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Kommentar: Im Clinch mit Cinch

15.06.2021 16:33 Uhr | Lesezeit: 4 min
Ralph M. Meunzel: Die Autohäuser haben (noch) entscheidende Vorteile gegenüber den digitalen Anbietern.

Auto1, Cazoo, Cinch: Investoren pumpen derzeit Milliardensummen in das Online-Geschäft mit Gebrauchtwagen. Der etablierte Handel muss sich mit diesen neuen Playern auseinandersetzen.

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Ein Kommentar von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel

Das Geschäft mit den Gebrauchten ist in vielfacher Hinsicht ein Milliardengeschäft. Im vergangenen Jahr wurde laut DAT-Report vom Fachhandel zum ersten Mal die 100-Milliarden-Umsatzgrenze überschritten. Mit etwas über sieben Millionen Besitzumschreibungen ging der Markt zwar um rund 200.000 Autos zurück. Dennoch haben die Autohäuser aufgrund des deutlich gestiegenen Verkaufspreises von im Schnitt 14.730 Euro (12.470 Euro in 2019) und des um zwei Prozent höheren Marktanteils (48 Prozent) den Umsatz im vergangenen Jahr um fast 14 Milliarden bzw. über 15 Prozent steigern können. Gratulation! Ob das allerdings künftig so bleibt, muss sich noch zeigen. Nach der Auto1-Gruppe mit Autohero (2016) werden künftig neue Player auf den Markt kommen, um dem Handel das Geschäft streitig zu machen. Der erfolgreiche Börsengang hat "WKDA + Co." inzwischen in den M-Dax katapultiert. Investoren sind also vom Konzept des Online-GW-Handels überzeugt.

Die Constellation Automotive Group mit ihren diversen Töchtern wie "WeBuyAnyCar" und der B2B-Auto-Auktionsplattform BCA hat jetzt ihre Online-B2C-Gebrauchtwagenplattform Cinch mit rund 1,16 Milliarden Euro ausgestattet, um Marktanteile im Rennen um die kaufwilligen Online-Kunden zu gewinnen. Man wolle der "führende digitale Disruptor" auf dem europäischen GW-Markt werden, erklärt das Unternehmen.

Mit Cazoo klopft ein weiterer milliardenschwerer Anbieter an die Tür des deutschen Autohandels. Der digitale Gebrauchtwagenladen wurde 2018 vom Internetunternehmer Alex Chesterman in UK gegründet. Seit der Übernahme des Auto-Abo-Anbieters Cluno 2021 ist die Plattform auch bei uns bekannt. Diese Anbieter zelebrieren ausschließlich den reinen Onlinekauf. Innerhalb von Minuten kann der Kunde sein Auto bewerten lassen und sich ein neues Second-Hand-Modell vom Sofa aus zulegen. Alle drei fokussieren sich auf die Möglichkeit, Fahrzeuge direkt online zu erwerben. Cazoo bietet zusätzlich noch ein Auto-Abo. Die drei Disruptoren bieten jeweils eine einfache Online-Vertragsstrecke als USP. Mit nur wenigen Klicks hat der Kunde das Fahrzeug gekauft. Darüber hinaus verfügt man über entsprechendes Kapital, um die Leute durch vielfältige Marketingaktivitäten auf die Plattform zu treiben. So werden beispielsweise die Fußballclubs Hertha BSC (Auto1), Everton und Aston Villa (Cazoo) sowie Tottenham Hotspur (Cinch) gesponsert. 

Es ist klar, dass sich der Handel mit diesen Playern künftig messen muss. In der Regel wird das Auto auf Wunsch vor die Haustür geliefert. Es gibt eine Geld-zurück-Garantie und die diversen Finanzdienstleistungen. Die Autohäuser haben aber auch (noch) entscheidende Vorteile gegenüber den digitalen Anbietern. Der Fahrzeugbestand und damit die Auswahl sind deutlich höher. Cazoo hat 2.900, Cinch 3.100 und Autohero 1.000 Fahrzeuge auf der Website. Im digitalen Autohaus auf Emilfrey.de findet man beispielsweise fast 10.000 Angebote – und es muss nicht so ein Tamtam gemacht werden, um diese zu verkaufen. Trotz der Nähe zum Kunden und deutlich niedrigeren Marketingkosten ist aber auch klar, dass man beim Prozess teilweise deutlich hinterherhinkt.

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KOMMENTARE


Annotator

16.06.2021 - 17:27 Uhr

1. Umsatz ist nicht gleich Gewinn. 2. Keine Bank würde Milliarden für so etwas bereitstellen. Die Aktionäre schon. 3. Ist nicht alles Gold was Glänzt. 4. Der Markt kann sich schneller ändern als man. glaubt.


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