Ausgabe 08/2019: » Wir lösen alte Silos auf «

AH: Herr Kroschke, in Ihrer Unternehmensgruppe steht ein großer Transformationsprozess an. Warum ist dieser notwendig?P. Kroschke: Unser Marktumfeld entwickelt sich rasant. Ständig gibt es neue Vertriebsmodelle für Neuwagen, Gebrauchtwagen, Finanzierungen, Leasing etc. Es entstehen Portale für Ankauf und Verkauf. Einige davon sind bereits unsere Kunden, andere sollen es noch werden. Damit wir aber mit der Entwicklungsgeschwindigkeit mithalten können beziehungsweise die sich daraus ergebenden Chancen optimal für uns nutzen, müssen wir unsere Organisation darauf einstellen. Wichtigstes Schlagwort dabei: Mindset. Oder der viel zitierte Satz: Culture eats Strategy for Breakfast!AH: Sie wollen schneller, effizienter und innovativer werden. Mit welchen neuen Ansätzen und Methoden soll dies gelingen?P. Kroschke: Erster Schritt dabei ist eine Organisationsveränderung, die veraltete Strukturen aufbricht und wieder "Luft" in die Organisation lässt. Wir lösen alte Silos auf und führen neue Meetingroutinen ein. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Organisationseinheiten zu verbessern, aber auch weniger hierarchiegetrieben zu arbeiten. Dabei nutzen wir agile Arbeitsmethoden, die wir dem Projektmanagement entlehnen. Für viele Kolleginnen und Kollegen ist das ein echter Paradigmenwechsel.AH: Das eben angesprochene Silodenken soll also der Vergangenheit angehören. Wie nehmen Sie Ihre Mitarbeiter auf dieser Reise und auf dem Weg zum digitalen Denken mit?P. Kroschke: Wie schon gesagt, zum einen führen wir eine neue Meetingroutine und -kultur ein. Aber auch unsere Informationskultur wird aktuell umgekrempelt. Wir haben bereits im vergangenen Jahr "AfterWork"-Treffen eingeführt, einen Mitarbeiter-Newsletter ausgerollt, die Anzahl der Info-Veranstaltungen erhöht und unsere Mitarbeiterzeitschrift ganz neu aufgelegt. Das ist aber erst der Anfang. Wir fördern stärker als je zuvor unser betriebliches Vorschlagswesen. Ich sehe das auch weniger als "digitales Denken", sondern vielmehr als "kundenzentriertes Denken". Wir müssen viel stärker die Perspektive des Kunden einnehmen und entsprechend handeln. Da gehört an vielen Stellen eine Digitalisierung dazu, wenn man dem Kunden Nutzen stiften will. Aber es geht nicht um Digitalisierung um jeden Preis. Wichtig ist, dass bei uns viel stärker bereichsübergreifend gedacht und gehandelt wird, damit wir die Stärken und das Wissen unserer Organisation besser ausnutzen und unsere Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse beschleunigt werden.AH: Sie wurden erst kürzlich mit dem "Top Job"-Siegel für herausragende Arbeitgeberqualitäten ausgezeichnet. Welche Tipps können Sie Autohändlern in Sachen Arbeitgeberattraktivität geben?P. Kroschke: Mitarbeiter wollen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, wollen Anteil an der Entwicklung des Unternehmens haben. Gleichzeitig muss man Perspektiven aufzeigen und sichere Rahmenbedingungen geben. Mittelständler können nicht immer die Gehälter zahlen, wie sie in Konzernen möglich sind. Daher sind andere Tugenden extrem wichtig. Im Mittelstand arbeitet der Mitarbeiter viel stärker für den Eigentümer. Den kennt er, für den kämpft er gern, dessen Ideale vertritt er, wenn er seinen Einsatz mit Wertschätzung vergütet bekommt. Der Autohandel sollte sich auf seine mittelständischen Stärken berufen: ein Eigentümer, der spürbar ist, der seinen Mitarbeitern eine Vision vorgibt und diese vorlebt. Der ansprechbar und "anfassbar" ist. Der Mittelstand lebt vom Zusammenhalt, vom familiären Gefühl. Natürlich kommen dazu auch weitere Faktoren wie zum Beispiel das richtige Arbeitsumfeld, attraktive Benefitprogramme, Kulturelemente wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste.AH: Besonders die strategische Ausrichtung auf eine nachhaltige Fachkräftesicherung wurde betont.P. Kroschke: Ja, denn dieses Thema wird allgemein wichtiger. Eine erfolgreiche Zukunftsstrategie baut auf den richtigen Mitarbeitern auf. Diese sind Motor und Grundlage für jede Art von Weiterentwicklung. Daher sollte sich jedes Unternehmen hier bestmöglich aufstellen. Bei Kroschke sind wir auf einem sehr guten Weg.AH: Noch eine letzte Frage: Wie gelingt es Ihnen, dass die Belegschaft künftig mit dem richtigen Mindset unterwegs ist?P. Kroschke: Indem wir versuchen, jeden einzelnen Mitarbeiter in diesem Prozess der Umstrukturierung mitzunehmen und je nach Unternehmensbereich, individueller Funktion und Know-how zu involvieren. Wichtig ist, zu verstehen, dass dieser Prozess nie aufhört, sondern immer im Fluss ist. Schon jetzt merken wir, dass viele Mitarbeiter das richtige Mindset haben. Die Voraussetzungen sind also sehr gut.Interview: Patrick Neumann"Top Job"-Mentor Wolfgang Clement würdigte die Kroschke Gruppe vor allem für ihre strategische Ausrichtung auf eine nachhaltige Fachkräftesicherung und die kontinuierliche und systematische Weiterentwicklung ihrer Qualitäten als Arbeitgeber.

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