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Subaru Crosstrek (2024): Bei uns spießig, drüben hip

06.02.2024 06:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der Subaru Crosstrek startet 2024 in 3. Generation auch in Deutschland. Bislang hieß der kompakte Offroader der Japaner Subaru XV. 
© Foto: Michael Blumenstein

Subaru gilt in Deutschland und Europa nicht unbedingt als „fancy“. Aber: Die Japaner haben eine Nische besetzt und bauen diese stetig aus. Und sie halten auch beim neuen Subaru Crosstrek an Traditionen fest. Danke, dafür.

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Subaru ist ein vergleichsweise kleiner Hersteller. Rund 18.000 Menschen arbeiten dennoch für den Automobilhersteller aus Japan. 1958 kam das erste Fahrzeug von Subaru auf den Markt, bis sie in Deutschland starteten, dauerte es noch gut 23 Jahre länger. Subaru war der erste Hersteller, der den Allradantrieb in Großserien-Pkw installierte. Das war eben der Subaru Leone (Mitte der 1970er), der in Deutschland in 2. Generation als Subaru 1800 den Anfang machte.

Der Allradantrieb hat es den Japanern angetan. Die allermeisten Modelle waren und sind seit den 1980ern mit dem 4x4-Antrieb ausgerüstet. Und rund eine Millionen Kunden vertrauen jedes Jahr aufs Neue auf Subaru – vor allem in Japan und in den USA. Gerade in den Staaten ist Subaru eher eine Lifestyle-Marke. Outdoor-Fanatiker, Sport-Enthusiasten und andere Bewegungs-Fans schwören auf die Marke mit dem Sternen-Himmel im Emblem – also genau das Gegenteil von dem, wie wir Subaru erleben. Bei uns gilt Subaru als „Förster-Auto“ und der deutsche Subaru-Fahrer ist im Schnitt 57 Jahre alt. Sportlich in anderer Weise, aber auch Förster bewegen sich im Schnitt mehr als der „Durchschnitts-Deutsche“. Damit liegt Subaru dennoch auf Platz zwei von hinten – nur Suzuki hat ältere Käufer.


Subaru Crosstrek (2024)

Subaru Crosstrek in Oasis Blue im Schnee schraeg von vorn fotografiert Bildergalerie

Aus XV wird nun auch in Europa und Japan Crosstrek

Ein bisschen pepp will Subaru nun mit dem neuen Crosstrek reinbringen. Er ist der Nachfolger des Subaru XV, der wiederum aussieht, wie ein höhergelegter Impreza und fortan auf den Namen Crosstrek hört. Crosstrek heißt der XV beispielsweise in den USA schon seit Markteinführung der ersten Generation, die 2012 auf den Markt kam. Crosstrek vermittelt Sportgefühl und das tut nun auch dem vergleichsweise kleinen Markt Deutschland gut. Seit 2012 hat Subaru hierzulande lediglich 23.000 XV verkauft. Und trotzdem ist es der XV der Topseller im Verkauf und der Crosstrek wird es bleiben. Ein Grund: Er markiert den Einstieg in die Subaru-Welt und ist nun sogar günstiger als der tiefergelegte Zwilling Impreza. Sportliche 34.740 Euro (brutto) werden als Basispreis aber aufgerufen. Ein Schnäppchen ist der Crosstrek also nicht – will er aber auch nicht sein, denn er hat einiges zu bieten, was man andernorts vergebens sucht, wie den Boxermotor, den Allradantrieb und das Automatikgetriebe. Schauen wir ihn uns den neuen Subaru Crosstrek mal an.

Innenaufnahme des Subarur Crosstrek 2024 mit Fahrer während der Fahrt im Schnee
© Foto: André Tillmann

Subaru Crosstrek: Viel Platz für Menschen, wenig fürs Gepäck

Der Crosstrek hat unübersehbare Subaru-Gene. Schön, denn Wiedererkennung ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Gerade in der Klasse der kompakten SUV, wo Subaru den Crosstrek verortet, der als „tiefergelegter“ Impreza ein normaler Kompaktwagen ist. Mit seiner Länge von knapp 4,50 Metern befindet sich der Crosstrek am oberen Ende des Segments. Das merkt man im Innenraum. Zumindest den Passagieren mangelt es nirgends an Platz. Selbst hinten sitzt es sich bequem und Kleinigkeiten, wie die komplett herunterfahrbaren Seitenscheiben, können ebenso erfreuen wie ein guter Sitzkomfort. Beim Gepäckabteil sieht das etwas anders aus. Nach Norm passen lediglich 315 Liter in den Kofferraum, das ist Kleinwagen-Niveau. Aber der Stauraum lässt sich gut ausnutzen und nach dem Umklappen der Rückenlehne entsteht eine ebene Ladefläche mit etwa 1.300 Litern Volumen. Vernünftige Verzurrösen gibt es im Kofferraum, kein Wunder, so muss ja auch mal das eine oder andere Wildschweinchen dort hinein.

