Feser-Graf Gruppe: Expansion war gestern

Uwe Feser gilt als einer der profiliertesten Mehrmarkenhändler in Deutschland. Mit der Feser-Graf-Gruppe hat er über Jahrzehnte ein breit aufgestelltes Portfolio aufgebaut - vom Volumenhersteller bis zu Marken wie Lamborghini, Bentley oder Ferrari. Anfang 2025 hat er die operative Führung an die nächste Generation übergeben. Im Gespräch mit AUTOHAUS spricht Feser über Nachfolge und Strukturen, über die aktuelle Lage im Handel zwischen Elektrostrategie und Renditedruck - und über die Frage, wie sich Größe, Immobilien und Markenmix heute als Erfolgsfaktoren erweisen. AH: Herr Feser, wie fühlt es sich an, nach über 40 Jahren an der Spitze jetzt offiziell "Rentner" zu sein? U. Feser: Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man einen so großen Abschnitt seines Lebens abschließt. Ganz losgelöst bin ich aber noch nicht, ich habe weiterhin mein Büro in Schwabach und begleite einzelne Themen. Der operative Druck ist allerdings weg, und das gibt eine Freiheit, die man früher so nicht kannte. Ich freue mich darauf, mehr Zeit für meine Hobbys, fürs Reisen und vor allem für meine Familie zu haben, denn vieles ist in den letzten Jahrzehnten auf der Strecke geblieben. AH: Wie gelingt es Ihnen persönlich, Verantwortung abzugeben? U. Feser: Das ist nichts, was von heute auf morgen funktioniert, sondern ein jahrelanger Prozess. Schon ab meinem 60. Geburtstag habe ich begonnen, Strukturen aufzubauen, die Verantwortung breiter zu verteilen und die Gruppe in Regionen aufzuteilen. Die Geschäftsführer haben immer mehr Kompetenzen bekommen, sodass sie heute selbstständig entscheiden können. Für mich war das entscheidend, um Vertrauen zu entwickeln, dass das Unternehmen auch ohne mein tägliches Eingreifen stabil läuft. » Schon ab meinem 60. Geburtstag habe ich begonnen, Strukturen aufzubauen, die Verantwortung breiter zu verteilen und die Gruppe in Regionen aufzuteilen. « Uwe Feser, Gesellschafter der Feser-Graf Gruppe AH: Welche Rolle übernehmen Ihre Kinder Katrin und Max künftig in der Gruppe? U. Feser: Katrin hat ihre Schwerpunkte in Digitalisierung, Leadmanagement und neuen Vertriebsformen gesetzt und treibt damit Themen voran, die für die Zukunft entscheidend sind. Max ist sehr stark im Verkauf, er verantwortet das gesamte Gebrauchtwagengeschäft, das bei uns traditionell eine große Rolle spielt. Beide haben durch Studium und Erfahrung in anderen Autohäusern viel Wissen mitgebracht und ergänzen sich gut. Wichtig ist aber vor allem, dass sie Spaß am Geschäft haben und die Anerkennung der Mitarbeiter genießen. AH: Wie haben Sie Ihre Kinder auf diese Aufgabe vorbereitet? U. Feser: Das fing schon früh an, als Kinder waren sie mit im Betrieb, haben Prospekte geklebt oder kleinere Aufgaben übernommen und so das Geschäft spielerisch kennengelernt. Später haben beide studiert und bei anderen Händlern praktische Erfahrung gesammelt. Danach habe ich ihnen Schritt für Schritt Verantwortung übertragen, immer etwas mehr, sodass sie über die Jahre ins Geschäft hineingewachsen sind. Entscheidend war für mich, dass sie den Beruf positiv erleben und mit Leidenschaft dabei sind, denn nur so führt man ein Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation. AH: Warum ist 2025 für die Branche so ein schwieriges Jahr? U. Feser: Weil wir nach zwei außergewöhnlich starken Jahren in eine Phase geraten sind, in der vieles gleichzeitig schwieriger geworden ist. Das Angebot an Fahrzeugen ist deutlich gestiegen, die Preise sind unter Druck, manche Hersteller haben die Elektromobilität überschätzt und ihre Modelle nicht so platzieren können, wie sie es geplant hatten. Dazu kommt, dass viele Händler noch Verträge aus der Boomzeit bedienen müssen, die heute nicht mehr so rentabel sind. Für uns heißt das: Wir erreichen nicht die Zahlen der Vorjahre, aber