Edzard Reuter, von 1987 bis 1995 Chef des Daimler-Benz-Konzerns und früher einer der mächtigsten Manager in Deutschland, wird am Samstag (16. Februar) 80 Jahre alt. Mit Milliarden- Aufwand hatte er Mitte der 80er Jahre aus dem Autobauer Daimler-Benz ein Technologie-Imperium geschmiedet, zu dem unter anderem AEG, Dornier und MTU gehörten. Doch seine Vision scheiterte. Heute ist der Stuttgarter Daimler-Konzern wieder im ursprünglichen Kerngeschäft, dem Automobilbau, angekommen. "Die Welt geht weiter. Ich pflege nicht zurückzuschauen. Es hat sich viel verändert in der Welt", sagt Reuter jetzt kurz vor seinem Geburtstag, zu dem es "keine Feier irgendwelcher Art auch immer" geben wird. Um dann dennoch seine Vision vom Technologiekonzern, die ihm den Vorwurf "größter Kapitalvernichter" eingebracht hatte, zu verteidigen. "Ich bin unverändert der Meinung, dass dieser Ansatz, den Automobilbau in Richtung Hochtechnologie zu verändern, richtig war." Automobilbauer, die hochwertige Fahrzeuge herstellten, müssten im Verbund mit besten Technologien ihr Wachstum absichern. Reuter betont aber auch: "Ich habe vollen Respekt davor, was die Kollegen im Daimler-Vorstand derzeit mit ihrer vollen Ausrichtung auf das Auto tun." Dies sei deren Entscheidung, sie hätten das Sagen. Reuter, Sohn des legendären Berliner Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter, räumt ein, dass sein Verhältnis zum Konzern nach seinem Ausscheiden für längere Zeit so gut wie tot war. Nachdem sein Nachfolger Jürgen Schrempp und Aufsichtsratschef Hilmar Kopper das Unternehmen verlassen hätten, "ist aber jetzt wieder alles in Ordnung". Schrempp, Reuters Zögling und Nachfolger, wollte Daimler ebenfalls neue Konturen geben und zu einer "Welt AG" umbauen. Was Reuter zusammengekauft hatte, wurde wieder abgestoßen, stattdessen wurde Chrysler in den USA übernommen. Doch auch Schrempp scheiterte. Immerhin: Reuter hat den Namen Schrempp nicht in den Mund genommen, als er feststellen musste, dass es noch "größere Kapitalvernichter" als ihn gegeben hat.
Portrait: Edzard Reuter feiert 80. Geburtstag
Der ehemalige Chef des Daimler-Benz Konzerns feiert seinen 80. Geburtstag. Sein Traum war ein Technologie-Konzern, sein Handeln polarisierte. Im Portrait blickt er zurück und äußert sich zum aktuellen Stand des Konzerns.