Jäger und Förster sind hierzulande die traditionelle Klientel von Subaru und auch vom Crosstrek. So ist der Allradler außen wie innen entsprechend robust gestaltet und an den clever platzierten Bauteilen speziell geschützt, wie den Trittbrettern im Einstiegsbereich in den Fond, beispielsweise zum einfacheren Beladen eines Dachgepäckträgers. Die Haptik ist mittlerweile auf einem Niveau angekommen, an dem niemand auch nur ansatzweise meckern dürfte. Die Materialien sind fast schon fein, wirken zugleich aber langlebig und die Verarbeitung wirkt sehr solide. Bestätigt wird dies übrigens seit Jahren aus „dem Feld“: Subaru-Modelle gehören zu den zuverlässigsten Fahrzeugen. Erstaunlich, dass sie im Flottenbereich keine Rolle spielen – also so gar keine.

Neues Infotainmentsystem im Subaru Crosstrek

Weiter vorn im Crosstrek gibt es – da alles neu ist – auch Neues zu entdecken. Das Infotainmentsystem beispielsweise. Da ist Subaru sehr stolz drauf, dabei bietet es im Grunde nur das, was alle anderen auch bieten. Die Reaktionsschnelligkeit ist gut, die Menüstruktur meist sinnvoll gestaltet und es gibt wenig Grund zum Verzweifeln. Hier und da wünscht man sich Shortcuts, die an anderer Stelle vorhanden sind. So kommt man vom Radiomenü nur übers Hauptmenü ins Navigationssystem (11,6-Zoll-Display), dessen Bedienung sich nicht sofort erschließt. Kleinigkeiten. Schön, dass man viele Kacheln selbst anordnen kann und es dort auch eine „Bildschirm-Aus-Touchfläche“ gibt, die den großen Hochkant-Screen in den Schlafmodus versetzt, ohne Radio oder Navi auszuschalten. Eine der besten Erfingen im Automobilsektor war das Night-Panel von Saab. Ein Knopfdruck und alle nicht fahrrelevanten Infos wurden dunkel geschaltet. Das könnte man heute perfektionieren und es über Annäherungssensoren auch beim Infotainment, Klima- und sonstigen Bedieneinheiten aktivieren. Leider ist Saab tot und die Idee des Night-Panels auch. Dafür kommen dann so Nerv-Garanten wie die visuelle Fahrerüberwachung mittels Kamera ins Auto. Sobald der Blick zu lange in einen Bereich schweift, den die Innenraumkamera als nicht korrekt ausweist, fängt es an zu piepen und im Display kommen großflächige Anzeigen, man möge nach vorn schauen. Manche finden das gut, alle andere könnten die Kamera oben rechts im 11,6-Zoll-Bildschirm einfach mit einem schwarzen Isolierband abkleben. Ruhe.

Hilfreich fürs sichere Pilotieren ist Applecarplay und Android Auto. Denn das ist der erste Schritt, das Handy nicht in die Finger zu nehmen. Das Anschließen gelingt kabellos und schnell. Wer zwei Handys hat, verzichtet vielleicht auf Applecarplay, kann beide dafür aber via Bluetooth parallel koppeln und per Schnellbutton (unten links) im Startbildschirm einfach umschalten. Ein Fauxpas ist es indes, dass es noch keine Werkslösung fürs induktive Handyladen gibt. Eine passende Ablage ist vorhanden, im Zubehör von Subaru gibt es eine Schale, das wirkt jedoch wie 1999.

Ansonsten haben die Konstrukteure gute Arbeit geleistet. Ein zweistufiger Heckscheibenwischer ist heute ebenso keine Selbstverständlichkeit wie die beheizte Windschutzscheibe im unteren Bereich der Scheibenwischer-Parkposition. Die Außenspiegel lassen sich logisch per Drehschalter verstellen, einen eben solchen gibt es auch für die Lautstärkeregelung. Innenraumtemperatur links und rechts, Heckscheibenheizung und „Defrost“-Gebläse haben physische Tasten. So freut man sich mittlerweile über Dinge die „damals“ selbstverständlich waren, aber mehr und mehr durch virtuelle Lösungen, die während der Fahrt nicht ohne Blickabwendung von der Straße und damit Ermahnung von der Fahrer-Überwachungskamera, ersetzt werden. Gute, allerdings wenig einstellfreudige Sitze vorn und eine prima Sitzposition runden das fahrerfreundliche Arrangement ab.