wir sind solide aufgestellt und können das verkraften. AH: Welche Rolle spielen die Immobilien in der Stabilität der Gruppe? U. Feser: Eine sehr zentrale. Wir haben von Anfang an auf Betriebsaufspaltung gesetzt, das heißt, die Autohäuser zahlen die Immobilien ab, und nach zehn Jahren sind sie schuldenfrei. Damit schaffen wir enorme Werte und sichern die Gruppe auch für schwierige Phasen ab. Gleichzeitig gibt es immer die Option, große Flächen anders zu nutzen, wenn sich der Markt verändert, sei es durch andere Marken oder sogar durch ganz neue Konzepte. Das verschafft uns eine Unabhängigkeit, die im Autohandel längst nicht jeder hat. AH: Ist die Wachstumsstrategie der Feser-Graf-Gruppe nun abgeschlossen? U. Feser: Wir haben unsere Ziele erreicht, sind in zwei starken Regionen präsent und haben ein sehr breites Markenportfolio aufgebaut. Früher ging es darum, neue Betriebe zu übernehmen und weiter zu wachsen, heute geht es mehr darum, das Bestehende zu konsolidieren und effizienter zu machen. Expansion um jeden Preis wird es nicht mehr geben, sondern nur, wenn es direkt vor unserer Haustür passt. AH: Welche Bedeutung hat das frühe GW-Geschäft für Ihren Erfolg gehabt? U. Feser: Das war ein entscheidender Baustein. Mit Gebrauchtwagen konnte man immer selbst gestalten, die Preise steuern, Anzeigen schalten und Stückzahlen bewegen, während man im Neuwagengeschäft stärker im Korsett des Herstellers steckt. Schon in den Anfangsjahren habe ich ganze Seiten in der Süddeutschen gebucht und mit großen Paketen aus Wolfsburg und Ingolstadt gearbeitet. So habe ich mir einen Namen gemacht und das Fundament gelegt, auf dem die Gruppe bis heute steht. AH: Wie haben sich Autohandel und Herstellerbeziehungen in den letzten 30 Jahren verändert? U. Feser: Früher war vieles persönlicher, man kannte die Leute bei den Herstellern, hat gemeinsam Reisen gemacht oder Probleme direkt am Tisch gelöst. Heute herrscht viel mehr Fluktuation, ständig neue Ansprechpartner, und damit geht auch ein Stück Beziehungskultur verloren. Gleichzeitig hat das Internet die Spielregeln komplett verändert, Preise und Angebote sind für alle transparent, und ohne Größe und Synergien ist es schwer geworden mitzuhalten. AH: Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für den Handel - Fachkräfte, Nachfolge, Elektromobilität? U. Feser: Das sind tatsächlich die drei großen Themen. Gute Mitarbeiter zu finden, ob in der Werkstatt oder im Verkauf, ist heute eine echte Herausforderung, die Attraktivität vieler Berufe hat nachgelassen. Bei der Nachfolge tun sich viele Kollegen schwer, ich habe Glück, dass meine Kinder Verantwortung übernehmen wollen. Und bei der Elektromobilität müssen wir uns ehrlich fragen, welche Hersteller ihre Strategie richtig ausgerichtet haben, denn da gibt es große Unterschiede. Wer hier falsche Entscheidungen trifft, steht schnell unter Druck, das spüren wir alle. AH: Was halten Sie von der zunehmenden Zentralisierung und Digitalisierung im Autohausbetrieb? U. Feser: Das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt, um effizienter zu werden. Wir haben in Nürnberg bereits ein Verwaltungszentrum aufgebaut und bündeln dort Einkauf, Marketing, Gewährleistung oder Lohnbuchhaltung. Die Betriebe draußen sollen sich auf Verkauf und Werkstatt konzentrieren, alles andere wird zentral erledigt. Das spart Kosten, macht Prozesse schlanker und gibt uns die Möglichkeit, digitale Systeme konsequent einzusetzen. AH: Welche Rolle spielt Größe für die Überlebensfähigkeit im Handel? U. Feser: Eine sehr große. Entweder man ist ein kleiner, spezialisierter Betrieb mit hoher Werkstattauslastung, oder man hat die Größe, um Synergien zu nutzen und beim Einkauf Vorteile zu erzielen. Dazwischen wird es immer schwieriger, weil Standards und Anforderungen der Hersteller überall gleich hoch