Ausgabe 17/2012: Weiter geht´s

Weiter geht´s Unternehmensnachfolge – Bei der Übergabe an die nächste Generation lauern viele Fallstricke, die nur mit guter Planung zu umgehen sind.von Christian Frederik MertenFrüher oder später trifft sie jeden Unternehmer: die Übergabe an die Nachfolgergeneration. Allein zwischen 2010 und 2014 stehen in Deutschland laut Institut für Mittelstandsforschung jährlich 22.000 Unternehmen mit rund 287.000 Beschäftigten vor der Unternehmensübergabe. Die meisten davon (86 Prozent) erfolgen planmäßig aus Altersgründen, insgesamt 14 Prozent aber aufgrund plötzlicher Notfälle wie dem Tod oder einer plötzlichen Erkrankung des Inhabers. Obwohl für den Autohandel hierzu keine genauen Zahlen existieren, dürfte klar sein: Auch die Autohäuser betrifft das Thema Nachfolge. Und zwar nicht erst irgendwann, sondern sofort.Denn während das Bundeswirtschaftsministerium in seiner Broschüre „Unternehmensnachfolge – Die optimale Planung“ eine Vorbereitungszeit von mindestens fünf Jahren nennt, sagt Barbara Lux-Krönig, Steuerberaterin in der Münchner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rath, Anders, Dr. Wanner und Partner: „An die Nachfolge sollte man immer dann denken, wenn man ein Unternehmen gründet.“ Denn zum einen nimmt nicht nur die Vorbereitung auf die reguläre Nachfolge oft deutlich mehr Zeit in Anspruch, zum anderen gilt es jederzeit auf einen Notfall vorbereitet zu sein. Allerdings: Nicht wenige Unternehmer denken erst kurz vor der Übergabe konkret an die Nachfolgeregelung – und damit viel zu spät. Gerhard Duile, Steuerberater und Rechtsanwalt in oben genannter Kanzlei: „Man schiebt das Thema gerne.“Erfolgreiche reguläre ÜbergabeDabei gelingt eine erfolgreiche Übergabe nur bei sorgfältiger Planung – das gilt für die reguläre Nachfolge wie für den Notfall gleichermaßen. Generell gilt es im Vorfeld der regulären Übergabedie Ertragskraft des Unternehmens auch für potenzielle Nachfolger zu sichern, die eigene Altersvorsorge sowie das Familienvermögen zu sichern und die Übergabe rechtlich und steuerlich abzusichern.Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, wird es zum einen schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden, zum anderen aber auch die eigene Zukunft und die des Unternehmens sicherzustellen. Gleichzeitig muss sich die Seniorengeneration bei der konkreten Planung auch folgende Fragen stellen: Für wann ist die Übergabe geplant? Wer ist geeignet, das Unternehmen zu übernehmen? Wie und zu welchen Konditionen – Schenkung, Verkauf, Unterhaltszahlungen – soll die Übergabe stattfinden?Grundsätzlich berücksichtigt die professionelle Nachfolgeplanung dabei übrigens immer zwei Aspekte, nämlich die Eigentumsübertragung wie die Übergabe der Geschäftsführung. Beides muss keinesfalls gleichzeitig oder an ein und dieselbe Person erfolgen.Familienübergabe oder FremdverkaufKleine und mittelständische Autohäuser sind häufig familiengeführt. Die wichtigsten Formen der Eigentumsübertragung sind hier die Übergabe an Familienmitglieder sowie der Verkauf des Unternehmens.Viele familiengeführte Autohäuser bevorzugen dabei die Weiterführung in Familienhand, vor allem durch die eigenen Kinder. Möglich ist die Eigentumsübertragung zu Lebzeiten – insbesondere durch Schenkung – oder von Todes wegen – zum Beispiel per Testament oder Erbvertrag. Kommt die gesetzliche Erbfolge zum Tragen und sind mehrere Personen erbberechtigt, muss sich die Erbengemeinschaft in der Regel über die Zukunft des Unternehmens einig sein. Andernfalls käme es unter Umständen zur Zwangsversteigerung.Bei der Übergabe in Familienhand empfehlen Lux-Krönig wie Duile eine zeitlich gestreckte Nachfolge. So sollten Kinder die Eigentümer- und Geschäftsführerrolle nicht gleichzeitig übernehmen. Aus Duiles Sicht macht es Sinn, die Kinder zunächst in externen Unternehmen Erfahrungen sammeln zu lassen, ihnen dann eine Tätigkeit im Unternehmen zu überantworten und erst zum Schluss Gesellschafteranteile zu übertragen. Sei der Nachwuchs den Anforderungen nicht gewachsen, könne das Ruder noch umgedreht werden. „Eine zu frühe Eigentumsübertragung ist oft nicht