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Rennsport Reunion VI: Pflichttermin für Porsche-Jünger

10.10.2018 05:34 Uhr
Die "Rennsport Reunion" ist das größte Treffen dieser Art in der internationalen Automobilindustrie.
© Foto: Porsche

Beim größten Familientreffen einer einzelnen Marke zeigten jetzt stolze Porsche-Besitzer auf der kalifornischen Rennstrecke Laguna Seca ihre Schmuckstücke aus sieben Jahrzehnten. Und einige ließen es sogar auf der Piste so richtig krachen.

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Von Peter Maahn/SP-X

"Gut 70 Prozent aller je gebauten Porsche sind heute noch erhalten, die meisten sogar noch auf der Straße unterwegs", ruft Porsche-Vertriebsvorstand Detlev von Platen von der Bühne. "Und einige davon sind heute hier an diesem legendären Ort." Der aus Stuttgart nach Kalifornien gereiste Top-Manager ist an diesem kalten Abend im Fahrerlager der berühmten Rennstrecke Laguna Seca so etwas wie das Oberhaupt beim Familientreffen, obwohl bei vielen seiner Zuhörer ein deutlich früheres Geburtsdatum im Ausweis vermerkt ist. Porsche feiert die "Rennsport Reunion", das größte Treffen dieser Art in der internationalen Automobilindustrie

Natürlich geht es dabei nicht um die "braven" Porsche-Modelle wie Macan, Cayenne oder Panamera. Die gut 60.000 Fans haben sich den Zugang zum Vier-Tage-Event gut 150 Euro pro Person kosten lassen und nur eines im Sinn – ihren Porsche und den Motorsport. Die Wiedervereinigung der rollenden Legenden vom 356 Speedster der 50er-Jahre bis zum aktuellen RS Spyder, vom Paris-Dakar-Sieger 959 bis zum 919 Hybrid. Nummern und Namen, die Porsche-Jüngern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Viele Enthusiasten reisen im eigenen Sportwagen ins herbstliche Kalifornien, parken an den schrägen Hängen rund um die 3,6 Kilometer lange Strecke, die vor allem durch ihre Korkenzieher-Kurve ("Corkscrew") auch den Playstation-Rennfahrern ein Begriff ist. Die klassischen "Elfer" sind deutlich in der Mehrheit am Rande der Zeltstädte und Wohnmobilburgen. 

Der Innenraum ist ein riesiges Freiluftmuseum mit Schätzen aus sieben Jahrzehnten. Und weil Rennwagen nun mal rennen müssen, wagen sich 350 zumeist Nicht-Profis mit ihren Schmuckstücken sogar auf die Piste. Der Fairness wegen werden gleich sieben Wertungsgruppen gebildet. Damit ein Oldie wie der betagte 356 nicht gegen eine Flunder wie 936 antreten muss. "Es sind die unglaublichen Momente, die ganz tief im Inneren verankert sind. Mir wird das immer wieder klar, wenn ich so einen Porsche 936 sehe", berichtet die belgische Formel-1-Legende Jacky Ickx. Mit so einem Auto hatte der inzwischen 73-Jährige 1977 einen seiner sechs Siege in Le Mans herausgefahren. Ickx stand 25 Mal in der Formel 1 auf dem Podest, achtmal ganz oben.


Rennsport Reunion VI - Porsche-Familientreffen

Rennsport Reunion VI - Porsche-Familientreffen Bildergalerie

Der wohl älteste Porsche-Sportwagen ist mittendrin, zwischen seinen Nachfolgern platziert. Der von Ferdinand Porsche entwickelte, pechschwarze Typ 64 ist einer von drei je gebauten Prototypen. Im schmalen Abteils sind zwei Sitze hintereinander montiert. Auf Basis des VW Käfers rollte er erstmals 1939, sollte auf der Autobahn mit seinem 1,1-Liter-Boxermotor und 40 PS immerhin 145 km/h schnell sein. Er bekam sogar eine Straßenzulassung der Stadt Stuttgart, auf dem noch am Auto montierten Kennzeichen ist allerdings das Hakenkreuz in den Fängen des Reichsadlers sorgsam weggekratzt. Den einheimischen Porsche-Jüngern wird das wohl entgangen sein.