sind. Größe gibt uns auch die Möglichkeit, Themen wie KI oder professionelles Controlling sinnvoll einzusetzen, was für kleinere Betriebe kaum darstellbar ist. AH: Warum investieren Sie weiterhin stark in große Flächen und Immobilien? U. Feser: Weil Immobilien für mich immer ein doppeltes Standbein sind. Zum einen brauchen wir die Flächen für den Handel, zum anderen schaffen sie Werte, die auch unabhängig vom Autogeschäft bestehen. Ich kaufe möglichst groß und langfristig, die Betriebe zahlen die Immobilien ab - und nach zehn Jahren ist alles schuldenfrei. Sollte sich das Geschäft ändern, habe ich mit solchen Grundstücken immer die Option, eine andere Nutzung zu finden, und das gibt mir Sicherheit. AH: Wie blicken Sie auf die Corona-Zeit und deren Folgen für den Handel zurück? U. Feser: Das war zunächst ein Schock, die Betriebe standen still und keiner wusste, wie es weitergeht. Dann drehte sich das Blatt komplett, Fahrzeuge wurden knapp, die Preise stiegen und wir hatten zwei der besten Jahre unserer Geschichte. Im Nachhinein war das fast ein Paradies, aber viele, auch wir, haben die Euphorie etwas überschätzt und uns mit Vermietgeschäften verhoben. Heute ist der Markt wieder härter, das zeigt, wie schnell sich die Branche ändern kann. AH: Welche Entwicklung sehen Sie aktuell bei Audi - und wo liegen die Probleme? U. Feser: Audi war für mich und meine Familie immer eine Herzensmarke, wir sind praktisch damit groß geworden. Aber man muss ehrlich sagen: die Deckungsbeiträge und die Begeisterung, die Audi früher ausgelöst hat, sind zuletzt verloren gegangen. Es fehlt an sportlichen Modellen, während die Konkurrenz aus München vieles besser gemacht hat. Ich glaube aber an die Marke und bin überzeugt, dass die neuen Modelle, die jetzt kommen, wieder Schwung bringen. AH: Welche Bedeutung haben Sport- und Luxusmarken wie Lamborghini, Bentley oder Ferrari für Ihre Gruppe? U. Feser: Sie sind ein wichtiges Aushängeschild. Mit Lamborghini haben wir den ersten Schritt ins große Premiumsegment gemacht, später kamen Bentley, McLaren und nun auch Ferrari dazu. Das sind kleine Stückzahlen, aber sie geben der Marke Feser Graf ein besonderes Image. Heute kann ein Kunde bei uns vom Kia bis zum Ferrari alles kaufen, und das stärkt auch die Wahrnehmung der Gruppe insgesamt. AH: Sind chinesische Marken wie BYD und MG eine nachhaltige Ergänzung oder nur eine Modeerscheinung? U. Feser: Ich glaube, dass am Ende nur wenige übrig bleiben werden, zwei bis vier Marken vielleicht. BYD und MG haben gute Chancen, weil sie groß und solide aufgestellt sind. Aber man muss vorsichtig investieren, die Entwicklung genau beobachten und nicht übertreiben. Wir haben mit MG in Schwabach sehr gute Erfahrungen gemacht, verdienen dort Geld und sind zufrieden, aber das große Wagnis würde ich derzeit nicht eingehen. AH: Wo sehen Sie die Feser-Graf-Gruppe in fünf Jahren - und welche Rolle wollen Sie selbst dann noch spielen? U. Feser: In fünf Jahren wird die Gruppe fest in den Händen meiner Kinder und Partner sein. Wir haben unsere Regionen klar abgesteckt, große Expansion macht keinen Sinn mehr, stattdessen setzen wir auf Zentralisierung und Effizienz. Ich selbst werde mich Schritt für Schritt zurückziehen, mit 70 möchte ich ganz draußen sein. Bis dahin begleite ich noch einzelne Bauprojekte und halte den Kontakt, aber die Zukunft gehört der nächsten Generation, und darauf freue ich mich. AH: Herzlichen Dank für das Gespräch! Podcast Mehr dazu im AUTOHAUS Podcast "Alles hat seine Zeit". Dort spricht Uwe Feser ausführlich mit Chefredakteur Ralph M. Meunzel über seine Laufbahn und die Entwicklungen im Autohandel. Partner des AUTOHAUS Podcasts ist Rameder. Der Nachrüst-Profi ist Europas größter Komplettanbieter für Anhängerkupplungen und Transportsysteme.

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