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Pischetsrieder zieht die Zügel weiter an

03.05.2006 17:00 Uhr
Nach der Vertragsverlängerung holte VW-Chef Pischetsrieder wieder die Peitsche raus: Der Konzern muss stärker sparen.

Notwendigkeit eines härteren Sparkurses bekräftigt / Vertrag bis 2012 verlängert / Hauptversammlung entlastet Vorstand und Aufsichtsrat

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VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat nach seiner Vertragsverlängerung den Wolfsburger Autokonzern auf einen noch härteren Sparkurs eingeschworen. Volkswagen müsse mit unverminderter Energie an der Optimierung von Kosten und Prozessen arbeiten, sagte er am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Hamburg. Man sei "meilenweit" von den eigenen Zielen entfernt. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wurde von Aktionärsvertretern scharf kritisiert und zum Rückzug aufgefordert. Die Hauptversammlung entlastete Vorstand und Aufsichtsrat dennoch mit großer Mehrheit. Piëch erhielt allerdings in einer Einzelabstimmung mit 98,23 Prozent das schlechteste Ergebnis unter den Aufsichtsratsmitgliedern – rund 1,5 Prozentpunkte weniger als die meisten Kollegen. Der Vorstand wurde mit 99,82 Prozent entlastet. Details der Sparpläne hielt Pischetsrieder unter Hinweis auf laufende Gespräche weiter geheim. Laut früheren Angaben könnten bis zu 20.000 Jobs betroffen sein, rund ein Fünftel aller Stellen in westdeutschen VW-Fabriken. Der Vertrag des 58-jährigen VW-Chefs war am Vortag um fünf Jahre bis April 2012 verlängert worden. Der Aufsichtsrat entschied einstimmig, obwohl zuvor wochenlang über massiven Widerstand der Arbeitnehmerseite spekuliert worden war. Piëch wurde vor allem vorgeworfen, mit seinen öffentlichen Zweifeln an einer Vertragsverlängerung Pischetsrieders den Vorstand geschwächt zu haben. Auch Interessenkonflikte angesichts des Einstiegs von Porsche bei VW wurden angeprangert. Der langjährige VW-Chef Piëch sitzt auch im Porsche-Aufsichtsrat. Pischetsrieder betonte, der Aufsichtsrat habe bereits im Februar einen Ausschuss eingerichtet, der die Geschäftsbeziehungen von Volkswagen mit Aktionären überwachen soll, die mehr als fünf Prozent der Stimmrechte halten. Porsche ist größter VW-Aktionär mit einem Anteil von rund 21 Prozent. Eindringlich forderten Aktionärsvertreter auch eine lückenlose Aufklärung der VW-Affäre um Schmiergelder und Lustreisen auf Konzernkosten sowie eine rasche Sanierung der spanischen Tochter Seat. Volkswagen müsse weltweit mit schärferem Wettbewerb rechnen, warnte Pischetsrieder. "Es geht nicht darum, dass der Konzern heute in seiner Existenz gefährdet ist. Aber trotzdem müssen wir heute handeln, um morgen den verschärften Angriffen unserer Wettbewerber erfolgreich begegnen zu können." Dabei werde der Konzern ohne eine Sanierung der ertragsschwachen Kernmarke VW nicht erfolgreich sein. Kostenstrukturen, die weit über denen der Wettbewerber lägen, könnten nicht dauerhaft "durch Quersubventionen gesund gerechnet werden", sagte Pischetsrieder. Vor allem die Produktion in den westdeutschen VW-Werken ist teilweise deutlich teurer als im Branchendurchschnitt. Höhere Produktivität "zwingend" notwendig Im bisherigen Effizienz-Programm "ForMotion" hatte VW im vergangenen Jahr Einsparungen von 3,5 Mrd. Euro erzielt – 400 Mio. mehr als geplant. Ohne "ForMotion" wäre VW in die roten Zahlen gerutscht, betonte der Vorstandschef. Der Preisdruck im Markt und die Wechselkurse hätten den Nettoeffekt der Sparmaßnahmen jedoch geschmälert. Ziel des Nachfolgeprogramms "ForMotion plus" ist ein Vorsteuergewinn von 5,1 Mrd. Euro im Jahr 2008. Das wäre eine Verbesserung um vier Mrd. Euro im Vergleich zu 2004. Pischetsrieder bekräftigte, es sollen eine höhere Produktivität, eine volle Auslastung der Werke auch durch Kapazitätsanpassung und "wettbewerbsfähigere Arbeitskosten" erreicht werden. Bei der geplanten kompletten Neuordnung der Komponentenfertigung, in deren Zuge einzelne Bereiche auch ausgelagert werden können, stehe die Produktion von Motoren und Getrieben nicht zur Disposition, betonte der Konzernlenker. Auch in diesen Bereichen sei aber eine höhere Produktivität "zwingend" notwendig. Der Konzernchef bestätigte das Ziel, im laufenden Jahr das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen zu verbessern. Bei den Sondereinflüssen werde es sowohl Kosten durch die Restrukturierung – etwa für Vorruhestandsregelungen – als auch positive Beiträge aus Veräußerungen geben. Im ersten Quartal hatte VW zwar deutliche Steigerungen bei Umsatz und Gewinn erzielt, lag nach eigener Einschätzung aber noch weit hinter den gesetzten Zielen zurück. Im Problemmarkt USA soll das lokale Beschaffungsvolumen um mehrere hundert Mio. Euro erhöht werden, um den Einbußen durch den starken Euro gegenzusteuern. Fünf weitere Jahre im Amt Pischetsrieder stellte sich heute gestärkt den kritischen Fragen der Aktionäre, nachdem am Dienstag der VW-Aufsichtsrat einstimmig beschlossen hatte, seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag bis zum 16. April 2012 zu verlängern. Das Votum der Kontrolleure war seit Wochen mit Spannung erwartet worden. Bis zuletzt war nicht sicher gewesen, ob der VW-Chef die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit bekommen würde. Es war vor allem spekuliert worden, dass eine Verlängerung am Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat scheitern würde. In einer Erklärung nach der Sitzung begründete der Konzernbetriebsrat seine Zustimmung damit, dass der Vorstand "ein nochmaliges, ausdrückliches und schriftlich sanktioniertes Bekenntnis" zur Standort- und Beschäftigungssicherung abgelegt habe. IG-Metall-Chef Jürgen Peters und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hoben hervor, es sei ihnen immer um Programme und um die Richtung gegangen, und nicht allein um die Person Pischetsrieder. (dpa/rp)

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