PremiumZulasser: Wachstum gegen Trend

Trotz schwieriger Marktlage behaupten sich die PremiumZulasser mit einer neuen Rekordbilanz und einem insgesamt starken Auftritt bei der digitalen Fahrzeugzulassung. Mit einem Marktanteil von 28 Prozent bei i-Kfz Stufe 4 setzt sich die Genossenschaft an die Spitze der digitalen Fahrzeugzulassung. Wir haben mit dem Vorstandsvorsitzenden Florian Cichon über die Zahlen gesprochen. AH: Herr Cichon, Sie sprechen von der besten Quartalsbilanz seit Bestehen der Genossenschaft. Worauf führen Sie dieses Wachstum trotz rückläufigen Marktes zurück? F. Cichon: Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen haben sich weitere Zulassungsbetriebe unserer Genossenschaft angeschlossen. Zum anderen ist es unseren Partnern gelungen, ihren Kundenstamm zu erweitern. Sie haben mit ihren Leistungen vor allem zusätzliche Autohäuser für sich gewinnen können. Die Kunden schätzen vor allem, dass wir sie von zeitaufwendigen Standardprozessen entlasten. So bleibt ihnen mehr Zeit für ihr Kerngeschäft. AH: Wie bewerten Sie den Anteil von 5,9 Prozent an digitalen Zulassungen über i-Kfz Stufe 4 - ist das für Sie bereits ein Erfolg? F. Cichon: Betrachtet zum Vorjahr, ist das bereits ein Erfolg. Im ersten Quartal 2024 sind 15.964 Vorgänge über die Großkundenschnittstelle des Kraftfahrt-Bundesamts eingereicht worden. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es 246.193. Das ist eine Steigerung um Faktor 15. Bezogen auf den Gesamtmarkt ist natürlich noch viel Luft nach oben. AH: Welche Rolle spielen Ihre Mitglieds-betriebe dabei konkret? F. Cichon: Der großartige Erfolg unserer Genossenschaft ist der Erfolg unserer Mitglieder. Die Genossenschaft ist nicht operativ tätig. Das bedeutet, dass alle Aufträge von unseren Partnern bearbeitet werden. AH: Welche Rückmeldungen erhalten Sie aus dem Autohandel? F. Cichon: Aus dem Autohandel erhalten wir differenzierte Rückmeldungen zur Nutzung von i-Kfz Stufe 4. Grundsätzlich gilt: Dort, wo das Verfahren bereits technisch integriert ist, läuft es stabil und effizient. Besonders bei Vorführ- und Tageszulassungen kommt i-Kfz Stufe 4 verstärkt zum Einsatz. Online-Endkundenzulassungen werden hingegen bevorzugt bei den Zulassungsstellen eingereicht, bei denen allerdings mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist. Die größte Hürde stellt derzeit die sogenannte Qualifizierte Elektronische Signatur (QES) dar. Sowohl Verkäufer als auch Halter empfinden deren Nutzung als umständlich und zeitaufwendig. Ohne klare Anleitung und Unterstützung wird die QES häufig als Hemmschuh wahrgenommen. Ein weiteres Handicap gibt es bei Finanzierung und Leasing. Die Fahrzeuge werden den Kunden erst übergeben, wenn die ZB2 vorliegt. In Ämtern mit taggleicher oder zeitnaher Offline-Bearbeitung ist offline daher schneller und für den Autohandel die bessere Lösung als online. Die Akzeptanz in den Autohäusern ist insgesamt noch zurückhaltend. Viele Mitarbeitende stehen dem Verfahren skeptisch gegenüber, da es in Kombination mit der QES einen spürbaren Mehraufwand mit sich bringt. Ohne Unterstützung von Zulassungsdienstleistern wie den PremiumZulassern werden die neuen digitalen Prozesse eher als Belastung, denn als Entlastung empfunden. Aktive Nachfragen aus dem Handel zur Nutzung von i-Kfz Stufe 4 gibt es kaum. In der Regel müssen wir als Zulassungsdienst proaktiv auf die Vorteile hinweisen und die Verkäufer gezielt auf die neue Möglichkeit ansprechen. Rückmeldungen von Endkunden sind bisher überwiegend positiv, insbesondere wenn Unterlagen reibungslos und direkt beim Zulassungsdienst eingehen. Kommt es allerdings zu Fehlern seitens der Zulassungsbehörde - etwa, wenn Dokumente fälschlicherweise an den Halter statt an den Zulassungsdienst versendet werden -, entstehen Chaos und unnötiger Aufwand. Als weitere Probleme sehen wir: Nicht alle Straßenverkehrsämter versenden die Sammelabrechnung über den Rückkanal Sabrina. Der Eingang per Post oder als Mail ist mit einem hohen buchhalterischen Aufwand verbunden. Viele Ämter versenden pro Auftrag eine Sammelrechnung, statt mehrere Vorgänge in einer Abrechnung zusammenzufassen. Auch das führt zu erhöhtem buchhalterischem Aufwand. Die Zulassungsstellen verlangen zusätzliche Gebühren für die Abholung der Fahrzeugdokumente pro Vorgang. Unterschiedliche Gebühren zwischen Gebührenbescheid und Sammelrechnung sind mit einem hohen manuellen Nachbearbeitungsaufwand verbunden. AH: Welche Vorteile gibt es? F. Cichon: Ein