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Automobile Jubiläen 2021: Herkunft macht Freude auf Zukunft

07.01.2021 09:11 Uhr
Patent-Motorwagen Carl Benz und Gottlieb Daimler
Vor 135 Jahren begann mit dem Patent-Motorwagen von Carl Benz und Gottlieb Daimler das Zeitalter des Autos.
© Foto: Daimler

Es sind die magischen Momente der Vergangenheit, die Marken begehrenswert machen und Vorfreude auf die Zukunft wecken. Genau deshalb feiern mittlerweile fast alle Automobilhersteller ihre runden Geburtstage: Über 300 Meilensteine der Modell- und Mobilitätsgeschichte sollen 2021 gewürdigt werden.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Für die Automobilwelt ist nichts mehr, wie es war: Die Corona-Pandemie bewirkt ungeahnte Absatzeinbrüche, die Transformation zur Elektromobilität erfordert enorme Anstrengungen und dann drohen auch noch die jungen chinesischen Autobauer, den globalen Markt zu dominieren. Zeit, sich darauf zu besinnen, dass Zukunft Herkunft braucht, sagen sich sämtliche Automobilfirmen mit Vergangenheit und feiern jeden Meilenstein ihrer Unternehmenshistorie. Kaum ein Jahrestag, der nicht mit verklärendem Blick bejubelt wird, wie 2020 eine Flut virtueller PR-Events zeigte. Ab dem kommenden Frühling soll es auch wieder reale Oldtimer-Festivals mit Fans geben, gilt es doch über 300 kleine und große Jubiläen aus der Automobilgeschichte zu begehen, die vor genau 135 Jahren mit den Patent-Motorwagen von Carl Benz und Gottlieb Daimler ihren Anfang nahm. Mit 130 Jahren fast ebenso lang ist es her, dass Elektro-Automobile in lokal emissionsfreie Fahrt kamen und bis 1912 sogar weltweit in größeren Stückzahlen verkauft wurden als die bereits damals ob ihrer Abgase nicht unumstrittenen Verbrenner. Ob sich die Stromer im zweiten Anlauf endgültig durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. Vorher feiern 2021 erst einmal große Marken Geburtstag, darunter Ford (125 Jahre Autobau), Chevrolet (110 Jahre), Maybach und Bentley (100 Jahre Autobau), Mazda (90 Jahre Autobau) sowie Jeep (80 Jahre). Nicht zu vergessen die Jubiläen legendärer Modelle wie Jaguar E-Type (60 Jahre), Mercedes 350 SL (50 Jahre) oder Volvo 850 (30 Jahre).

Sogar einige heute noch in Produktion befindliche Modelle wie die seit 25 Jahren gebaute Lotus Elise nähern sich bereits dem Oldtimerstatus. Das H-Kennzeichen, in Deutschland amtlicher Oldtimer-Ausweis, wird allerdings frühestens am 30. Jahrestag der Erstzulassung eines Modells ausgestellt. Für die Fans feudaler V12-Limousinen ist das Jahr 1991 deshalb Anlass, das erste deutsche Zwölfzylinder-Duell der Nachkriegszeit zu zelebrieren, ausgetragen zwischen den künftigen H-Kennzeichen-Kandidaten Mercedes-Benz 600 SEL (W 140) und BMW 750iL (E 32). Es war die Wiederholung eines edlen Wettstreits um die Rolle der nobelsten Limousine für Kanzler und Konzernchefs, der in der Bundesrepublik vor 70 Jahren mit dem ersten Aufeinandertreffen von BMW 501 "Barockengel" und Mercedes-Benz 300 "Adenauer" begonnen hatte. Hinzu kamen in jenen frühen Jahren des Wiederaufbaus noch der ostdeutsche BMW 342 für DDR-Funktionäre sowie der Opel Kapitän ‘51 – verewigt in Reinhard Meys Ballade vom "schneeweißen Kapitän" – und der Borgward Hansa, der wenig später mit Sechszylinder und Pullman-Karosserie für Furore sorgen sollte. Damals war Borgward drittgrößter deutscher Autobauer, nur zehn Jahre später signalisierte der Konkurs des Bremer Giganten erste Risse im bundesdeutschen Wirtschaftswunder.

