Ausgabe 11/2013: Selbst gemacht

Selbst gemachtExistenzgründung – In Christian Zachs Werkstattbetrieb steckt viel Eigenleistung. von Christian Frederik Merten Der Konsolidierungsprozess hält an: Die Zahl der Kfz-Betriebe war 2012 weiter rückläufig. Entgegen dem Trend eröffnete Christian Zach im November 2011 im bayerischen Friedberg seine eigene freie Werkstatt. Davor teilte er sich acht Jahre eine Werkstatt mit einem Partner – und war zwar ebenfalls rechtlich selbstständig, stand aber nicht so richtig auf eigenen Füßen. Zach, damals 37 Jahre alt, wollte sich mit dieser Zwischenlösung nicht zufrieden geben: „Ich habe mir gesagt: Entweder starte ich jetzt richtig durch oder es bleibt alles, wie es ist.“ Erster Partner Hausbank Drei Jahre lang ging Zach mit dem Gedanken der richtigen Selbstständigkeit schwanger, bevor der erste Spatenstich erfolgte. Wichtigster Partner in dieser Zeit war seine Hausbank, die Raiffeisenbank Kissing-Mering. „Nach sechs Wochen war die Finanzierung durch“, so Zach. Und ist sich dabei natürlich bewusst, dass die Uhren da auf dem Land anders – lockerer – ticken als in der Stadt. Zach sagt, er sei durchaus bekannt in seinem Umfeld, die Bank hätte sich schon im Vorfeld über ihn erkundigt. Wohl nur deshalb hat Zach nach eigener Aussage auch nie einen detaillierten Business-Plan einreichen müssen. Erst als – wie so oft bei Bauvorhaben – ein Nachschuss fällig war, interessierte sich die Bank laut Zach für weitere Informationen: „Da war dann eine detailliertere Umsatzvorschau vom Steuerberater gefragt.“ Aber noch einmal: Ein so geschildertes entspanntes Vorgehen einer Bank im Vorfeld eines Investitionsvorhabens dieser Art ist wohl die seltene Ausnahme. Denn immerhin investierte Christian Zach 850.000 Euro in Grundstück, Gebäude und Einrichtung seiner Werkstatt. Eine Summe, die er ausschließlich von seiner Hausbank lieh und die er vollständig mit Eigenmitteln besichern konnte; für die er aber auch privat, zum Beispiel mit seinem Wohnhaus, haftet. Eine Woche, nachdem Zach den Kreditvertrag unterschrieb, startete er den Bau der Werkstatt. Das heißt: Neben der Finanzierungsplanung traf er parallel schon alle anderen nötigen Vorbereitungen – natürlich auch, um den genauen Finanzierungsbedarf zu kennen. Denn jeder zukünftige Unternehmer sollte genau wissen, was er will. Das fängt mit der Grundstücksuche an, geht über die Sondierung des Marktpotenzials und endet dann in der konkreten Bauplanung. Apropos Grundstücksuche: Die gestaltete sich für Christian Zach gar nicht so einfach. Die Stadt Friedberg wollte ihm zunächst gar kein so kleines Grundstück – Zach baute auf insgesamt 2.000 Quadratmetern – verkaufen, erst als er mit einem Standort im benachbarten Augsburg-Lechhausen liebäugelte, kam Bewegung in den Prozess. Heute ist er mit dem Standort mitten in einem neu errichteten Gewerbegebiet mehr als zufrieden. „Wir haben ein riesiges Einzugsgebiet. In der Nähe ein großes Wohngebiet und einige hundert Beschäftigte im Gewerbegebiet“, erklärt Zach. „Die stellen ihr Auto in der Früh hin und nehmen es abends mit.“ Dieses Potenzial hat Zach vor der Standortentscheidung ganz bewusst untersucht: „Es hilft ja kein toller Bauplatz, wenn dann keiner kommt.“ Selbst ist der Mann Heute beherbergt das Grundstück eine 400 Quadratmeter große Werkstatt mit insgesamt 550 Quadratmetern Nutzfläche auf zwei Etagen, fünf Hebebühnenplätzen inklusive Direktannahme sowie zwei weiteren Werkstattarbeitsplätzen. 1.000 Kunden betreut das Zach-Team dort mittlerweile. Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu finden, sei schwierig gewesen, so Zach. Fündig geworden ist er vor allem über persönliche Kontakte. Bevor Zach die Werkstatttore öffnete, war aber zunächst viel persönlicher Einsatz gefragt. Zusammen mit Freunden begann Zach, nicht nur Kfz-Meister, sondern auch gelernter Bauelektriker, Baugruben auszuheben, zu mauern, die Elektrik zu installieren und, und, und: „Das Projekt ist nur durch sehr viel Eigenleistung zustande gekommen.