Ausgabe 07/2011: Es ist alles relativ

kfz-GewerbeEs ist alles relativZDK-Jahrespressekonferenz E Von glücklichen Autohändlern und anderen Katastrophen. Von Doris PlateDer 15. März war kein guter Tag für eine Pressekonferenz. Schon gar nicht in Berlin. Alle Welt schaute nach Japan, die Hauptstadt-Journalisten mühten sich um die Atompolitik-Berichterstattung. Da überrascht es nicht, dass der Besuch der Jahrespressekonferenz des Kfz-Gewerbes eher bescheiden ausfiel: Die Situation der Autohändler und Werkstätten stand nun wirklich nicht im Mittelpunkt des Interesses.Zumal bekannt ist, dass „bad news“ immer besser ziehen als „good news“, und Letztere hatte der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) zu verkünden: Das Kfz-Gewerbe ist gut ins Jahr 2011 gestartet, die Autohändler machen bessere Geschäfte. Präsident Robert Rademacher sprach sogar von „einigermaßen zufriedenen Autohändlern“, die man seit einiger Zeit wieder treffen könne. Die üblichen Zahlen zu Neuzulassungen, Preisen, Betrieben und Renditen lesen Sie in unserem Sonderheft „Händlernetze 2011“, das in dieser Ausgabe beiliegt. Bemerkenswert waren aber noch andere Dinge. Zuerst die Umsatzrendite. „Im Händlerdurchschnitt wird sich die Umsatzrendite bundesweit für das Jahr 2010 zwischen 1,3 und 1,5 Prozent bewegen“, erklärte der ZDK-Präsident. Seine Bewertung: „Damit geht es uns im Branchendurchschnitt besser, als wir vor Jahresfrist erwartet haben.“ Trotzdem, das weiß auch der oberste Vertreter des Gewerbes, ist das erreichte Ertragsniveau für die Betriebe noch nicht befriedigend. „Es müsste über zwei Prozent liegen“, so seine Forderung vor der Presse. Die Hälfte der HerstellerrenditeSpäter zitierte er aber noch eine „alte Bauernregel“: „Die Hälfte der Herstellerrendite sollte Ziel für die Händlerrendite sein.“ Geht man von diesem Verhältnis aus, kann das Kraftfahrzeuggewerbe überhaupt nicht mehr zufrieden sein: Wenn dort von zehn Prozent gesprochen wird, ist unsere Branche weit weg. Aber Rademacher hat eben Augenmaß: Auf die Auswirkungen der Vorkommnisse in Japan auf deutsche Autobetriebe angesprochen, parierte er: „Angesichts der Katastrophe hat es nur eine geringfügige Bedeutung, wie viele Fahrzeuge hierzulande weniger verkauft werden.“ Chapeau für diesen Ausdruck von Menschlichkeit auch als Branchenvertreter. Keine „Lebensmittel tanken“Auch Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk zeigte sich am Puls der Zeit. In der E10-Diskussion, die vor dem atomaren GAU die Schlagzeilen prägte, hatte er den Mut zu sagen: „Den Kunden geht es nicht nur darum, ihr Auto zu schützen.“ Von vielen Kollegen habe er gehört, dass sich die Autofahrer vor allem scheuen, ihren fahrbaren Untersatz mit Lebensmitteln zu betanken, die hungernden Menschen in der Welt abgehen. Es gibt keine EinheitUnd noch ein politisches Statement rückte die Dinge zurecht. Hans-Peter Lange, Präsident des Landesverbandes Berlin-Brandenburg, sagte: „Es gibt keine Einheit.“ Beim durchschnittlichen Preis für einen Neuwagen ist die Schere zwischen alten und neuen Bundesländern weiter auseinandergegangen. „Wenn man den Speckgürtel um Berlin verlässt, reduziert sich der durchschnittliche Preis eines neuen Pkw auf 21.010 Euro. Das sind rund 6.500 Euro weniger als in der Hauptstadt. Zugegeben: gerade in der Hauptstadt liegt der Durchschnittspreis noch 810 Euro über dem Bundesdurchschnitt von 26.840 Euro, trotzdem ist der Abstand zum Rest der Republik noch sehr groß. Und: In Brandenburg ging der Umsatz in der Branche um fast 36 Prozent zurück – letzter Platz im Länder-Ranking. Steiniger Weg zum neuen GeschäftsmodellAngesprochen auf das neue Geschäftsmodell gab ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme zu Protokoll, dass es bei acht Fabrikaten, davon zwei größeren, intensive Gespräche zwischen Händlerverband und Importeur/Hersteller zur Neuausrichtung des Kfz-Vertriebs im Sinne des ZDK-Modells gebe. Die Abteilung Betriebswirtschaft des Verbandes habe bereits drei Musterkostenrechnungen vor diesem Hintergrund durchgeführt. „Derzeit dringt noch nicht so viel nach draußen“, erklärte Fromme, aber: „Es tut sich was.“ Dennoch: „Der vor uns liegende Weg ist steinig und lang.“ Investitionsschutz für den HandelUm ein zweites Thema, das vor allem den Fabrikatshandel drückt, will sich der ZDK jetzt auch kümmern: Große Investitionen in Markenarchitektur, die bei Verlust des Händlervertrages wertlos sind. Fromme forderte deswegen, die auf europäischer Ebene existierenden speziellen Vorschriften zu den Beziehungen zwischen Herstellern und Handelsvertretern auf Vertragshändler auszudehnen und um einige Vorschriften zu erweitern: „Für Vertragshändler sollte eine Mindestkündigungsfrist von zwei Jahren in die Richtlinie aufgenommen werden. Darüber hinaus sollte vorgesehen werden, dass der Hersteller bei Beendigung des Vertrages Ersatz für die noch nicht amortisierten Investitionen leistet, die der Vertragshändler auf Geheiß des Herstellers vornehmen musste.“ ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme glaubt für diese Forderung in Brüssel Gehör finden zu können, denn derzeit gebe es unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Ländern. In Österreich gibt es einen Investitionsersatzanspruch, in Belgien spezielle Regelungen zur Kündigung von Händlerverträgen und in Deutschland zumindest Rechtsprechung zu diesem Themenkomplex. Aber es gibt auch Länder, in denen gar nichts dazu existiert. Das habe mit europäischem Binnenmarkt wenig zu tun. zLesen SIe hier...... was diese Jahrespressekonferenz des Kfz-Gewerbes von anderen unterschieden hat. KurzfassungDie Händlerrendite hat sich verbessert, ist aber immer noch viel zu weit von der der Hersteller entfernt. E10 hat auch mit Ethik zu tun und nicht nur mit möglichen technischen Problemen.Die Marktentwicklung in den neuen Bundesländern sieht völlig anders aus als im Westen der Republik. Der ZDK fordert von der EU, dass die Handelsvertreterrichtlinie (plus weitere Regelungen) auch für Vertragshändler gelten soll.Kfz-gewerbe

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