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Die frei gewordene Borgward-Ausstellungsfläche auf der Frankfurter IAA 1961 besetzte deshalb BMW und präsentierte dort den Typ 1500 als erstes Modell der legendären "Neuen Klasse" (1500-2002 tii), aber auch das exklusive V8-Bertone-Coupé 3200 CS. Noblesse, die Mercedes mit dem von Paul Bracq gezeichneten 220 SE Coupé (W 111) konterte. 2021 zeigt die IAA in München emissionsarme Auto-Mobilität der Zukunft, vor 60 Jahren war die IAA dagegen noch ein Schaufenster des Wohlstands. Automobile galten als bürgerliche Statussymbole, die beim samstäglichen Waschritual stolz den Nachbarn gezeigt wurden und so gab es für gesellschaftliche Aufsteiger die neuen Modelle Volkswagen 1500 (Typ 3), Mercedes 190 "Heckflosse", aber auch die französischen Revolutionäre Renault 4 und Citroen Ami 6. Exzentrisch im Design, fortschrittlich durch Frontantrieb, bahnbrechend durch eine Heckklappe (der Ami 6 als Break) und dazu billig wurde besonders der R4 ein Symbol für klassenloses Savoir-Vivre, das Studenten ebenso schätzten wie Professoren. Damit unterschied sich dieses gallische Duo von pragmatischen Kleinwagen wie NSU Prinz 4 oder Toyota Publica, die ebenfalls 1961 debütierten, aber die Rolle des Einsteigermodells oder Zweitwagens übernahmen.

Das allererste Auto im Leben der meisten Europäer und Amerikaner stammte allerdings schon damals von anderen Herstellern: Die englischen Marken Matchbox und Corgy Toys erfüllten Kinderträume durch Modellautos und erhielten vor 55 Jahren Konkurrenz durch die amerikanischen Hot-Wheels-Miniaturen des Elliott Handler. Seine Firma Mattel lieferte über drei Milliarden Autos in Spielzimmer. Auf der Straße war Deutschland schon seit 1961 weltweit zweitgrößter Autobauer, eine Pole Position, an der zehn Jahre später die Japaner rüttelten. Damals drängten Mazda, Mitsubishi und Nissan verstärkt nach Europa vor. Subaru machte den ersten millionenfach verkauften Allrad-Pkw startklar, Toyota lieferte Corolla, Carina und Corona in Deutschland aus und die deutschen Autobauer – sie stornierten die kostspielige IAA 1971 aus Angst vor einer Rezession. So debütierten die Neuheiten jenes Jahres – darunter Alfasud, Alpine A 310, BMW 02-Touring, Fiat 127, Maserati Bora, Mercedes-Benz 350 SL/SLC, Renault 15/17 und der Volvo 1800 ES "Schneewittchensarg" - entweder nur vor der Presse oder auf anderen Messen wie Paris, Genf und Turin.

Mehr Sicherheitsbewusstsein

Im Jahr 1981 war die IAA wieder wichtigste Autoschau der Welt, ansonsten sah der automobile Globus aber anders aus. Dafür hatte zwischenzeitlich aufkommendes Sicherheits- und Umweltbewusstsein gesorgt. So wurde 1976 in Deutschland die Gurtpflicht eingeführt, Kinder unter zwölf Jahren mussten fortan im Fond sitzen, auf Autobahnen gilt seitdem Richtgeschwindigkeit 130 km/h und die ersten Drei-Wege-Katalysatoren debütierten in Kalifornien, ehe sie sich in den 1980er Jahren auch hierzulande durchsetzten. Eine Dekade, die den SUV- und Allrad-Hype in Fahrt brachte mit neuen Modellen wie Suzuki SJ 410, Nissan/Datsun Patrol (auch bei deutschen Polizeibehörden), Subaru 1800 4WD, Toyota Tercel 4WD und Toyota Land Cruiser.

Gab es 1981 nur noch Nippon-Novitäten? Verschiedene EU-Mitgliedsstaaten kämpften dagegen an, in dem sie Importquoten für Autos aus Japan verlangten, die Asiaten wiederum antworteten durch die Planung europäischer Werke und Kooperationen mit Marken wie Alfa Romeo (1983 Nissan-Alfa Arna) und British Leyland (1981 als Honda-Triumph Ballade). Ab 1991 enterten Koreaner Europa (zunächst Hyundai und Kia) und heute sind es Chinesen, die sich beide fast von Beginn mit europäischen Kooperationspartnern und Entwicklungszentren einrichteten.

Die Sportschau des Jahres 1981 bestimmten jedoch noch einmal westliche Verführer. VW Scirocco II, Renault 5 Alpine Turbo, Porsche 944, Mercedes 500 SEC, Maserati Biturbo, Camaro Z28 oder Audi Coupé GT, alle bewirkten Emotionen und zeigten bald, dass auch emissionsärmere Fahrdynamiker (mit Katalysator) ungetrübte Freude bereiten können. So wie heute Tesla, Porsche & Co einem elektrifizierend schnellen Fahrvergnügen den Weg frei machen wollen.

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