reversibel“, so der Experte. Umgekehrt kann es allerdings auch Sinn machen: Ist ein Kind bereits in einem externen Job tätig und strebt keine Tätigkeit im Autohaus an, ist eine – teilweise – Eigentumsposition verbunden mit einer Aufsichtsfunktion denkbar.Was tun ohne Kinder?Ohne Kinder oder andere Verwandte, die als Nachfolger in Frage kommen, bleibt dagegen nur der Verkauf an externe Investoren, Mitarbeiter oder im Rahmen eines sogenannten Management-buy-Outs an Führungskräfte. Dabei kann der Unternehmer entweder das Gesamtunternehmen verkaufen, oder aber das rein operative Geschäft ohne Grundstück und Immobilien abstoßen. Die Mietzahlungen an den Ex-Unternehmer sind dann Teil der Altersversorgung.Egal, wie und wann jedoch Eigentum und Geschäftsführung übergeben werden: Besonders wichtig ist – neben dem ebenso bedeutsamen Punkt der Altersvorsorgeregelung – die Enthaftung des alten Unternehmers. So muss der alte Eigentümer sicherstellen, dass er nicht mehr mit seinem Privatvermögen für Verbindlichkeiten eines Unternehmens haftet, dessen Eigentümer er gar nicht mehr ist.NotfallplanungUnabhängig von der regulären Nachfolge kann es aber jederzeit zu ungeplanten Übergaben kommen, wenn der Inhaber oder Geschäftsführer durch Tod oder Krankheit ausfällt. Für diesen – vielleicht auch nur vorübergehenden – Fall sollten in den Autohäusern ständig ausgereifte Notfallpläne vorliegen. Dazu gehören private wie geschäftliche Generalvollmachten in notarieller Form, ein Testament sowie Notfallordner, in denen z. B. die wichtigsten Verträge sowie Adressen, Passwörter, Schlüsselverzeichnisse oder Vertretungspläne hinterlegt sind.Nur dann ist sichergestellt, dass der Betrieb auch im Notfall aufrechterhalten werden kann. Damit ist grundsätzlich klar: Die professionelle Nachfolgeregelung ist vielschichtig und stets auf aktuellem Stand zu halten. Das gilt für die reguläre Nachfolge wie für die Notfallplanung. Denn im Zweifel entscheiden sie über Wohl und Wehe der Unternehmenszukunft. ■Lesen SIe hier...... welche Grundregeln bei der Unternehmensnachfolge – ob regulär oder im Notfall – zu beachten sind.Kurzfassung1. Die professionelle Nachfolgeplanung bereitet sowohl auf die reguläre Unternehmensübergabe aus Altersgründen als auch auf den Notfall vor.2. Gerade mit Blick auf einen möglichen Notfall wird klar: Die Nachfolgeplanung geht jedes Unternehmen an – zu jeder Zeit.3. Im Vorfeld der regulären Übergabe ist zu klären, wann, an wen und zu welchen Konditionen das Unternehmen übertragen werden soll.Mehr zum ThemaDie professionelle Nachfolgeplanung ist Thema der neuen Studie „Nachfolger verzweifelt gesucht? Vom Junior zum Senior“, die AUTOHAUS in Zusammenarbeit mit der Santander Consumer Bank am 12. September veröffentlicht. Sie gibt Antworten darauf, welchen Stellenwert familiengeführte Autohäuser der Nachfolgeplanung heute grundsätzlich beimessen, worauf sie bei der Übergabe besonderen Wert legen und wo derzeit noch Optimierungspotenziale bestehen.Erhältlich ist die Studie (Bestellnummer 225112) zum Preis von 25,00 Euro zzgl. MwSt. und Versand per Fax unter 089 / 20 30 43 – 21 00 oder im Online-Shop unter www.auto-business-shop.deDie demnächst im Autohaus erscheinende Studie „Nachfolger verzweifelt gesucht“ wird es wieder zeigen: Bei vielen Autohäusern steht die Übergabe aus Altersgründen an und die Übergabe an die eigenen Kinder wird eindeutig bevorzugt. Es überrascht aber immer wieder, wie viele Inhaber, die „eigentlich aus Altersgründen dran wären“, meinen, sie selbst seien von dem Thema (noch) nicht betroffen.So einfach die Erkenntnis ist, so wichtig ist sie: „Es gehören immer zwei dazu.“ Und man kann hinzufügen: „Für eine erfolgreiche Übergabe ist der Nachfolger wichtiger als der Übergeber.“ Die Übergabe ist nicht das Ende, sondern ein Beginn: Der Beginn für die hoffentlich erfolgreiche Fortführung des Autohauses durch den Nachfolger. Dies kann nur gelingen, wenn neben der persönlichen Eignung und guten Ausbildung des Nachfolgers auch das sonstige Umfeld stimmt. Und das wird wiederum maßgeblich vom Übergeber bestimmt.

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