Ausgabe 05/2008: Tapferer Optimismus

ZDK / Nach dem schlechten Jahr 2007 rechnet das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe für 2008 mit einem weiterhin angespannten Automobilmarkt. Die ersten Wochen geben allerdings auch Anlass zur Hoffnung.Tapferer Optimismusvon frank selzleEine Botschaft der Hoffnung gab es auf der ZDK Jahrespressekonferenz am 26. Februar im Vorfeld der Internationalen Handwerksmesse in München zu vernehmen. "Flankiert von allgemein positiven Wachstumsprognosen für den Privatkonsum im Binnenmarkt hofft das Kfz-Gewerbe auf den Autofrühling und in Folge auf ein Autojahr, das in seinen Ergebnissen deutlich besser wird als 2007", sagte Verbandspräsident Robert Rademacher und verkündete ein Plus von elf Prozent bei Neu- und Gebrauchtwagen in den ersten sieben Wochen des Jahres 2008. Eine belastbare Aussage könne man zwar erst nach Abschluss des Monats März machen, ein positiver Frühindikator für die weitere Absatzentwicklung sei aber die elfprozentige Steigerung des Auftragseingangs gegenüber dem Vorjahr. Bilanz 2007Weniger angenehm gestaltete sich dann der Blick zurück. Mit 9,4 Millionen Fahrzeugen fiel die Gesamtzahl der Autokäufe in Deutschland 2007 um knapp acht Prozent.Besonders schmerzlich: Die 3,15 Millionen Neuwagenzulassungen unterboten mit einem Minus von 9,2 Prozent zu 2006 selbst pessimistische Prognosen. Auch der Gebrauchtwagenhandel schrumpfte um sieben Prozent auf 6,2 Millionen Verkäufe. Der Markenhandel konnte jedoch als Teilmarkt vier Prozentpunkte Marktanteil gewinnen – im Gegensatz zu freien Händlern und Privatanbietern. Für die nächsten Jahre rechnet das Kraftfahrzeuggewerbe mit einem weiteren Wachstum des Markenhandels, da immer stärker moderne und umweltfreundliche Fahrzeuge nachgefragt würden, was zu einem Preisverfall im Privatmarkt führe. So sei mittelfristig ein Marktanteil von 45 Prozent für den Markenhandel möglich.Der Service-Bereich, so Rademacher, sei auf "befriedigendem Niveau" konsolidiert. Die Umsätze wuchsen zwar nominal um 2,7 Prozent. Dahinter aber stehe ein moderater Anstieg des Werkstattstunden-Preises auf durchschnittlich rund 65 Euro. "Der Service ist – und bleibt auch hoffentlich – das ertragsmäßige Fundament für die Autohäuser und Werkstätten", sagte der Verbandspräsident im Hinblick darauf, dass auch im Servicegeschäft der Verdrängungswettbewerb zunimmt. Probleme bereiteten nicht nur die Service- und Mobilitätspakete für neue Automobile, sondern auch die längeren Service-Intervalle.Erosion der RenditeMit 129,7 Milliarden Euro und einem Minus von 1,1 Prozent sei der Gesamtumsatz des Kfz-Gewerbes 2007 weniger stark zurückgegangen als befürchtet – vor allem dank der gestiegenen Preise für neue und gebrauchte Pkw sowie für Servicestunden. Bei der Umsatzrendite im Neuwagengeschäft habe es hingegen eine regelrechte "Erosion" gegeben, beklagte Rademacher: "Wir gehen derzeit von einem Branchendurchschnitt um 0,3 Prozent im Handel (vor Steuern) aus." Vermutlich zwei Drittel aller Handelshäuser seien in die roten Zahlen gerutscht.Auch die Anzahl der Betriebe ging 2007 weiter auf nun 39.750 (2006: 40.200) zurück. Entsprechend sank die Zahl der Beschäftigten von 473.000 in 2006 auf 469.000. Trotz des schwierigen Autojahres 2007 konnte der Verbandspräsident aber auch von rund 70 Neugründungen in der Branche berichten."Kollektiver Wahnsinn"Neben dem Rückgang der Neuzulassungen sei besonders die steigende Zahl der Direktgeschäfte der "Stachel im Fleisch des Autohandels". Der Anteil des Handels am Gesamtmarkt schrumpfte laut ZDK zwischen 1997 und 2007 von 91 auf dramatische 66 Prozent. Die rund eine Million Autos, die in 2007 am Handel vorbeigeschleust worden seien, böten Grund genug, die ausufernde Entwicklung paralleler Vertriebs- und Absatzkanäle gegenüber den Herstellern deutlich anzusprechen, so Rademacher: "Wir kritisieren diese Unordnung des Marktes, weil keinerlei Veränderungen dieser bedenklichen Entwicklung zu erkennen sind."Weiter monierte der Verbandspräsident auch die "Inflation von Marketing- und Abverkaufsaktionen". Die Kritik ging allerdings nicht nur an die Adresse der Hersteller, sondern auch an die der Händler, die bisweilen das kaufmännische Einmaleins einem falschen Umsatz- und Mengenfetischismus opferten und auch bei knappen, neuen Modellen hohe Nachlässe einräumten. "Was Kalkulation und Preisstrategie anbelangt, da könnten Autohändler vielfach von Obsthändlern lernen", riet Rademacher. "Bei denen ist das frische Obst morgens nämlich teurer als die liegen gebliebene Ware am Nachmittag." Der mit überhöhten Nachlässen und vielen Tageszulassungen "gekaufte Automarkt 2007" sei ein Beispiel für "kollektiven Wahnsinn".2007 als Normaljahr?"So wenig befriedigend das Autojahr 2007 für viele Marktteilnehmer qualitativ verlaufen ist, so ist es trotzdem quantitativ kein Krisenjahr", betonte Rademacher ausdrücklich. Die Volumina der letzten Jahre, die sich stets um die 3,2 Millionen Neuzulassungen bewegt haben, müsse man als "neuen Normalmarkt" betrachten. Dies werde sich auch im Jahr 2008 bestätigen. Denn die eine Säule des Neuwagen-Absatzvolumens, der Ersatzbedarf, werde wegen der längeren Lebensdauer der Autos – das Bestandsalter lag 2007 bei 8,5 Jahren, das Löschungsalter bei 12,3 Jahren – weiter abnehmen und die zweite Säule, das Bestandswachstum, trage angesichts des gesättigten Marktes mit 0,4 Prozent oder 150.000 Einheiten kaum noch zum Volumen bei. Am Ende seiner Ausführungen ging Rademacher noch auf die angeschlagenen Beziehungen zu den Herstellern/Importeuren ein. Er bezeichnete es als Herzensanliegen, darauf hinzuweisen, dass ein Hersteller grundsätzlich die Treuepflicht habe, sich um die Rentabilität seiner Vertriebsorganisation zu kümmern – gerade, wenn es ihm gut gehe: "Dann müssen die Rahmenbedingungen, unter denen die Vertriebspartner zu arbeiten haben, so verändert werden, dass im Organisationsdurchschnitt die in Sonntagsreden immer wieder beschworenen zwei bis vier Prozent Umsatzrendite auch tatsächlich erzielt werden können."

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