Kosten müssen runter: Bosch will weitere 13.000 Stellen abbauen

25.09.2025 15:20 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Schriftzug und das Logo der Robert Bosch GmbH ist an einer Niederlassung vom Unternehmen in München (Bayern) zu sehen. Bosch ist ein deutscher Technologiekonzern mit Sitz in Stuttgart, der unter anderem als Automobilzulieferer, als Hersteller von Indu
Ende 2024 hatte Bosch weltweit insgesamt fast 417.900 Beschäftigte - und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor.
© Foto: picture alliance/dpa | Matthias Balk

Bosch hat bereits einen großen Stellenabbau verkündet. Doch das reicht offenbar nicht, der Zulieferer will die Kosten noch stärker senken. Nun droht in Deutschland ein herber Einschnitt. Die IG Metall zeigt sich erbost - und kündigt Gegenwehr an.

Der Autozulieferer Bosch will Kosten sparen und etwa 13.000 weitere Stellen abbauen, vor allem an deutschen Standorten der Zuliefersparte Mobility. Die Maßnahmen sollten bis Ende 2030 abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen aus Gerlingen bei Stuttgart mit. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet. Größere Anpassungen plane Bosch unter anderem an den Standorten Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Waiblingen und Bühl/Bühlertal in Baden-Württemberg sowie im saarländischen Homburg.

"Kosten müssen runter"

"Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung", sagte Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Stefan Grosch. "Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum. Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei."

IG-Metall-Chefin: "Robert Bosch würde im Grabe rotieren!"

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte empört. "Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell, einer Mitteilung zufolge. "Einen Personalabbau dieser historischen Größenordnung - ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland - lehnen wir jedoch entschieden ab!" Bosch verspiele damit Vertrauen und sorge für "einen sozialen Kahlschlag in vielen Regionen", kritisierte Sell.

"Nach Ihren jüngsten Ankündigungen würde Robert Bosch im Grab rotieren!", warf Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall, dem Management des Unternehmens in einer Mitteilung vor. "Sie treten die Werte mit Füßen, die Bosch erfolgreich gemacht haben: Zuverlässigkeit, Verantwortung und ein faires Miteinander."

Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Maßnahmen an. "Wir werden uns als IG Metall wehren. Es geht um viele tausend Beschäftigte von Bosch, die ihren Arbeitsplatz verlieren, es geht um deren Familien und es geht um Regionen, die Perspektive, Kaufkraft und Steuereinnahmen verlieren." Es gehe aber auch um den Industriestandort als Ganzes. Zudem warnte die Gewerkschaft vor dem Zerreißen von Zuliefernetzwerken und dem Bruch industrieller Strukturen. "Jetzt gilt es für das Management Verantwortung zu zeigen. Sich mit der IG Metall an einen Tisch zu setzen und Lösungen zu finden. Und das schnell."

Was die Krise ausgelöst hat 

Die Krise in der Automobilindustrie machte dem weltgrößten Autozulieferer zuletzt schwer zu schaffen. Bereits seit Ende 2023 gibt es bei Bosch eine ganze Reihe von Stellenabbauprogrammen. Bosch habe seit Anfang vergangenen Jahres einen Abbaubedarf von 9.000 Stellen in Deutschland beim Unternehmensbereich Mobility kommuniziert, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Dass der Zulieferer massiv sparen muss, hatten Mobilitätschef-Chef Markus Heyn und Arbeitsdirektor Grosch zuletzt in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" verdeutlicht. Die jährlichen Kosten des Geschäftsbereichs sollten demnach um 2,5 Milliarden Euro sinken. Die Kostenlücke sollte nach Angaben von Grosch bereits in den kommenden Jahren sehr deutlich reduziert werden und spätestens 2030 geschlossen sein.

Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Zuliefersparte um 0,7 Prozent auf 55,8 Milliarden Euro gesunken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Bosch zuletzt mit einem leichten Wachstum. Der größte Bosch-Geschäftsbereich ist für mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes von gut 90 Milliarden Euro verantwortlich. 

Ende 2024 hatte der Konzern weltweit insgesamt fast 417.900 Beschäftigte - und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um gut 4.500 auf mehr als 129.600 (minus 3,4 Prozent). In der Mobility-Sparte in Deutschland arbeiteten zuletzt etwas über 70.000 Menschen, wie Arbeitsdirektor Grosch sagte.


Was zu den geplanten Streichungen an den einzelnen Bosch-Standorten bekannt ist: 

Stuttgart-Feuerbach

Am Standort im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach sind nach Angaben des Unternehmens die Bereiche Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung betroffen. Zudem das Werk für Antriebskomponenten der Sparte Power Solutions. Bis Ende 2030 sollen an dem Standort rund 3.500 Stellen abgebaut werden, darunter 1.500 im Werk. 

Schwieberdingen

In Schwieberdingen im Landkreis Ludwigsburg plant Bosch in der Verwaltung, im Vertrieb, im Einkauf und in der Entwicklung den Abbau von rund 1.750 Stellen. Diese sollen dem Unternehmen zufolge bis Ende 2030 abgebaut werden. 

Waiblingen

Am Standort Waiblingen will das Unternehmen die Produktion für Verbindungstechnik bis Ende 2028 komplett einstellen. Betroffen sind davon den Angaben zufolge rund 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht betroffen sind laut Bosch dagegen andere Tochterfirma am Standort Waiblingen. 

Bühl/Bühlertal

In Bühl und Bühlertal im Landkreis Rastatt will Bosch bis Ende 2030 rund 1.550 Stellen wegfallen lassen. Betroffen sind demnach der Vertrieb, der Einkauf, die Verwaltung, die Entwicklung und die Fertigung. An dem Standort werden laut Bosch elektrische Kleinantriebe entwickelt und gefertigt.

Homburg

Im Saarland sollen laut Bosch am Standort in Homburg bis Ende 2030 rund 1.250 Stellen gestrichen werden. Als Grund nennt Bosch den stagnierenden Automarkt und den weltweit rückläufigen Dieselanteil, der signifikante Auswirkungen auf das Nutzfahrzeug-Geschäft habe, das im Werk dominiere.




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