Verbände: Mehr Tempo und Verbindlichkeit

Der deutsche Markt hat sich - ebenso wie mehrere andere europäische Märkte - widerstandsfähiger gezeigt als erwartet, sagt Robert Madas von Schwacke mit Blick auf die Entwicklung in diesem Jahr. Dennoch stehe Deutschland weiterhin vor wirtschaftlichen Herausforderungen. "Die zweite Jahreshälfte war geprägt von steigenden Verkaufszahlen bei Elektrofahrzeugen, die durch mehrere Faktoren begünstigt wurden: eine größere Auswahl an erschwinglicheren Fahrzeugen, eine verbesserte Verfügbarkeit von Modellen aus chinesischer Produktion und nationale, politische Veränderungen zugunsten der Elektrifizierung. Dazu gehören die Einführung einer 75-prozentigen Abschreibungsmöglichkeit für BEV und die Verlängerung der BEV-Kfz-Steuerbefreiung bis 2035." Die für 2026 geplante Wiedereinführung von Kaufprämien für BEV werde die Markterholung unterstützen und dabei helfen, Deutschlands Position als Europas führender Markt für Elektrofahrzeuge zu behaupten. "Das endgültige Ergebnis wird jedoch stark von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Landes und einer Erholung des privaten Konsums abhängen, die durch eine niedrigere Inflation angetrieben wird." Förderung so schnell wie möglich Die Erwartungen der Automobilwirtschaft an die Politik sind entsprechend hoch. Das beginnt schon beim Mindset. Individuelle Mobilität dürfe nicht länger verteufelt werden, betont der Verband der Automobilhändler Deutschlands (VAD): "Wir brauchen eine positive Haltung zum Auto - das beutetet einen angemessenen Ausbau der Infrastruktur, aber auch Förderung von Ausbildung und Forschung in diesem Bereich", sagt VAD-Präsident Burkhard Weller. "Nur so wird es uns gelingen, junge Menschen für Berufe rund um das Auto zu begeistern." Politik müsse berechenbar werden: Ein klarer Rahmen für Elektromobilität und faire Bedingungen für den Wettbewerb mit den Herstellern seien Voraussetzungen dafür, dass Autohändler erfolgreich sein können. "Kurzfristige Fördermaßnahmen gehören nicht dazu. Jetzt kommt es darauf an, die E-Auto-Förderung so schnell wie möglich einzuführen und so unbürokratisch wie möglich auszugestalten. Außerdem sollten Jahreswagen mit erfasst werden, um den Hochlauf der Elektrofahrzeuge weiter zu beschleunigen", so Weller. "Ladestrom muss günstiger werden. Der VAD schlägt ein echtes ,Laderoaming' vor: mit dem eigenen Tarif an jeder Ladesäule laden. Das sorgt für Transparenz und Vertrauen." Ebenfalls wichtig: Arbeit müssen bezahlbar und rentabel werden. "Nur wenn Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt wird und Arbeit sich wieder lohnt, können wir die De-Industrialisierung stoppen", so Weller. In Zukunft werde individuelle Mobilität sehr stark vom automatisierten Fahren geprägt. "Hier muss Deutschland wieder an die Spitze. Die Autohändler müssen frühzeitig eingebunden werden, denn sie sind die Schnittstelle zum Kunden." Der Autohandel könne einen wichtigen Beitrag zur bezahlbaren Mobilität leisten. "Dafür muss er alle Potenziale zur Steigerung der Effizienz im Service ausschöpfen." Gleichzeitig sei es wichtig, dass die Hersteller schnell mit mehr günstigen E-Autos auf den Markt kommen. Maßnahmen der Hersteller zur Kostensenkung dürften nicht den Handel treffen. Zu den wichtigen Management-Herausforderungen im kommenden Jahr zählt der VAD vor allem, den Absatz einer wachsenden Zahl von elektrischen Gebrauchtwagen zu bewältigen: "Das drückt auf die Marge." Zudem geraten die Restwerte weiter unter Druck: "Die Herausforderung bleibt, diese im Neu- und Gebrauchtwagen so zu managen, dass die Gesamtrendite positiv bleibt." Eine Herausforderung sei außerdem die Positionierung neuer Marken aus China. Handel braucht Planungssicherheit Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) begrüßt, dass die Politik nun endlich konkrete Schritte zur Förderung der Elektromobilität beschlossen hat. "Das setzt einen wichtigen, längst überfälligen Impuls für den privaten E-Fahrzeugmarkt", betont ZDK-Präsident Thomas Peckruhn. "Mit den angekündigten Maßnahmen ist einer der zentralen offenen Punkte für 2026 - die bislang ungeklärte E-Fahrzeugförderung - adressiert. Wir hoffen, dass das Programm nun schnell finalisiert und unbürokratisch gestartet wird." Gleichzeitig