpenick: Brandanschlag auf Autohaus Wegener

15.04.2021 16:07 Uhr
Brand Autohaus-Parkplatz
Die Berliner Autohaus Wegener Gruppe wurde Opfer eines Brandanschlags. Insgesamt wurden 20 Autos beschädigt. Sieben brannten vollständig aus.
© Foto: picture alliance/dpa/Christoph Soeder

20 Fahrzeuge der Autohaus-Gruppe fielen den Flammen zum Opfer – das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen. Vorfälle wie dieser sind in Berlin keine Seltenheit.

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Unbekannte haben in der Nacht von 14. auf 15. April einen Brandanschlag auf das Berliner Autohaus Wegener verübt. Anwohner bemerkten gegen 02:30 Uhr auf dem Gelände des Standorts an der Wendenschloßstraße in Berlin Köpenick mindestens drei brennende Autos und alarmierten die Feuerwehr. Bis diese eintraf, hatte das Feuer bereits auf zahlreiche weitere Fahrzeuge übergegriffen. Insgesamt wurden 23 ausschließlich neue Pkw beschädigt, 16 davon brannten vollständig aus. Verletzt wurde niemand. Den materiellen Schaden schätzt Geschäftsführerin Marlies Wegener auf 600.000 bis 700.000 Euro. "Das ist ein schwerer Schlag in einer schwierigen Zeit", so Wegener.

Autohaus erwägt, Belohnung auszusetzen

Nach Auskunft der Geschäftsführerin hat die Polizei mittlerweile festgestellt, dass das Feuer mit Absicht gelegt wurde. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes (LKA) hatte bereits am Morgen nach der Tat die Ermittlungen übernommen. Marlies Wegener überlegt, zusätzlich eine Belohnung auf Hinweise auszusetzen, die zur Ergreifung der Täter führen.

Einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge hatte die Feuerwehr nach ihrem Eintreffen Probleme, eine stabile Wasserversorgung aufzubauen und habe anfangs "kaum bis gar nicht" löschen können. Das Autohaus Wegener konnte diese Information im Gespräch mit AUTOHAUS allerdings nicht bestätigen. Um 03:20 Uhr brannten laut Bericht der "Berliner Zeitung" immer noch Autos. Dabei handelte es sich sehr wahrscheinlich um die vier Elektroautos, die ebenfalls vom Feuer betroffen waren. Diese brannten besonders intensiv und waren ungleich schwieriger zu löschen. Drei der Fahrzeuge brannten vollständig aus. Das vierte wurde beschädigt und musste zur Seite gekippt werden, damit der Akku gekühlt werden konnte.

Brennende Autos stehen in Berlin auf der Tagesordnung

In Berlin werden fast in jeder Nacht Autos angezündet. Im vergangenen Jahr gab es laut Polizei insgesamt 382 Fälle von Brandstiftungen an Autos, bei denen 426 Fahrzeuge angezündet wurden (2019: 343 Fälle, 358 Kfz angezündet). Zahlreiche weitere Autos wurden dabei durch Flammen und Hitze zerstört oder beschädigt. "Man hat Angst, dass das zum Sport wird", sagt Wegener bitter und fügt an: "Es gibt keinen Respekt mehr vor Eigentum."

Die wenigsten Täter handeln dabei aus politischen Gründen: Nur 44 der Fälle ordnete die Polizei politisch motivierten Tätern aus der extremistischen Szene zu. Für diese Taten sind vor allem Linksextremisten verantwortlich. Hierbei sind die Ziele oft Autos und Transporter bestimmter Firmen aus den Bereichen Immobilien, Rüstung, Telekommunikation oder von der Deutschen Bahn. Die politischen Brandanschläge werden fast nie aufgeklärt, wie kürzlich aus Angaben der Polizei und des Senats auf Anfragen der CDU hervorging. Zu 125 dieser Anschläge in den vergangenen sechs Jahren fasste die Polizei nur einen Verdächtigen aus der linksradikalen Szene.

Zu den anderen Brandstiftungen wurden bei etwa 1.700 Fällen in sechs Jahren 198 mutmaßliche Täter ermittelt. Die Motive waren Vandalismus, Versicherungsbetrug, Rache, Geltungssucht oder Frustration. Die meisten Autos wurden in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln angezündet.

Wohnungsdurchsuchung bei zwei Verdächtigen in anderem Auto-Brandstiftungs-Fall

Genau dort durchsuchten Fahnder des LKA am Donnerstagmorgen zusammen mit rund 100 Polizisten die Wohnungen von zwei mutmaßlichen Auto-Brandstiftern. Diese sollen eine ganze Serie von Feuern vor allem in Berlin-Neukölln gelegt haben. Die Männer im Alter von 30 und 43 Jahren sollen zu einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie gehören. Die Gründe für die Brandstiftungen an 17 Autos und einem Lkw sind laut Polizei derzeit noch völlig unklar. Hinweise darauf, ob diese Durchsuchungen in irgendeinem Zusammenhang mit dem Brand im Autohaus Wegener stehen, liegen der Redaktion nicht vor.

Die Täter schlugen seit Dezember vergangenen Jahres an elf Stellen zu. An einigen Tatorten zündeten sie offenbar mehr als ein Auto an. Die meisten dieser Brandstiftungen ereigneten sich in Nord-Neukölln, dem Stadtteil, in dem auch die durchsuchten Wohnungen liegen. Einige Autos wurden auch in anderen Stadtteilen angezündet.

Bei den Durchsuchungen beschlagnahmte die Polizei Beweise. Sie sollen nun ausgewertet werden. Haftbefehle gegen die Verdächtigen lagen bisher noch nicht vor. Eine spezielle Ermittlungsgruppe (Besondere Aufbauorganisation (BAO)) mit der Bezeichnung Delta im Dezernat für Branddelikte beim LKA will auch klären, ob die Verdächtigen für weitere Brandstiftungen verantwortlich sind.

Nach ersten Erkenntnisse handelten die Täter nicht aus politischen Motiven, so die Polizei. Für Mitglieder arabischstämmiger Großfamilien wäre das auch eher untypisch. Ob es etwa um Erpressung, Versicherungsbetrug, Vandalismus, die Ablenkung der Polizei von anderen Straftaten oder eine Verunsicherung von Gegnern in der kriminellen Szene ging, ist noch offen. Erkenntnisse zur Motivation der Täter lägen noch nicht vor, sagte eine Sprecherin.

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