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Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr: Die Taktik-Meister der Autobranche

11.07.2016 16:28 Uhr
Tageszulassungen bleiben in der Autobranche ein probates Mittel, um offizielle Rabatte zu vermeiden und die Statistik zu schönen.

Die Eigenzulassungen von Händlern und Herstellern sind gut für die Statistik, aber schlecht für die Preise. Eine Abkehr von der Branchenpraxis war im ersten Halbjahr nicht zu beobachten – trotz eines besseren Privatkundengeschäfts.

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Von Ralf Padrtka und Frank Selzle

Auch wenn sich das Privatkundengeschäft langsam erholt und der Verkauf an Flotten weiter brummt – die Eigenzulassungen von Autohändlern und -herstellern bewegen sich auf konstant hohem Niveau. Wie eine aktuelle Auswertung von AUTOHAUS zeigt, waren es im ersten Halbjahr 2016 in Summe 523.946 Einheiten. Der Anteil am wachsenden Gesamtmarkt lag wie im Vorjahr bei über 30 Prozent, war aber minimal rückläufig: 30,2 zu 30,4 Prozent.

Nach Sparten aufgeteilt, meldeten die Autobauer von Januar bis Ende Juni 172.082 Neuwagen selbst an, das waren 10,4 Prozent mehr. Der Handel kam in diesem Zeitraum auf 351.864 Fahrzeuge – ein Zuwachs von 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Die relevanten Flotten machten mit 415.188 Autos 23,9 Prozent (2015: 23,5 Prozent) aus, die Rentals mit 192.162 Fahrzeugen 11,1 Prozent (11,2 Prozent). Auf Privatkäufer entfielen 34,7 Prozent (35 Prozent) des Marktes. Absolut brachten die Individualkunden 602.543 Pkw neu in den Verkehr – 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die höchste Quote an Eigenzulassungen hatte im ersten Halbjahr Alfa Romeo mit über 56 Prozent. Hier flossen bereits einige Vorführwagen der neuen Limousine Giulia in die Statistik ein. Mit etwas Abstand folgen Jeep (48,7 Prozent) und Honda (47,2 Prozent). Der japanische Hersteller war noch im Vergleichszeitraum 2015 der Taktik-Meister (58,6 Prozent). Knapp 44 Prozent Eigenzulassungsanteil wies Opel aus. Auch Nissan kam über die 40-Prozent-Marke.

Absolut gesehen stand VW mit 108.443 Eigenzulassungen an der Spitze, allerdings hat der Konzern in Deutschland zahlreiche Fabriken und entsprechend viele Mitarbeiter, die einen Werkswagen fahren. Insgesamt lag der Branchenprimus mit einer Quote von 31,3 Prozent leicht über dem Branchenschnitt. Auf ähnlichem Level operierte die Premium-Tochter Audi (30,3 Prozent). Dagegen ging beim Erzrivalen BMW nur knapp jeder vierte Neuwagen (22,9 Prozent) auf das eigene Konto, bei Ford waren es sogar noch weniger (21 Prozent). Mercedes-Benz erreichte eine Eigenzulassungsquote von 28 Prozent.

Mazda zeigt Verantwortung

Besonders vorsichtig mit taktischen Anmeldungen ging erneut Dacia um. Lediglich sieben Prozent aller Neuzulassungen der Marke entfielen auf den Importeur oder seine Vertragshändler. Dacia gehörte damit wie unter anderem Fiat, Hyundai und Kia zu den Fabrikaten, die ihre Eigenzulassungen im ersten Halbjahr zurückschraubten. In dieser Gruppe stach vor allem Mazda heraus: 29,8 Prozent der Neuwagen blieben in den ersten sechs Monaten bei den Händlern und in der Deutschland-Zentrale, vor einem Jahr waren es noch 42,5 Prozent. (rp)

Top-3-Marken Händlerzulassungen 1-6/2016 (1-6/2015)

  1. Opel: 40.233 (35.090 Fahrzeuge)
  2. VW: 36.336 (33.089 Fahrzeuge)
  3. Mercedes-Benz: 28.009 (25.091 Fahrzeuge)

Top-3-Marken Herstellerzulassungen 1-6/2016  (1-6/2015)

  1. VW: 72.107 (71.438 Fahrzeuge)
  2. Audi: 31.276 (26.404 Fahrzeuge)
  3. BMW: 17.927 (14.070 Fahrzeuge)
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KOMMENTARE


Joseph Le Bel

11.07.2016 - 17:00 Uhr

523.946 mal haben die Händler für den Hersteller Zulasser, Lagerhalter, Wagenwäscher, Auslieferungsinspektor und Vermarkter gespielt... Wenn jetzt durchschnittlich jede Einheit mit 1.000 Euro Verkaufs- und Zulassungsprämie befeuert wird, ergibt sich eine gigantische Wertminderung von 523.946.000 Euro. Am Ende des Jahres 2016 also über 1 Milliarde Euro? In einem Markt, wo das Durchschnittsalter des Gebrauchtwagenbestandes stramm auf die zehn Jahre zugeht? Haben die Händler das nötig?


VKL

11.07.2016 - 21:35 Uhr

@ Joseph Le Bel : Vielleicht mal eine andere Sichtweise : 523.946 mal die Möglichkeit gehabt genau diesen Kunden eine Finanzierung/Leasing/Versicherung/Wartungsprodukt zu verkaufen. Den regionalen Kunden (neue bisher unbekannte) als Servicepartner auch im Schadensfall zur Verfügung stehen. Wir meckern alle über die Tageszulassungen und wissen sehr wohl, dass im Vertrieb dann der Ertrag nicht kommen kann, da die Marge meistens nicht ausreicht, aber dann müssen wir das Klavier nun auf den anderen genannten Tasten spielen und uns den Ertrag sichern. Das der Neuwagen-Vertrieb immer weniger Geld bringt ist doch seit Jahren erkennbar. Einfach mal Umdenken und das "Blech" (Auto) als Mittel zum Zweck erkennen. Die einfachen Zeiten nur ein Auto zu verkaufen sind halt vorbei.


TomF

12.07.2016 - 00:05 Uhr

@ Joseph Le Bel,alles korrekt, nur beträgt die Durchschnittliche Zulassungsprämie 2,5mal so viel ...und ja, die Händler haben es nötig, seht euch mal die aktuellen Werbeaussagen an, Nachlass, billig, 0% ... Und alle machen mit. Was anderes können nur noch wenige.Man sehe sich die Statistik an, welche Importeure und Hersteller dort stehen.dort sitze die größten "Schauspieler", CI Umbauten fordern aber nicht verkaufen können ...


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