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PS-Team-Interview: "Zulassung und Abmeldung sind ein großes Thema"

30.04.2020 10:45 Uhr
PS-Team-Interview: "Zulassung und Abmeldung sind ein großes Thema"
Marco Reichwein, seit 1. April 2020 neues Mitglied der PS-Team-Geschäftsführung.
© Foto: PS Team

Marco Reichwein, seit Anfang April in der Geschäftsführung von PS-Team, sprach im Interview mit AUTOHAUS über die Auswirkungen der Corona-Krise und darüber, welche Produkte nun gefragt sind.

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Von Ralph M. Meunzel/Andreas Heise

Die Corona-Krise verändert aktuell nicht nur den Vertrieb und die Kundenansprache in der Automobilbranche, sie hat auch Auswirkungen auf etliche Abläufe und Prozesse. Teils verlangt die Ausnahmesituation nach neuen Wegen, teils werden bestehende Lösungen verstärkt nachgefragt. Hier kommt der Prozessdienstleister PS-Team in Spiel. Das Unternehmen aus Walluf unterstützt Autovermieter, Flotten, Leasinggesellschaften, Banken und Versicherungen sowie Autohandel und -hersteller mit Mobilitätsdienstleistungen.

Am 1. April 2020 ist Marco Reichwein in die Geschäftsführung von PS-Team eingetreten. Er führt das Unternehmen zusammen mit Heinz Moritz, der nach einjähriger Übergangszeit aus Altersgründen die Firmenleitung an Reichwein abgeben soll. Reichwein verantwortet aktuell die Business Units Fleet, Financial Institutions und Manufacturer sowie den internationalen Vertrieb. Der 49-Jährige war zuletzt beim Trailer-Hersteller Schmitz Cargobull tätig, wo er die Telematik-Sparte leitete. Wie sich die Corona-Krise auf PS-Team auswirkt und welche passenden Lösungen das Unternehmen in dieser Ausnahmesituation anbieten kann, das erläutert Reichwein im Interview mit AUTOHAUS.

AUTOHAUS: Wie reagiert PS-Team auf die Corona-Krise?

Marco Reichwein: Wir haben uns den Marktbedingungen angepasst und uns so aufgestellt, dass wir den Betrieb aufrechterhalten und unsere Kunden in gewohnter Art und Weise bedienen können. Selbstverständlich haben wir auch intern Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter eingeleitet. Darüber hinaus haben wir einen Schichtbetrieb eingeführt, um jederzeit handlungsfähig zu bleiben und unsere Leistungen in vollem Umfang erbringen zu können. Dazu haben wir mehrere kleine Teams gebildet, die in Etappen arbeiten, damit wir in der Zwischenzeit die Arbeitsbereiche desinfizieren können. Falls ein Team durch eine Corona-Infektion ausfällt, sind wir in der Lage, es komplett zu ersetzen. Im Bereich der bundesweiten Zulassung und des Dokumentenversands kommt es aufgrund der aktuellen Situation vereinzelt zu Verzögerungen. Wir sind zwar hochflexibel, bleiben aber dennoch auf externe Partner wie Speditionen und die Zulassungsstellen angewiesen. Die Zulassungen der Autovermietflotten sowie die Abmeldungen aller Kundenfahrzeuge stellen wir allerdings durchgehend sicher.

Kürzlich wurden hinsichtlich der Corona-Regelungen Lockerungen bekannt. Wird sich dies auf Ihr Geschäft auswirken?

M. Reichwein: Die Öffnung der Autohäuser dürfte für mehr Bewegung im Markt sorgen. Viele bestellte Fahrzeuge konnten wegen der Schließung der Herstellerwerke und des Fahrzeughandels nicht ausgeliefert werden. Nun läuft der Fahrzeugtausch sukzessive wieder an. Unklar bleibt, ob sich der Gebrauchtwagenmarkt schnell genug erholt, um das hohe Volumen aufnehmen zu können. Insgesamt sind wir noch weit vom Stand vor Corona entfernt.

Was wird bei PS-Team momentan am stärksten nachgefragt?

M. Reichwein: Die Zulassung und Abmeldung sind ein großes Thema. In den Regionen, wo die Zulassungsstellen geschlossen sind, fragen uns die Kunden, welche Alternativen es gibt und was wir digital abbilden können. Da physische Händleraudits und Prüfungen von Investitionsgütern kaum mehr möglich sind, werden die Produkte PS SelfCheck und PS LiveStream verstärkt nachgefragt. Die volldigitalen Produkte ermöglichen uns und unseren Kunden, zu prüfen und zu auditieren, ohne dass Mitarbeiter vor Ort sein müssen. Finanzinstitute sind derzeit besonders für Doppel- und Mehrfachfinanzierungen sensibilisiert, die sie mit unserer Datenplattform PS DataCollect aufdecken und verhindern. Wegen der angespannten Situation bei den Leasing- und Darlehnsnehmern verschärfen die Finanzierungsgesellschaften das Risikomanagement. Es ist leider zu befürchten, dass nach der Corona-Krise eine Welle von Forderungsausfällen und Insolvenzen auf uns zurollt. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa leistet PS DataCollect in der Betrugsprävention gute Dienste.

Das heißt, die Leasinggesellschaften haben Bedenken, dass die Leasingnehmer die Raten für die verleasten Fahrzeuge oder Geräte nicht mehr bezahlen können. Welche Rolle kann hier Ihr Unternehmen spielen?

