Die Verunsicherung in der Kfz-Branche über die Verschrottungsprämie ist groß. Noch schweigen die Ministerien zur der am Mittwoch durch das Bundeskabinett gebilligten Regelung und deren Umsetzung in Praxis. Der GW-Marketingexperte Friedrich Arbeiter zeigte sich aber am Donnerstag im Gespräch mit AUTOHAUS Online sicher, dass der Autohandel kräftig von der Umweltprämie profitieren wird. Entscheidend sei es jetzt, aus dem Stand die richtigen Marketing- und Zukaufskonzepte in Gang zu bringen. AUTOHAUS Online: Herr Arbeiter, zählt der Handel aus Ihrer Sicht zu den Gewinnern? Friedrich Arbeiter: Die Verschrottungsprämie wird mit Sicherheit ein großer Erfolg für den Kfz-Handel. Das ergibt sich schon aus der gigantischen Zahl älterer Fahrzeuge, die unter die Neun-Jahre-Regelung fallen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren zum 1. Januar 2008 rund 16 Millionen Fahrzeuge älter als neun Jahre. Ca. 1,6 Millionen Pkw sind sogar über 20 Jahre alt! Und mit jedem Monat in 2009 erhöht sich die Anzahl um etwa 230.000 Fahrzeuge. Dazu kommt noch mindestens eine von über fünf Millionen vorübergehend abgemeldeten Pkw. Also kann das Volumen 18 Millionen Pkw sogar übersteigen! Die Bundesregierung will 1,5 Milliarden Euro locker machen. Reicht die Summe aus? Das bisher genannte Gesamtbudget für die Prämien reicht gerade mal für 600.000 Pkw, also für ca. drei Prozent der infrage kommenden Fahrzeuge. Auch dass Altwagen mindestens ein Jahr im Besitz des Halters gewesen sein müssen, wird das Volumen nur unwesentlich reduzieren. Bei 18 Millionen Haltern gibt es mehr als genug kaufkraftstarke Zweit- und Drittwagen-Besitzer, Wenigfahrer, Ruheständler, die ihr zwölf oder 15 Jahre altes Fahrzeug jetzt mit Prämienvorteil gegen einen Neuwagen oder einen einjährigen Gebrauchtwagen auswechseln können. Und wegen der bis zum 30. Juni 2009 laufenden Steuerbefreiung – die man im Falle eines Kaufs dann doch mitnehmen will –, ist zu erwarten, dass es sogar ein Wettrennen bei Käufern geben wird. Zusammengefasst werden die Prämien ab Kabinettsbeschluss voraussichtlich in kürzester Zeit abgeschöpft sein. Die Bundesregierung wird nachlegen müssen. Sind so viele Autos überhaupt auf die Schnelle verfügbar? Wären 60 Prozent dieser 600.000 subventionierten Verkäufe maximal einjährige Jungwagen, ergäbe das 360.000 Fahrzeuge. Die stehen aber nicht annähernd in den Lagern der Händler. Das sind maximal nur ca. 150.000 Pkw. Somit würde der Neuwagen-Verkauf weit überproportional profitieren. Aber der Handel wird Eigenzulassungen auf den Markt werfen und Jungwagen in riesigen Stückzahlen zukaufen, auch im Ausland, und diese in einer beispiellosen Aktion auf den Markt bringen. Letzten Endes kann es zu einer 50:50-Situation zwischen Neu- und Jungwagen kommen. Was muss der Handel jetzt tun? Der Handel muss sich bewegen und aus dem Stand die richtige Werbung für die richtigen Zielgruppen in Gang bringen, attraktive Finanzierungen anbieten usw. Der Neu- bzw. Jungwagenkauf wird ja zu über 50 Prozent mit einer Finanzierung ermöglicht und somit können weitere große Zielgruppen, auch kaufkraftschwächere von der Prämie profitieren.
Experteninterview: Verschrottungsprämie wird "großer Erfolg"
Nach Ansicht des GW-Experten Friedrich Arbeiter wird der Autohandel kräftig von dem Regierungsbeschluss profitieren. Entscheidend für die Betriebe sei es jetzt, aus dem Stand die richtigen Marketing- und Zukaufskonzepte in Gang zu bringen.
Mike Schnick
thorsten rackow
Friedrich Arbeiter
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