großer Vorteil von i-Kfz Stufe 4 zeigt sich bei gewerblichen Kunden durch die Möglichkeit der dauerhaften QES für 365 Tage, was eine echte Prozessoptimierung darstellt. Die größten Vorteile erkennen wir vorwiegend aufgrund der schnellen Rückmeldungen bei fehlerhaften Anträgen, was die gesamte Abwicklung im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren beschleunigt und absichert. Aber Fehler im Onlineprozess können zu unkalkulierbaren Verzögerungen führen. Alternative ist hier dann doch wieder die Offline-Einsteuerung. AH: Was unterscheidet die Premium-Zulasser in puncto digitaler Abwicklung? F. Cichon: Grundsätzlich ist unser System eine Prozesssteuerung für die Abwicklung von Zulassungen im Automobilhandel, Flotten- und Leasingmarkt. Die Schnittstelle zur GKS ist ja nur ein "Nebenprodukt", das aktuell maximal fünf Prozent unserer Systemleistung darstellt. Bei unseren Wettbewerbern handelt es sich in vielen Fällen um neue Marktteilnehmer, die ihre Systeme zu 100 Prozent auf die i-Kfz Zulassung ausgerichtet haben und somit nur einen sehr schmalen Zugang zum Markt haben. Die On- und Offline-Bearbeitung, die unser System ermöglicht, ist unsere große Stärke. Das belegen auch die Zahlen. AH: Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die Nutzung der Großkundenschnittstelle des KBA in Ihrer Organisation zu etablieren? F. Cichon: Schulung, Schulung, Schulung und immer wieder Gespräche mit den Mitgliedern und natürlich mit den Kunden! AH: Wie schätzen Sie das weitere Potenzial von i-Kfz Stufe 4 für den Rest des Jahres 2025 ein - rechnen Sie mit einem Schub? F. Cichon: Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr eine i-Kfz-Quote von über zehn Prozent (bezogen auf den Gesamtmarkt) möglich ist. Im Besonderen dann, wenn große Flottenteilnehmer über die GKS einsteuern, was zum großen Teil noch nicht der Fall ist. Und das, obwohl wir noch nicht alle Genossenschaftspartner für i-Kfz gewinnen konnten. Eine Hürde ist die Auflage, dass nur juristische Personen des Privatrechts die GKS nutzen dürfen. Das zwingt viele Partner zur Umfirmierung ihres Betriebs, was mit erheblichem Zeitaufwand verbunden ist. AH: Gibt es bereits Pläne, das genossenschaftseigene Digitaltool weiterzuentwickeln oder an neue gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen? F. Cichon: Wir passen unser Tool permanent an, allein im ersten Quartal haben wir bereits wieder fast 100 Änderungen und Ergänzungen im System eingearbeitet. Vieles davon ist natürlich auch i-Kfz getrieben, da es hier immer Erweiterungen und Änderungen gibt. AH: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Straßenverkehrsämtern für Ihren Erfolg - und wie gut funktioniert diese aktuell? F. Cichon: Ohne eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit unserer Genossenschaftspartner mit den Zulassungsstellen bundesweit machen wir uns die Arbeit nur schwerer. Von daher sind wir permanent im Kontakt mit den Zulassungsstellen, grade auch mit dem Thema i-Kfz, da es auch hier noch viele offene Fragen gibt! AH: Welche strategischen Ziele haben Sie sich für das Gesamtjahr gesetzt, etwa mit Blick auf Marktanteile und Digitalisierung? F. Cichon: Wir haben im April ein Strategiemeeting durchgeführt, um unsere aktuellen Ziele zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen und neue zu definieren. Wir wollen weiterwachsen. Letzte geografische Marktlücken werden wir sukzessive schließen. Gewerbliche Kunden bleiben auch in Zukunft unsere Kernklientel. Auf sie richtet sich unser besonderes Augenmerk. In Ergänzung dazu werden wir unser Privatkundengeschäft ausbauen. Wir entwickeln derzeit einen speziellen Online-Shop, über den uns Privatkunden mit Fahrzeugzulassungen und anderen Vorgängen einfach beauftragen können. Das System soll noch im Laufe des Jahres ans Netz gehen. Im gewerblichen Bereich streben wir im laufenden Jahr einen Marktanteil von rund 18 Prozent an. Dies bedeutet, dass wir über unser Digitaltool rund zwei Millionen Vorgänge einsteuern werden. Im vergangenen Jahr waren es knapp 1,8 Millionen gewesen. Im Bereich i-Kfz werden wir im Laufe des Jahres sicherlich eine Reduzierung unseres Marktanteils sehen. Hintergrund werden hier die steigenden Einsteuerungszahlen der großen Flotten- und Leasinggesellschaften sein. Mit steigenden Vorgangszahlen werden die Marktanteile der einzelnen Einreicher entsprechend fallen. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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