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Thema: Rennpferd oder Kaltblüter?

31.03.2010 09:39 Uhr
Spurverlassenswarner? Finde ich super! Sicherheit ist doch das Wichtigste für mich! Was? Wie viel kostet der? Also, dann nehme ich lieber die Alufelgen.

Das Bedürfnis nach Sicherheit hat jeder Autofahrer, das Bedürfnis nach Fahrerassistenzsystemen aber nur bedingt – das zeigen Momentaufnahmen aus dem Autohandel und Berechnungen von Unternehmensberatern.

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Jochen Meier beherrscht seinen Job, das ist auf den ersten Blick zu sehen. Der smarte Mittvierziger ist Verkäufer in einem großen BMW-Autohaus. Eine gepflegte, freundliche Erscheinung. Er gilt als einer der Besten seiner Zunft. Es gehört nicht viel Fantasie dazu sich vorzustellen, wie er in seinem dunklen Anzug mit mitteltiefer Stimme, die Hand über den Lack gleitend, die Vorzüge eines 3er oder 5er beschwört: kompetent und überzeugend. Jochen Meiers Kunden müssen nicht auf jeden Euro schauen. Nur wenn es um Sicherheit und Fahrerassistenzsysteme geht, sind viele nicht mehr ganz so großzügig. Auch Meier, der gute Verkäufer – der seinen richtigen Namen nicht gedruckt sehen will –, kann sie oft nicht umstimmen. "Jeder Kunde redet über Sicherheit", sagt er. "Aber wenn es um den Preis geht, machen viele einen Rückzieher." Fahrerassistenzsysteme wird er zumeist nur in den ganz großen Limousinen los. Meiers Mutmaßung: Bei einem BMW sind die Käufer überzeugt, dass Airbags, Karosserie und die kleinen, feinen serienmäßigen Assistenzsysteme wie ESP für sicheres Fahren ausreichen – der Rest, meinen viele Kunden, sei "technologische Spielerei". Frank Louden vom Autohaus Feser in Schwabach, der seit 1983 Audis verkauft, kennt das Problem. "Seitenairbags hinten, Lane Assist, Side Assist oder Toter-Winkel-Anzeige sind eher schwierig zu verkaufen." Der US-Amerikaner, im Jahr 2007 Top-Verkäufer bei Audi, ahnt, woran das liegt: "Die Kunden können die Features nicht sehen und wollen sie deswegen nicht haben. 19-Zoll-Alufelgen sehen dagegen super aus, die kann ich deutlich leichter verkaufen."

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KOMMENTARE

E.Kühlwetter (wallibelli)

01.04.2010 - 03:16 Uhr

Zitat: "Bei einem BMW sind die Käufer überzeugt, dass Airbags, Karosserie und die kleinen, feinen serienmäßigen Assistenzsysteme wie ESP für sicheres Fahren ausreichen – der Rest, meinen viele Kunden, sei "technologische Spielerei"." Schließlich heißt der Markenslogan "Freude am Fahren" und nicht "Freude am Gefahren werden." Und ESP bitte in einem sportlichen Auto nur abschaltbar. Hat mir BMW doch ein Fahrertrainung mit "Driftkurs" verkauft. "Verborgene Vorteile " erkennt der Mensch erst, wenn er sie selbst erlebt. Es ist wie mit Fahrertrainings. Wenn man "auf die Schnauze fällt", kommt die Einsicht. Der sogennante Kaffeetassenwecker in der neuen E-Klasse ist serienmäßig. Presafeplus ist serienmäßig, aktive Motorhaube ist serienmäßig. Warum wohl? Es sind " Must have Merkmale ". Wenn es passiert ist, nützen sie für den Fall nichts mehr. Einen Spurhalteassistent verkaufst man auf der Autobahn. In einer 10 Kilometer langen Baustelle. Wo der linke Fahrstreifen mal gerade 2 m Meter breit ist. Dann lässt man die Kunden, die viel zu viel Schiss haben links zu fahren, wie von Geisterhand gesteuert die ganze Baustelle lang im 20 cm Abstand neben die 40 Tonner fahren. Das Ergebnis: " Muss ich haben " anstatt " Was kostet das? " 100 % Verkaufsquote garantiert. Natürlich ist der Vorschlag in der Praxis illusorisch. Und deshalb beißt sich die Katze wieder in den Schwanz. Man packt am besten den ganzen "Assistenz-Schnick-Schnack" in ein überaschend attraktives Paket, dass zwangsläufig eine hohe Bestellrate herauspringt. Der DB liegt dann in der Masse. Es ist wie mit den Navi's. Kostet es ab Werk weniger als 1000,- €, steigt die Bestellrate um ein Vielfaches. Dabei bleibt immer noch ein DB von über 60 % Verlangt man über 2000,- €, sinkt sie rapide. Genau hier liegt der Schlüssel: Anstatt Heerscharen an Supportern bzw. Trainer zu beschäftigen, Verkäufer mit psychologisch schwierigen Themen zu belasten, immense Promotion- und Verkaufsanstrengungen zu tätigen, was die abnorm hohen DB großteils wieder auffrisst, mache man attraktive Preise, ordentlich Presse/PR und schon steigt die Reputation, das Image und der Ausrüstungsgrad. Man muss weg kommen von der leidigen Top-Down-Denke. Sie passt nicht mehr in die heutige Zeit der aufgeklärten informierten Kunden. Es kommt ja noch eins hinzu: Der Wertverfall dieser z.T. extrem teuren Assistenzsyteme ist ja noch höher als beim Fahrzeug selbst. Nach vier fünf Jahren gibt es kaum noch was dafür. Ein kleiner Vorteil hat der Handel: Ein Christbaum mit viel Lametta ist zwar schneller aber kaum teurer verkauft als ohne. In der Autopresse wurde kürzlich eine neue 5 er Limousine ausführlich vorgestellt. Basispreis ca. 50.000,- €. Sonderausstattung 33.200,- €, davon für ca. 20.000,- € Komfort- und Sicherheitsassistenzsysteme. Gesamtpreis 83.200,- €. Man wollte damit den ganzen " Klimbim " promoten. Der Schuss ging nach hinten los. Die heutige Restwertprognose für das Auto liegt nach 4 Jahren und 60.000 km noch bei gut 50 %. Für die Sonderausstattungen dagegen nur noch bei 20 %. Das erfährt man nicht aus der Presse. Sondern in Foren, wo die Orginal-Restwertprognosen eingestellt und diskutiert werden. Wirtschaftlich betrachtet erübrigt sich dazu jeder Kommentar. Gruß und fröhliche Ostereier E.Kühlwetter


Thomas Meier

01.04.2010 - 09:03 Uhr

Der erste Grund für den bisherigen geringen Erfolg der Systeme ist doch im Artikel genannt: Die Hersteller verkaufen die Systeme für ein vielfaches und wundern sich, dass der Kunde da nicht zugreift. Bei den sowieso schon sehr hohen Listenpreisen? Da solltem an den Kunden nicht für dumm verkaufen und realistische Preise anbieten, dann würden sich die Systeme besser verbreiten. Hier nach dem Gesetzgeber zu rufen ist nicht angebracht, da die persönliche Fahrweise das wichtigste Kriterium für die Sicherheit ist.


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