M. Reichwein: Die Anfragen nach Stundungen und die Zahl der bereits eingetretenen Zahlungsausfälle geben schon heute Grund zur Sorge. Mit PS DataCollect arbeiten wir präventiv. Es liegt nahe, die Daten nicht nur abzugleichen, sondern auch die Bewertung der Fahrzeuge in PS DataCollect vorzunehmen und mit dem Risikomanagement zu verknüpfen. Über unseren Service PS BackUp stellen wir den kompletten Rückführungsprozess der Fahrzeuge sicher und wir organisieren bei Bedarf die Vermarktung.

Die Zulassung ist in der Corona-Krise ein großes Thema. Welche Möglichkeiten haben Sie, wenn die Zulassungsstellen dicht sind?

M. Reichwein: Wir pflegen Kontakte zu Zulassungsstellen in ganz Deutschland. In Abstimmung mit vielen Behörden haben wir Eskalationsszenarien erarbeitet, die es ermöglichen, den Betrieb für Großflotten aufrechtzuerhalten. Ein kombiniertes Backup-Verfahren über alternative Zulassungsbehörden sichert den Prozess ab.

Kann man sich vorstellen, dass die Zulassung auch einmal im Autohaus möglich ist?

M. Reichwein: Vorstellen können wir uns viel. Das berührt die Frage der digitalen Zulassung, die für Privatpersonen schon möglich, aber verhältnismäßig aufwendig ist. Als nächstes plant das BMVI die digitale Zulassung für gewerbliche Kunden. Dann wird es auch möglich sein, Dritte zu bevollmächtigen. 

Sie haben die App PS SelfCheck bereits erwähnt. Das Produkt ist im Zuge der Digitalisierung entstanden. Was steckt dahinter?

M. Reichwein: Damit ist ein Audit am PC möglich: Der Händler oder der zu auditierende Partner folgt per Smartphone und App den Anweisungen, erstellt Bildmarken und nimmt zusätzlich den Zustand des Fahrzeugs auf. Der Prüfer erkennt von seinem Arbeitsplatz aus, ob es sich um das richtige Auto handelt und ob Fahrgestellnummer beziehungsweise Typenschild stimmen. Es lässt sich feststellen, ob das Auto in dem Zustand ist, wie die Finanzierungsgesellschaft es erwartet. PS SelfCheck bieten wir in großem Umfang bei Neuwagen an. Die App kann für alle Arten von Assets eingesetzt werden, die durch eine Nummer eindeutig identifizierbar sind.

Wie sieht es in der Produktentwicklung aus? Gibt es Möglichkeiten, die Audits noch weiter zu digitalisieren?

M. Reichwein: In der Audit-Abfrage ist die Digitalisierung weit fortgeschritten: Das Fahrzeug wird digital aufgenommen und bewertet sowie am Rechner verifiziert. Theoretisch kann man den Vorgang darüber hinaus automatisieren, sodass die Systeme die Assets ohne menschliches Zutun prüfen. Auch die Prozesse in der Leasingwelt lassen sich noch besser miteinander verzahnen. Dazu bieten wir vielfältige Unterstützung – vom Dokumentendruck über das Dokumenten- und Zweitschlüsselmanagement bis hin zur Auditierung der Assets oder Bewertung und Rückführung. Je besser die einzelnen Schritte ineinandergreifen, umso effizienter gestaltet sich der Gesamtprozess.

Wie nehmen Sie angesichts der Corona-Krise die Stimmung bei den Kunden wahr?

M. Reichwein: Das ist sehr unterschiedlich. Speziell die Autovermieter haben naheliegenderweise Nachfrageprobleme und mit enormen Einbußen zu kämpfen: Die Zulassungszahlen haben sich halbiert. Wir sind allerdings sehr zuversichtlich, dass sich die Situation mit den Lockerungen wieder entschärfen wird. Die Finanzindustrie wird die Auswirkungen der Krise später zu spüren bekommen. Es muss sich zeigen, ob die Kunden der Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten bedienen können. Auch bleibt abzuwarten, wie sich die Insolvenzwelle entwickeln wird und wie viele Fahrzeuge zurückgeführt werden müssen. Das wird nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa beschäftigen.

Was sind die Ziele, die Sie sich in Ihrer neuen Position gesteckt haben?

M. Reichwein: Wir sind in vielen Bereichen schon Marktführer in der DACH-Region und mit zahlreichen Produkten auch in Spanien, Frankreich und den Beneluxstaaten unterwegs. Da unsere Lösungen ohne Implementierungsaufwand und kostengünstig als Software as a Service bezogen werden können, sind wir als Anbieter im digitalen Marktumfeld hochinteressant für unsere Kunden. Wir werden die Internationalisierung der Produkte vorantreiben und uns europäisch aufstellen, auch weil viele unserer Kunden europaweit organisiert sind. Mit Niederlassungen in Polen und in Frankreich haben wir bereits die ersten Schritte getan.

PS-Team ist langjähriger Unterstützer des AUTOHAUS BankenMonitors – was sind die Gründe für das Engagement?

M. Reichwein: Der BankenMonitor bietet uns eine gute Gelegenheit, eine unserer wichtigsten Kundengruppe, die Autobanken, zu treffen. Vor allem die Mischung zwischen Captive und Non Captive Banken macht es für uns interessant. Wir reißen in zwangloser Atmosphäre mit unseren Kunden und weiteren Branchenvertretern neue Themen an und erfahren aus erster Hand, was sie derzeit beschäftigt und wie wir sie am besten unterstützen können.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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