Aral hat mitgezählt: 254 mal haben die Tankstellen in Deutschland in diesem Jahr bis zum Mittwoch die Preise angehoben. Dem standen tägliche Preissenkungen an 362 Tagen gegenüber, um durchschnittlich 2,3 Cent pro Liter, wie der Marktführer in Bochum mitteilte. Das Preiskarussell an der Zapfsäule dreht sich immer schneller. Vor zwölf Jahren gab es 43 Preiserhöhungen in einem Jahr, also nicht einmal eine pro Woche.
Die Branche wertet die häufigen Preisveränderungen als Beleg für einen besonders intensiven Wettbewerb, Politik und Kartellbehörden unterstellen den Unternehmen dagegen gern Willkür und überhöhte Preise. "Ohne die immer wiederkehrenden Erhöhungsversuche hätte die gesamte Branche, große wie kleine Anbieter, deutliche Verluste gemacht", sagte Aral-Vorstand Stefan Brok. "Der deutsche Tankstellenmarkt zählt zu den wettbewerbsintensivsten in Europa." Dafür spreche, dass die Preise ohne Steuern im unteren Drittel der 27 EU-Länder liegen.
Das Bundeskartellamt hatte dagegen in einer Untersuchung festgestellt, dass ein Oligopol aus fünf Firmen (Aral, Shell, Esso, Total, Jet) den deutschen Markt dominiere und auch ohne kartellwidrige Absprachen zu gleichgetakteten Preisen komme. So gingen Aral und Shell bei Preiserhöhungen voraus, der Rest der Branche folge. Die Politik hatte daraufhin ergebnislos über Maßnahmen diskutiert, die Preise zu verstetigen und die häufigen Schwankungen zu unterbinden. Bei genauem Hinsehen würden derartige Eingriffe in den Markt tendenziell zu eher höheren Preisen führen.
Autofahrer kräftig zur Kasse gebeten
Bei durchgehend hohen Rohölpreisen wurde der Autofahrer kräftig zur Kasse gebeten. Der Preis für einen Liter Superbenzin E5 startete im Januar mit einem Monatsdurchschnitt von 1,487 Euro und erreichte im September mit 1,578 sein höchstes Niveau. Den Dezember-Durchschnitt bis Mittwoch gibt Aral mit 1,522 Euro pro Liter an. Diesel war im November mit 1,466 Euro je Liter besonders teuer, im Dezember sind es bislang 1,43 Euro je Liter.
Besondere Unruhe im Markt herrschte in diesem Jahr durch die Einführung des Biosprits E10 mit zehn Prozent Ethanol. Die Mineralölkonzerne versuchten zunächst, den gewöhnlichen Kraftstoff mit fünf Prozent Ethanol aus dem Markt zu nehmen und E10 so zur Standardsorte zu machen. Die Autofahrer wollten E10 jedoch trotz großen Preisabstands zu Super plus nicht akzeptieren. Die Einführung von E10 kam so ins Stocken. Mittlerweile ist E10 bundesweit überall erhältlich und kostet drei Cent je Liter weniger als Superbenzin. Von den Autofahrern wird der Biosprit nach wie vor gemieden; im November betrug der Anteil von E10 am gesamten verkauften Benzin lediglich elf Prozent. (dpa)