“ Im Rückblick: „Eigentlich durch zu viel Eigenleistung.“ Sein persönliches Netzwerk unterstützte Zach dabei nach Kräften: „Ein Freund von mir hat einen Baumaschinenhandel, wir hatten also jederzeit Zugriff auf sämtliche Maschinen. Das war sonst unbezahlbar.“ Und für die Zeit der Baumaßnahmen kaufte Zach einen Mini- und einen Radbagger. „Das war kostengünstiger als die Miete.“ Auch davor hat der Jungunternehmer bei der Bauplanung so manches selbst in die Hand genommen: „Die Pläne habe ich zunächst selbst gezeichnet und sie dann von einem Architekten für den Eingabeplan reinzeichnen lassen.“ Organisation ist alles Nach der Eröffnung galt es zunächst die Organisation zu trimmen. Denn während aus Zachs Sicht bei Gründung und Bau nichts wirklich schief lief, hat er vor allem mit Blick auf die Prozesse im praktischen Betriebsablauf dazugelernt. Ein Beispiel: „Wir haben die Arbeitsplanung früher immer handschriftlich gemacht. Das funktioniert hier nicht.“ Also setzt er heute generell auf IT-Systeme, ob bei der Terminplanung, der Auftragserfassung, beim Leihwagenmanagement oder der Reifeneinlagerung: „Bei der EDV muss man auf der Höhe der Zeit sein.“ Zumal die elektronische Dokumentation auch Rechtssicherheit gegenüber den Kunden bedeute. Wichtig auch: Eine professionelle Erfassung der zu verrechnenden Arbeitsstunden bei Kundenaufträgen. Auch da setzt Zach auf EDV-Systeme, denn: „Wir haben die manuelle mit der elektronischen Messung verglichen: Manuell haben wir oft eine halbe Stunde weniger erfasst als elektronisch. Das hätte uns beinahe das Genick gebrochen.“ Bei der Definition der operativen Prozessabläufe griff Zach auf einen Fachberater der Kfz-Innung Augsburg-Schwaben zurück. Ein langjähriger Kfz-Meister schulte das Zach-Team einen Tag lang von A bis Z, sprich von der Kundenannahme bis hin zur Rechnungserläuterung. Zach hält diese Schulung für besonders wichtig: „Das ist bei vielen Mechanikern, die sich selbstständig machen, das größte Problem.“ Christian Zach führt sein Unternehmen als Einzelunternehmer. Gegen die GmbH entschied er sich auch wegen der für ihn zu aufwändigen Buchführung, aber: „Vielleicht kommt das später mal, wenn die Firma größer wird.“ Entscheidend bei der Gründung war für Zach auch die Frage, wer das Betriebsvermögen der Firma hält: Er selbst als Privatmann oder die Firma selbst? „Viele lassen die Immobilien auf ihre Frau laufen. Sie muss dann aber auch voll für die Kredite haften. Das wollte ich meiner Frau nicht antun.“ Ergo: „Bei uns gehört alles der Firma.“ Richtige Entscheidung Rückblickend auf die Zeit nach der Neueröffnung hat Zach die Entscheidung, sich ganz und gar auf eigene Füße zu stellen, nicht bereut. Er würde den Schritt wieder gehen, wenn auch vielleicht mit weniger persönlichem Einsatz: „Das war definitiv zu viel.“ Andererseits: „Wenn man alles in fremde Hände übergibt, gehen eben auch viele Sachen schief.“ Sein Rat an Existenzgründer lautet daher also doch: „Immer selbst am Ball bleiben.“ Zumal ihnen auch nach der Gründung im laufenden Geschäftsbetrieb kaum etwas anderes übrig bliebe: „Man ist immer in der Firma mit dem Kopf.“ Denn: „Wenn es losgeht, fängt die richtige Arbeit ja erst an.“ Wichtig sei also auch ein Blick auf das Privatleben: „Man muss schauen, dass es daheim nicht aus dem Ruder läuft.“ Die Gefahr besteht natürlich besonders dann, wenn es wie im Fall Christian Zachs rund läuft. Bereits jetzt, eineinhalb Jahre nach der Werkstatteröffnung, plant er die Erweiterung des Geländes um 600 Quadratmeter. Denn die 150 Satz Reifen, die er im Kundenauftrag lagert, kriegt Zach im bestehenden Gebäude kaum noch unter. Kurz gesagt gilt also auch hier: Nach der Planung ist vor der Planung. ■

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