Transporter: Kia fordert Platzhirsche heraus

Kia wagt sich in ein neues Terrain vor. Mit dem Start einer eigenen "Purpose Built Vehicle" (PBV)-Baureihe steigt der koreanische Hersteller in das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen ein - ein Segment, das bisher von europäischen Platzhirschen dominiert wird. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Immer mehr Unternehmen müssen ihre Flotten emissionsfrei aufstellen, und elektrische Liefer- und Servicefahrzeuge sind gefragt wie nie. Thomas Djuren, Geschäftsführer und COO von Kia Deutschland, sieht hier folgerichtig "enormes Potenzial", das nun mit einem PBV-Konzept ausgeschöpft werden soll. Elektrischer Alleskönner Für Kia markiert die PBV-Offensive einen strategischen Sprung. Bisher kannte man die Marke vor allem als Pkw-Anbieter - nun peilt Kia konsequent gewerbliche Kunden und Flottenbetreiber an. Der erste Wurf ist der Kia PV5, ein vollelektrischer Mid-Size-Transporter, der Ende 2025 auf den Markt kommt. Dieses Modell ist modular konzipiert und soll in mehreren Varianten verfügbar sein, um verschiedene Einsatzzwecke abzudecken. So wird es den PV5 sowohl als Personenbeförderer (Passenger) etwa für Shuttle-Services als auch in einer Kastenwagen-Version (Cargo) für Handwerk und Lieferdienste geben. Kia positioniert den PV5 als Alleskönner: Ein Fahrzeug, das je nach Aufbau sowohl Menschen als auch Güter transportieren kann - ganz im Sinne der PBV-Philosophie. Noch 2024 auf der IAA Transportation zeigte Kia Konzeptversionen des PV5 als Shuttle und als Hochdach-Lieferwagen. Der Einstiegspreis des PV5 Cargo mit 51,5 kWh-Batterie liegt bei 32.932,77 Euro zzgl. Mehrwertsteuer, die Auslieferung soll noch dieses Jahr, im vierten Quartal beginnen. Weitere Varianten wie der größere PV7 und der PV9 sind für 2027 beziehungsweise 2029 geplant. Modular gedacht, digital vernetzt Mit diesem gestaffelten Fahrplan untermauert Kia den Anspruch, nicht nur einzelne Fahrzeuge, sondern umfassende Mobilitätslösungen für Gewerbekunden zu liefern. "Wir haben das Thema von Beginn an ganzheitlich gedacht - vom Fahrzeug über die Ladelösung bis hin zum Flottenmanagementsystem", so Djuren. Jedes PBV-Modell soll dabei auf derselben skalierbaren Plattform basieren und durch digitale Vernetzung glänzen. So öffnet Kia bei den PBVs gezielt den Datenzugang für Drittanbieter-Software, um branchenspezifische Anwendungen direkt ins Fahrzeug integrieren zu können. Die Fahrzeuge werden zum rollenden digitalen Ökosystem, in das Telematik-, Routenplanungs- oder Warenwirtschaftssysteme nahtlos eingebunden werden können. Neues Netz für neue Kunden Während sich die Passenger-Variante des PV5 sowohl an gewerbliche als auch an private Kunden richtet und über das bestehende Kia-Händlernetz vertrieben wird, verfolgt der Hersteller für die Cargo-Version einen eigenen Vertriebsansatz. Rund 100 spezialisierte Partner sollen zum Start Teil des neuen Netzes sein, bis 2030 ist ein Ausbau auf 180 geplant. Zwar soll es laut Geschäftsführer und COO Thomas Djuren "viele Überschneidungen mit dem aktuellen Händlernetz" geben, für den Verkauf der neuen Nutzfahrzeugmodelle werde es jedoch einen eigenen Vertrag geben, um den speziellen Anforderungen im gewerblichen Segment Rechnung zu tragen. Die Einstiegshürden sollen jedoch niedrig gehalten werden. "Einige Partner, insbesondere diejenigen, die teils langjährige Erfahrung im Geschäft mit gewerblichen Kunden haben, erfüllen die Anforderungen bereits", so Djuren. Entsprechend verfügen sie oft über geeignete Werkstattausrüstung und Know-how im Nutzfahrzeug-Service. Genau darauf baut Kia auf. Entscheidend sei, so Djuren, dass die Partner die spezifischen Bedürfnisse der B2B-Kundschaft bedienen können - von verlängerten Servicezeiten bis hin zur Mobilitätsgarantie, wenn ein Firmenwagen ausfällt. Welche zusätzlichen Anforderungen - etwa spezielle Werkzeuge, größere Fahrzeughebebühnen oder eine angepasste CI im Schauraum - erfüllt werden müssen, wird Kia in den kommenden Monaten definieren. Maßgeschneiderte Lösungen Gerade im Gewerbekundenbereich gilt: Ein Transporter allein reicht selten aus - gefragt sind individuelle Aus- und Aufbauten, die das Fahrzeug zu einer passgenauen Branchenlösung machen. Kia hat diese Lektion verinnerlicht und frühzeitig Kooperationspartner ins Boot geholt. "Individualisierung ist eine der wesentlichen Stärken der Kia PBVs", betont Thomas Djuren. Bereits in der Entwicklungsphase der neuen Modelle habe man sich mit potenziellen Kunden und Aufbau-Spezialisten zusammengesetzt, um spezifische Anforderungen zu identifizieren. Das Ergebnis sind Rahmenvereinbarungen mit namhaften Umrüstern - allen voran mit Branchenprimus Würth. Durch vorab entwickelte Umbaukonzepte in Kooperation mit Spezialfirmen kann Kia seinen Kunden komplette Pakete schnüren - vom Fahrzeug mit passendem Ausbau bis zur Finanzierungs- und Servicelösung aus einer Hand. Mehr zum Fahrzeug PV5 lesen Sie im Themenspezial Transporter ab Seite 47!

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