Subaru Crosstrek

Preis: ab 34.790 € (brutto)
B4/1.995 cm3 | 100 kW/136 PS
182 Nm/4.000 U/min + E-Motor 17 PS/66 Newtonmeter
stufenlose Automatik | 198 km/h | 10,8 s
WLTP-Verbrauch: 7,7 S | 174 g/km
Abmessungen: 4.495 x 1.800 x 1.600 mm
Gepäckabteil: 315–1.297 Liter
Versicherung: HK 17 | VK 22 | TK 23
Wartungsintervall: 15.000/jährlich
Garantie: 5 Jahre | 160.000 km



Boxermotoren, Tradition bei Subaru

Bei den Antrieben geht Subaru seit jeher einen besonderen und vor allem eigenen Weg. Hier wird nichts zugekauft und die Eigenentwicklungen haben traditionell eins gemein: die Boxermotoren. Diese liegen tief unten im Motorraum, so auch beim Vierzylinder des Crosstrek, der per se keine komplette Neuentwicklung ist, aber fürs neue Modell adaptiert wurde, um die strengen Abgasvorschriften der EU zu meistern. Verloren hat er im Vergleich zu XV auf dem Papier 14-Verbrenner-PS. 136 sind es in Summe. Unterstützt wird der Vierzylinder-Benziner von einem ins Automatikgetriebe integrierten E-Motor (daher der Name e-Boxer), der knapp 17 PS und rund 70 Newtonmeter zusätzlich mobilisiert und kurze Strecken im E-Modus ermöglicht. Das Anfahren geht flink von der Hand und jede Beschleunigung unterhalb von 100 km/h ist per se flott. Auf der Autobahn wird es dann jedoch entweder zäh oder aufgrund der hohen Drehzahlen laut. Die Topspeed von 198 km/h haben wir auch mit ellenlangem Anlauf nicht mal auf dem Tacho erreicht. Zur Verteidigung muss hinzugefügt werden, dass der Crosstrek keine 700 Kilometer auf dem Tacho hatte. So oder so werden turboverwöhnte Druck vermissen.

Schuld an den hohen Drehzahlen hat oft die Automatik. Hier vertraut Subaru weiterhin der Lineatronic getauften stufenlosen Schaltung. Die Arbeitsweise ist weitgehend bekannt und überzeugt nach wie vor wohl nur die extrem entspannten Zeitgenossen. Wer oftmals eine höhere Leistungsanfrage stellt, wird mit hohen Drehzahlen belästigt. Ruhige Fahrer rollen hingegen oft mit leicht erhöhtem Standgas durch den Verkehr. Das wird leider nicht mit niedrigen Verbrauchswerten garniert. Laut WLTP sind es für diese Fahrzeug- und Leistungsklasse recht hohe 7,7 Liter. Zum Vergleich: Ein VW T-Roc 2.0 TSI 4 Motion ist mit 7,3 Litern angegeben, bei deutlich mehr Dynamikpotenzial (190 PS/320 Nm). Das Positive: Der Realverbrauch des Crosstrek liegt wohl meistens knapp darunter. Wer auf der Autobahn flott fährt (schnell geht nicht), muss mit knapp zehn Litern rechnen und wird entsprechend früh an den 48-Liter-Tank erinnert.

Detailfoto vom Tacho im Subaru Crosstrek
© Foto: Michael Blumenstein

Astrein abgestimmtes Fahrwerk im Subaru Crosstrek

Dem Motor-Getriebe-Set-up kommt das montierte Fahrwerk zugute. Zuerst das, was Subaru-Fans interessiert: 22 Zentimeter Bodenfreiheit. Das gibt es sonst in der Klasse nicht. Ein stabiler Unterfahrschutz ist ebenso inklusive. So gewappnet geht es spielend über die Waldwege zum Hochstand und auch deutlich mehr erschreckt den Crosstrek nicht sofort. Gepaart ist die hohe Bodenfreiheit mit einem sehr komfortablen Fahrwerk. Hier werden Erinnerungen an die Zeiten wach, in denen es noch wirklich komfortable Automobile gab, bei denen die Ingenieure einen tollen Kompromiss aus Komfort und im Alltag „notwendiger“ Fahrdynamik sowie -sicherheit fanden. Aus genau jener Zeit scheint jedoch auch der Wartungsintervall zu stammen: 15.000 Kilometer oder ein Mal im Jahr sind eher ein Witz.

Von den rund eine Million verkauften Subaru im Jahr 2023 wurden in den USA sagenhafte 632.000 Fahrzeuge an „die coolen Leute“ abgesetzt. Deutschland beteiligte sich an der Gesamtsumme mit sparsamen 4.600 Einheiten – die meistens an die erwähnten 57-Jährigen gingen. Dass Subaru Deutschland 2024 nun mindestens 2.000 Crosstrek und 5.800 Subaru insgesamt absetzen wird, ist sich Deutschland-Geschäftsführer Volker Dannath ziemlich sicher. Wir übrigens auch, selbst wenn die Flottenzulassungen weiterhin nicht durch die Decke gehen werden; schließlich werden „die Alten“ mehr (zwinkerzwinker).

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KOMMENTARE


Michi

07.02.2024 - 11:33 Uhr

Wartungsintervall 15.000 km oder 1x jährlich ist doch keine Seltenheit. Hyundai/Kia haben das z.B. auch und jeder, der sich ein bißchen mit Technik auskennt weiß, dass es der Motor danken wird.


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