Auffallend dagegen eine in Dirndl und Lederhosen geschlüpfte Truppe junger Kalifornier. Oktoberfest in Kalifornien, auch wenn Stuttgart nicht in Bayern liegt. Zwei Würstchenbuden mit länglichem deutschen Kulturgut haben sich den Oktoberfest-Preisen "dahoam" angepasst, neben Bratwurst werden auch Curry- und Bockwurst dem deutschen Süden zugeordnet. Umgerechnet 9,50 Euro inklusive Sauerkraut sorgen für lange Warteschlangen der für ihre Geduld bekannten Amerikaner.

Jochen Mass ist Oberbayer, 72 Jahre und eine der Motorsport-Legenden, die Porsche mit zur Wiedervereinigung gebracht hat. Der deutsche Formel-1-Star vor Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Nico Rosberg war jahrelang Werksfahrer bei Porsche. "Fantastisch, alle diese Rennautos zu sehen. Da wird mir erst einmal klar, was ich damals alles gefahren bin", sagt er mit einem Lachen. "Wenn ich die Autos sehe, dann will ich Gas geben. Vor allem im 962. Beim Blick auf die Fahrzeuge kommen viele Erinnerungen hoch."

356 Roadster - Traumauto selbst gebaut

In Erinnerungen schwelgt auch Aufsichtsrat-Chef Wolfgang Porsche neben dem ersten 356 Roadster aus dem Jahr 1948. "Mein Vater hat sein Traumauto damals nirgends finden können. Also hat er es selbst gebaut", berichtet er und muss gegen den Lärm all der Rennwagen auf der Strecke ankämpfen, die seinen Namen tragen. Natürlich außer Konkurrenz nahm er dann auch selbst den Kurs von Laguna Seca unter die Räder. "Die Fahrt war ein Genuss", sagt er und meint vor allem die erwähnte berühmte Bergab-Doppelkurve: "Die Korkenzieher-Kurve macht in einem richtig schnellen Auto bestimmt enorm viel Spaß. Ich kannte diese Passage bisher nur von unserer Strecke in Leipzig. Das Original ist noch viel beeindruckender."

Mittags herrscht Ruhe im weiten Rund der Rennstrecke. Lärmschutz für die Nachbarn. Die ersten Runden der Freizeit- und Profisportler sind absolviert. Keine Unfälle, keine größeren Schäden. Beim Blick auf die Starterliste fällt auf, dass die Emanzipation einen weiten Bogen um das Porsche-Fahren auf der abgesperrten Piste. Keine Frau am Steuer eines der schnellen Autos im Kampf gegen die Uhr und die Gegner. Erst bei den abendlichen Partys zieht die Gleichberechtigung ein. Die Männer stehen am Grill, ihre mitgereiste weibliche Begleitung sorgt für Stimmung und Getränkenachschub. Ein Familienfest eben.

Eine Festivität, auf der eine besondere Attraktion nicht fehlen darf, auch wenn sie sicher nicht der sportliche Höhepunkt der Rennsport Reunion ist. Mit einem Gewicht von 2,3 Tonnen und einer Motorleistung von 25 PS ist der historische Porsche-Traktor ein Publikumsliebling. Knallrosa lackiert und mit Heckflügel versehen, soll er eine Ehrenrunde drehen. Sein "Pilot" ist ebenfalls ein Star: John Oates, Frontmann des berühmten Popduos Hall & Oates ("Maneater"), musste zuvor seine Versicherung ausgetricksen.  Sie hat ihm eine Fahrt im Rennwagen während der laufenden Tournee untersagt. "Von einem Traktor ist im Vertrag nicht die Rede", berichtet der Popstar. "Ich habe in Colorado meine eigene Farm und einige Traktoren. Ich weiß, was man alles damit anstellen kann." Die Rundenzeit des Sängers ist übrigens nicht verbrieft.

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