Der Markt für gebrauchte Elektroautos legt zu – zumindest in Teilen. In Baden-Württemberg stiegen im Oktober die Besitzumschreibungen vollelektrischer Fahrzeuge um 22,6 Prozent, Plug-in-Hybride verzeichneten ein Plus von sechs Prozent, wie der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, mitteilte.
Für Verbandspräsident Michael Ziegler sind diese Zahlen ein klares Signal: "Die Nachfrage nach bezahlbarer E-Mobilität ist da", sagte er am Dienstag in Stuttgart. Gleichzeitig gab er zu bedenken: "Aber sie könnten deutlich größer sein – wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden."
Denn während einzelne Antriebsarten zulegen, bleibt der Gesamtmarkt unter Druck. Mit 77.378 Besitzumschreibungen lag der Gebrauchtwagenmarkt im Oktober 2,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau – bereits der fünfte Rückgang in diesem Jahr. Benziner und Diesel, die zusammen noch immer fast 85 Prozent des Marktes ausmachen, verlieren weiter an Bedeutung. In der Jahresbilanz nach zehn Monaten zeigt sich zwar ein deutliches Plus bei E-Autos und Plug-in-Hybriden, doch dieses Wachstum startet von einer niedrigen Basis.
Second-Life-Markt entscheidet
Aus Sicht des Verbands bestimmt nicht der Neuwagen den Erfolg der Elektromobilität, sondern der Second-Life-Markt. "Der Gebrauchtwagenmarkt entscheidet darüber, ob E-Mobilität in der Mitte der Gesellschaft ankommt", betonte Ziegler. "Hier kaufen Familien, hier kaufen Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen."
Genau dort aber stoßen viele Interessenten an Grenzen. Zwar verlieren Elektrofahrzeuge prozentual schneller an Wert als Verbrenner – rund 50 Prozent binnen drei Jahren. Absolut betrachtet liegen die Preise jedoch häufig noch über vergleichbaren Benzinern oder Dieseln. Wer ein Budget von 15.000 bis 20.000 Euro hat, findet kaum geeignete Angebote.
Hinzu kommen Unsicherheiten aus den täglichen Verkaufsgesprächen der rund 4.000 Kfz-Betriebe im Land. Besonders häufig geht es um den Zustand der Batterie. Die Angst vor dem "Handyeffekt", also einem schnellen Kapazitätsverlust, schreckt nach Darstellung des Verbands viele Kunden ab. Zusätzlich belasten hohe Strompreise an öffentlichen Ladesäulen: Bis zu 14 Euro pro 100 Kilometer machen das elektrische Fahren für Menschen ohne eigene Lademöglichkeit teurer als mit einem Verbrenner.
Zehn Milliarden Euro – wenig Wirkung
Vor diesem Hintergrund fällt Zieglers Bilanz der bisherigen Förderpolitik kritisch aus. "Zehn Milliarden Euro Subventionen zwischen 2016 und 2023 haben zu drei Prozent E-Auto-Anteil im Bestand geführt. Das Geld floss in den Neuwagenmarkt – aber die Breite der Bevölkerung erreichen wir dort nicht."
Der Verbandspräsident fordert deshalb einen Strategiewechsel: Fördermittel sollten gezielt dort eingesetzt werden, wo sie Wirkung entfalten. "Wenn wir Fördergelder einsetzen, dann dort, wo sie wirken: für bezahlbare E-Gebrauchtwagen unter 25.000 Euro, für Schnellladeinfrastruktur mit einheitlichen Bezahlsystemen und für niedrigere Strompreise." Die Klimaziele im Verkehr ließen sich nur erreichen, wenn E-Mobilität auch für Normalverdiener funktioniere. Ziegler: "Individuelle Mobilität darf nicht zum Luxusgut werden."