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"Berufliche Neuorientierung": BMW-Chef Krüger will aufhören

05.07.2019 12:12 Uhr
Harald Krüger BMW
Teamplayer statt Alphatier: BMW-Chef Harald Krüger hat seinen Abschied angekündigt.
© Foto: picture alliance / Lino Mirgeler/dpa

Harald Krüger reicht es – nach nur einer Amtszeit an der Spitze von BMW gibt er das Steuer spätestens 2020 ab. Ob der Aufsichtsrat mitten im Wandel der Branche aber so lange warten will, ist fraglich. Zwei interne Kandidaten sind schon im Gespräch.

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Von Roland Losch, dpa, und Marco Engemann, dpa-AFX

BMW muss sich mitten im Umbruch der Autoindustrie einen neuen Chef suchen. Vorstandschef Harald Krüger will aufhören – spätestens mit Ablauf seines laufenden Vertrages im April kommenden Jahres. Das teilte der Autokonzern am Freitag in München mit. Über Krügers Nachfolge will der Aufsichtsrat in seiner nächsten Sitzung am 18. Juli beraten. Für den Posten gelten Produktionsvorstand Oliver Zipse und Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich als Favoriten.

Der 53-jährige Krüger steht seit vier Jahren an der Spitze des Konzerns. Spekulationen über seinen Rückzug hatte er auf der Bilanzpressekonferenz im März selbst befeuert, weil er nicht einmal die Frage beantworten wollte, ob ihm sein Job Spaß mache, ob er denn noch einmal zur Verfügung stehe. Im Vierzylinder – wie die BMW-Konzernzentrale wegen ihrer Architektur genannt wird – greife man eben nicht nach der Macht, hieß es dann hinterher abwiegelnd aus dem Umfeld der Führungsetage. Das komme im Konzern und bei seinen Eigentümern gar nicht gut an. Bei BMW werde man gerufen.

Nun machte Krüger klar, dass er nicht mehr will. In der Autoindustrie habe es in den vergangenen Jahren mehr Umbrüche gegeben als in 30 Jahren zuvor, erklärte er. Das habe von "jedem Mitarbeiter enorme Kraftanstrengungen verlangt". Nach zehn Jahren im Vorstand, davon vier als Chef, "will ich mich nun beruflich neu orientieren und meine vielfältige internationale Erfahrung in neue Aufgaben und Projekte einbringen". Krüger gilt als Mann, der sich von anderen Managertypen abhebt, dem auch andere Dinge etwas bedeuten, als das Alphatier an der Spitze zu sein.

Zusammenbruch auf der IAA

Schon Krügers Start stand unter keinem guten Stern: Kurz nach seinem Amtsantritt 2015 war er bei einer Präsentation auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt zusammengebrochen. Seither gab es immer wieder Spekulationen über seine Gesundheit. Die große Bühne ist ohnehin nicht die seine: Bei Präsentationen und vorbereiteten Reden wirkt Krüger oft wie auf fremdem Terrain – es liegt ihm eher, frei zu sprechen oder im Gespräch auf Fragen zu antworten.

Kritiker warfen ihm Zaghaftigkeit bei der Ausrichtung des Konzerns vor – etwa, weil BMW seit dem Elektroauto i3 im Jahr 2013 kein neues Elektroauto auf den Markt gebracht und so Tesla und anderen Konkurrenten Platz gemacht habe.

Aufsichtsratschef Norbert Reithofer lobte, "Krüger hat über ein Vierteljahrhundert für die BMW Group in den verschiedensten Funktionen mit großer Leidenschaft wichtige Akzente gesetzt". BMW schloss unter seiner Führung strategische Partnerschaften beim autonomen Fahren mit dem US-Chipkonzern Intel und mit dem Stuttgarter Konkurrenten Daimler. BMW und Daimler legten ihre Carsharing- und Mobilitätsdienste komplett zusammen. Und als erster Autohersteller überhaupt wird BMW die Mehrheit an seinen Werken in China übernehmen – mit dem Segen der Führung in Peking.

Auf der Hauptversammlung im Mai beklagten Aktionäre allerdings sinkende Gewinne, den schwachen Aktienkurs und die gekürzte Dividende. Im Dieselskandal konnte BMW bisher keine Manipulation nachgewiesen werden, aber wegen technischen Absprachen mit anderen Autobauern droht dem Konzern eine Kartellstrafe der EU, wofür das Unternehmen schon 1,4 Milliarden Euro beiseite gelegt hat.

Hinter dem Erzrivalen

Auch in diesem Jahr wird das mittelfristige Renditeziel im Kerngeschäft aller Voraussicht nach nicht erreicht. Der Rückzieher von BMW beim Tauziehen um die Sponsoring-Partnerschaft mit dem FC Bayern warf ebenfalls Fragen auf. Vor allem aber hat BMW 2016 unter Krüger die Führung im weltweiten Verkauf von Premiumautos an den Erzrivalen Mercedes-Benz verloren. Dass BMW derzeit wieder im Aufwind ist dank vieler frischer SUV-Modelle, kommt für Krüger wohl zu spät im Wettkampf ums Prestige. 2020 wollte er die Marke BMW im Absatz wieder vor Mercedes-Benz sehen.

Der Aufsichtsrat kommt übernächste Woche im US-Werksstandort in Spartanburg (South Carolina) zusammen. Knapp die Hälfte der Aktien und Stimmrechte halten die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, die beide selbst im Aufsichtsrat sitzen. Eine Schlüsselrolle dürfte dabei Reithofer zukommen, der vom Vorstandsvorsitz 2015 auf den Chefposten des Kontrollgremiums wechselte.

Traditionell kommen Vorstandschefs bei BMW aus den eigenen Reihen. 2015 hatte sich der damalige Produktionschef Krüger gegen den damaligen Entwicklungschef Herbert Diess durchgesetzt, der darauf nach Wolfsburg wechselte und heute VW-Konzernchef ist. Krüger galt als der bessere Teamplayer und hatte die Rückendeckung der Quandts.

Oliver Zipse wurde 2015 als Nachfolger von Krüger zum Produktionsvorstand berufen. Der Maschinenbau-Ingenieur leitet das Werksnetz effektiv und geräuschlos. Er hat gegenüber Klaus Fröhlich den Vorteil, dass er erst 55 Jahre alt ist. Der 59-jährige Fröhlich hat BMW technologisch vorangetrieben und gerade erst die Partnerschaft mit Daimler beim autonomen Fahren besiegelt, zusammen mit Ola Källenius, dem neuen Daimler-Chef. Allerdings gibt es bei BMW die Altersgrenze von 60 Jahren für Vorstände.

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KOMMENTARE


Peter Novotni

06.07.2019 - 12:57 Uhr

Ich will nicht persönlich etwas gegen Herrn Krüger sagen, aber als BMW Kunde muss ich fesstellen, jahreleng hat man die Zügel schleifen lassen, an der Qualitätt allein sollen die Produkte gemessen werden, außerdem ein Premiumhersteller muss innovativ sein. Dazu braucht es wirklich funktionierende Manager, das ist vor allem in Zeiten harter Konkurenz aus fernost völlig normal. Es wurden viele Mängel jahrzehnte nicht behoben, wie Steuerkettenschäden etwa, da sind doch nicht nur die Konstrukteuere schwach, vor allem deren leitende Vorgesetzte.Die aber wurden nicht ausgetauscht. Wie sagte Henry Royce?: die hohen Preise vergißt man, die schlechte Qualität nicht.In diesem Sinne, schade um eine ehemals führende Autohersteller Marke.Endlich aufwachen, bevor es zu spät ist,Grüße, Peter Novotni


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