Der Streit über die Einführung des Biosprits E10 geht nach dem "Benzingipfel" in eine neue Runde. Der ADAC forderte angesichts des schwachen E10-Absatzes die Mineralölkonzerne auf, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten. "Schluss mit dem Spritdiktat. Das günstigere Super 95 muss wieder überall angeboten werden", sagte ADAC-Präsident Peter Meyer der "Bild"-Zeitung (Freitag).
Diese Forderung stieß beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf große Empörung. "Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß", sagte dessen Sprecherin, Katrin Retzlaff. "Akzeptanz kann man so nicht bei den Verbrauchern erreichen." Beim Benzingipfel in der vergangenen Woche hätten sich Politik und Mineralölkonzerne darauf geeinigt, an E10 festzuhalten und die Autofahrer besser zu informieren. Auch der ADAC habe zugestimmt. An den Tankstellen lägen nun Listen aus, die über E10-verträgliche Motoren informieren und Hotlines aller Autohersteller enthalten.
Nach wie vor scheint sich E10 bei Autofahrern aber nicht durchzusetzen, viele tanken deshalb das um etliche Cent teurere Super oder Super Plus. Teilweise kommt es deshalb zu Versorgungsengpässen (wir berichteten). Auch der Chef des Autoclubs Europa schloss sich der Forderung des ADAC an. "Die weitgehende Abschaffung von Super 95 muss sofort rückgängig gemacht werden", wird Wolfgang Rose in der "Bild"-Zeitung zitiert.
Dass E10 von vielen Autofahrern immer noch nicht angenommen werde, beobachtet auch der MWV. Aber die Forderung des ADAC "entzieht der politisch gewollten Einführung von E10 den Boden", sagte Retzlaff. Der ADAC hatte am Donnerstag angekündigt, Tankstellenbetreiber anzuzeigen, wenn sie nach der Einführung von E10 überhaupt kein herkömmliches Super E5 mehr zur Verfügung stellen.
Eismann