dämpften die schwache Konjunktur und die angespannte Lage am Arbeitsmarkt weiterhin die Pkw-Nachfrage. "Das geringe Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung belastet generell den Absatz hochwertiger Konsumgüter wie Autos. Zudem steigt der Druck, digitale Prozesse in Vertrieb und Service weiter zu professionalisieren, ohne den persönlichen Kundenkontakt zu verlieren. Unsere Betriebe beweisen täglich enorme Anpassungsfähigkeit - jetzt braucht es Planungssicherheit, Fairness und praktikable Lösungen entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette", so Peckruhn. Hier sieht der ZDK auch die Bundesregierung in der Verantwortung. "Die Politik muss im kommenden Jahr vor allem eines leisten: Planungssicherheit schaffen", so der Verbandspräsident. Dazu gehöre, die angekündigten Fördermaßnahmen für die Elektromobilität schnell und unbürokratisch umzusetzen, Energiepreise bezahlbar zu halten und die Ladeinfrastruktur bedarfsgerecht auszubauen. "Nur mit stabilen Rahmenbedingungen können unsere Betriebe investieren, Arbeitsplätze sichern und die Transformation des automobilen Mittelstands erfolgreich gestalten", betont Thomas Peckruhn. Politik muss die Weichen stellen von VDA-Präsidentin Hildegard Müller "Das ausklingende Jahr hat verdeutlicht: Geopolitische Spannungen, multiple Krisen und um sich greifender Protektionismus stellen Europas Wettbewerbsfähigkeit und auch unsere global aufgestellte Industrie zunehmend vor Herausforderungen. Die US-Zollpolitik und die chinesischen Exportrestriktionen bei Seltenen Erden sind hier lediglich zwei Beispiele. Doch Abschottung kennt überall nur Verlierer - bei Staaten, Unternehmen und Verbrauchern. Dennoch: Diese Herausforderungen werden uns auch 2026 begleiten. Wir brauchen daher mehr denn je eine internationale Zusammenarbeit, die weltweit die Spielregeln des regelbasierten Handels einhält und stärkt. Dafür müssen sich Deutschland und Europa - allen Herausforderungen zum Trotz - auch 2026 konsequent einsetzen. Die vielleicht größte Herausforderung aber ist der Zustand des Wirtschaftsstandorts: zu viel Regulierung, hohe Energiepreise, fehlende Handels- und Rohstoffabkommen - die Probleme sind vielfältig und belasten unsere Industrie, ganz besonders den automobilen Mittelstand. In 2026 muss in Berlin und Brüssel deshalb alles auf die Agenda, was Wachstum schafft und Beschäftigung sichert. Bei den CO?-Flottenregulierungen gilt: Es braucht einen regulatorischen Rahmen, der Investitionen in alle klimafreundlichen Technologien ermöglicht, industrielle Resilienz sichert und Innovationen freisetzt. Wir sind überzeugt: E-Mobilität wird weit überwiegend der Antrieb der Zukunft sein, aber Plug-in-Hybride, Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe müssen als Teil der Lösung anerkannt werden. In diesem Mix liegt eine Stärke, die weltweit dabei hilft, die Klimaziele zu erreichen. Klar ist: Unsere Branche liefert und setzt auch 2026 voll auf Zukunft - jetzt muss die Politik endlich die Weichen richtigstellen." Klare Ziele, faire Bedingungen von VDIK-Präsidentin Imelda Labbé "Der Automobilmarkt wird in 2026 noch vielfältiger werden, und das ist grundsätzlich positiv. Bezahlbare Mobilität wird immer wichtiger. Die Mitgliedsunternehmen des VDIK leisten dazu einen Beitrag mit einer großen Modell- und Antriebsvielfalt und einem wachsenden Angebot in Elektro-Einstiegssegment. Die größten Herausforderungen werden auch in den kommenden Jahren in der Reduktion von CO2 und der Digitalisierung der Fahrzeuge liegen. Mittelfristig wird der Einstieg in die autonome Mobilität ein Game-Changer für die gesamte Branche werden. Wir brauchen jetzt Tempo, Verbindlichkeit und Transparenz statt weiterer Absichtserklärungen. Das werden wir nur mit einem Masterplan für den Hochlauf der Elektromobilität erreichen - mit klaren Zielen, belastbaren Fristen, fairen Rahmenbedingungen und einem Fokus auf die Reduzierung von CO2 und die Zukunftsfähigkeit der Automobilwirtschaft. E-Auto-Kunden brauchen restwertschonende Anreize, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und günstigen Strom. Auch im Gebrauchtwagenmarkt brauchen wir die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen."

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